Riesiger Wärmespeicher für Mettmenstetten?

Wärmeverbund startet definitiv im nächsten Jahr

Prüfen mit der Realisierung des Mettmenstetter Wärmeverbunds den Bau eines riesigen unterirdischen Wärmespeichers (von links): Renercon-CEO Andreas Stalder und Energieberater Sascha Christen sowie Umag-Geschäftsführer Ueli Müller gaben entsprechend Auskunft. (Bild Daniel Vaia)

Prüfen mit der Realisierung des Mettmenstetter Wärmeverbunds den Bau eines riesigen unterirdischen Wärmespeichers (von links): Renercon-CEO Andreas Stalder und Energieberater Sascha Christen sowie Umag-Geschäftsführer Ueli Müller gaben entsprechend Auskunft. (Bild Daniel Vaia)

Geplante Etappierung des Wärmeverbunds in Mettmenstetten: Nächstes Jahr sollen Liegenschaften in der blauen Zone angeschlossen werden, danach folgen die braune (2027) und die grüne Zone (2028). Ganz links der geplante Standort der neuen Holzschnitzelheizung (Viereck mit grüner Flamme). Angaben zum möglichen Standort des Wärmespeichers wurden nicht gemacht. (Grafik Renercon)

Geplante Etappierung des Wärmeverbunds in Mettmenstetten: Nächstes Jahr sollen Liegenschaften in der blauen Zone angeschlossen werden, danach folgen die braune (2027) und die grüne Zone (2028). Ganz links der geplante Standort der neuen Holzschnitzelheizung (Viereck mit grüner Flamme). Angaben zum möglichen Standort des Wärmespeichers wurden nicht gemacht. (Grafik Renercon)

Es ist ein geradezu visionäres Projekt: ein riesiger unterirdischer Wärmespeicher in Mettmenstetten. Von ihm aus könnten dereinst Teile des Dorfs im Winter ganz oder mindestens teilweise mit Wärme versorgt werden. CO2-neutral. Das Projekt wurde am Dienstagabend im Singsaal des Schulhauses Wygarten 1 anlässlich eines Informationsanlasses zum geplanten örtlichen Wärmeverbund vorgestellt – zur Überraschung der gut 60 Zuhörerinnen und Zuhörer.

Denn sie waren in erster Linie gekommen, um von der Knonauer Firma Renercon zu erfahren, wann und wie es mit dem vor zwei Jahren lancierten Wärmeverbund weitergeht. Gemäss ursprünglichen Plan hätten die ersten Mettmenstetter Haushalte schon in diesem Winter ans lokale Fernwärmenetz angeschlossen werden sollen. Doch daraus wurde aus verschiedenen Gründen bisher nichts. Dies führte bei manch involvierten Hausbesitzern mittlerweile zu einiger Nervosität, wie sich am Infoabend in der Fragerunde zeigte.

Wärmeverbund in Etappen

Die Antwort von Renercon-Energieberater Sascha Christen: Das Projekt startet definitiv im kommenden Jahr. Im Winter 2026/2027 würden die ersten Häuser und Wohnungen über den Wärmeverbund geheizt. Gleichzeitig versprachen Christen und Renercon-Geschäftsführer Andreas Stalder: «Wir lassen niemanden hängen.» Man habe noch immer für alle Vertragspartner eine Lösung gefunden. Dabei profitiere man von der jahrelangen Erfahrung mit realisierten Fernwärmeprojekten in Bonstetten, Hedingen, Rümlang und Huttwil – nebst verschiedenen neuen Projekten, etwa in Eglisau. Auch dort sei es teilweise zu Verzögerungen gekommen, aber «hatte niemand kalt und niemand musste kalt duschen», so Stalder. An den Wärmeverbund im Mettmen-stetten angeschlossen werden als Erstes Liegenschaften im Gebiet rund um die Erspachstrasse. Sie sollen vorderhand über die bereits bestehende Erspach-Schnitzelheizung versorgt werden. 2027 sollen Liegenschaften im Zentrum dazu kommen, 2028 jene südlich der Bahnhofstrasse.

Die Energie für das gesamte Gebiet soll eine neue, grosse Holzschnitzelheizung im Industriegebiet liefern, finanziert und betrieben vom Mettmenstetter Forstunternehmen Umag. Pläne der Anlage waren am Dienstag auf Stellwänden zu besichtigen. Laut Umag-Geschäftsführer Ueli Müller soll das Projekt schon bald der Gemeinde zur Bewilligung vorgelegt werden. Speziell an der Anlage wird unter anderem sein, dass neben Holzschnitzeln auch Holzabfälle aus Gärten und der Landschaftspflege verbrannt werden können. Dazu sind herkömmliche Schnitzelheizungen nicht in der Lage. Ziel des Mettmenstetter Wärmeverbunds ist im Endausbau ein Wärmeabsatz von 4000 MWh pro Jahr. Bisher hat die Genossenschaft Renercon Lieferverträge für ein Drittel dieser Menge abschliessen können. Stalder gibt sich überzeugt, dass noch viele weitere dazukommen werden: «Viele Hausbesitzer warten erst mal ab und schauen, ob es auch wirklich läuft, bevor sie zusagen.» Zudem seien Zusagen etlicher Eigentümergemeinschaften noch offen, dort benötigten Entscheide zwangsläufig etwas länger. Für die Realisierung der zweiten Etappe (2027) brauche es zurzeit noch rund 30 Prozent neue Verträge.

20-fache Grösse eines Schwimmbeckens

Für die meisten völlig neu war am Dienstag die Ankündigung, dass mit dem Bau des Wärmeverbunds auch der Bau eines riesigen unterirdischen Wärmespeichers geprüft wird. Er soll bis zu 20000 Kubikmeter Wasser fassen, welches im Sommer mit Energie aus Photovoltaikanlagen auf 80 bis 90 Grad geheizt wird. Im Winter würden dann mit der Wärme Liegenschaften geheizt. Um sich eine Vorstellung von der Dimension machen zu können: Das Fassungsvermögen entspräche der 20-fachen Grösse eines Badi-Schwimmbeckens von 50 Metern Länge, 10 Metern Breite und 2 Metern Tiefe.

Zumindest auf dem Papier würde der Speicher gleich mehrere drängende Probleme lösen: Die im Sommer von Solaranlagen zu viel produzierte Energie würde nicht verloren gehen, das Stromnetz würde entlastet und die Abhängigkeit von Energielieferungen aus dem Ausland massiv reduziert. Und Mettmenstetten würde mit dem Pionierprojekt wohl landesweit Schlagzeilen machen.

Ob das Vorhaben politisch und technisch realisierbar ist – und nicht zuletzt auch finanzierbar – will die Renercon innerhalb des nächsten Jahres herausfinden. Stalder: «Es kann scheitern, es kann aber auch gelingen.» Derzeit stehe man in Schaffhausen mit einem ähnlichen, zehn Mal grösseren Vorhaben in der Bewilligungsphase. Dort soll über den Speicher dereinst die ganze Stadt mit Wärme versorgt werden. Klar sei in Mettmenstetten, dass die Speicher-Idee die Realisierung des Wärmeverbunds «nicht signifikant verzögern darf».

Ebenfalls neu ist, dass in Mettmenstetten mit dem Bau der notwendigen Leitungen für den Wärmeverbund auch Leitungen für die künftige Kühlung von Gebäuden verlegt werden. Studien des Bundes gingen davon aus, dass aufgrund des Klimawandels bis im Jahr 2050 für die Beheizung von Gebäuden ebenso viel Energie aufgewendet werden muss, wie für das Kühlen, so Christen. Voraussetzung für den Anschluss einer Liegenschaft an das Kühlsystem seien vorhandene Bodenheizungen oder ein zentrales Lüftungssystem.

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