Ein Lehrer sucht nach seiner Klasse

Max Bannholzer organisiert am Samstag eine Klassenzusammenkunft – und plant eine besondere Würdigung

Primarlehrer Max Bannholzer (hinterste Reihe, 3. v. l.) mit seiner Primarschulklasse in Stallikon. (Bild zvg)

Primarlehrer Max Bannholzer (hinterste Reihe, 3. v. l.) mit seiner Primarschulklasse in Stallikon. (Bild zvg)

Manchmal verrät die Stimme etwas über das Alter eines Menschen. Etwa, weil sie heiser klingt oder zittrig. Bei Max Bannholzer, der vor einiger Zeit auf der Redaktion anrief, erwies sich dieser Anhaltspunkt als falsche Fährte. Er sei auf der Suche nach seiner Primarschulklasse, die er einst in Stallikon unterrichtet hatte, erzählte er. Er sprach schnell, seine Stimme klang kraftvoll, energisch fast, sodass man kurz stutzte, als er die Klassenjahrgänge erwähnte, die er sucht: 1963 und 1964. Die damaligen Schülerinnen und Schüler (geboren zwischen 1952 und 1955) sind heute also gegen 70-jährig.

Doch Max Bannholzer war ja selber erst 21-jährig (und damit nur gerade zehn Jahre älter als seine Schüler), als er damals, 1963, in Stallikon seine erste Stelle als Primarlehrer antrat. Ursprünglich hatte er sich das Limmattal oder die Region linker Zürichsee als ersten Arbeitsort gewünscht. «Aber dänn häts mich nach Stallike preicht.» Als einer von zwei Hauptlehrern betreute Bannholzer nun 36 Schülerinnen und Schüler – gemischt von der vierten bis zur sechsten Klasse.

Obwohl es ein herausfordernder Berufsstart gewesen sei, erinnert sich Max Bannholzer mit Freude an seine Zeit im Säuliamt zurück. «In Stallikon wurde ich vom damaligen Schulpräsidenten Ernst Dubs Klarheit und Fairness gelehrt. Ausserdem lernte ich, Kompromisse zu schliessen.» Zwei Jahre unterrichtete Max Bannholzer in Stallikon, danach bildete er sich zum Sekundarlehrer weiter und unterrichtete bis zu seiner Pensionierung an der Sekundarschule in Wädenswil.

Die Klasse forderte einen Fussweg

Dass er nun, rund 60 Jahre später, in Stallikon eine Klassenzusammenkunft organisiert, hat vor allem mit einem Schüler aus der damaligen Klasse zu tun: Es ist Peter Haffner, der Journalist wurde und für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet wurde; darunter mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis (1994) oder mit dem Zürcher Journalistenpreis (1994 und 1998). Im vergangenen Jahr wurde ihm zudem der Zürcher Journalistenpreis für das Gesamtwerk überreicht.

Peter Haffner hatte als Viertklässler einen Brief an den Gemeinderat verfasst, um sich entlang der Reppischtalstrasse für mehr Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler einzusetzen. Die Strecke sei damals nicht nur als Schulweg, sondern von den Autofahrern auch für das eine oder andere rasante Test- und Bremsmanöver genutzt worden, erinnert sich Max Bannholzer. Die Klasse habe die Situation zum Anlass genommen, dem Gemeinderat einen Brief zu schreiben. Haffners Zeilen mit dem Titel «Muss es noch ein Toter geben?» haben Bannholzer am meisten überzeugt und wurden seinem Schreiben beigelegt. Das Anliegen stiess beim Gemeinderat auf offene Ohren. Seit Jahren besteht nun zwischen Sellenbüren und Stallikon ein Fuss- und Radweg.

Als Peter Haffner im April 2023 den Zürcher Journalistenpreis für das Gesamtwerk entgegennehmen durfte, erwähnte er Stallikon in seiner Laudatio. Max Bannholzer, seinerseits als Gast anwesend, bracht das auf die Idee, den Geh- und Radweg in «Peter Haffner Weg» umzubenennen. Dieses Vorhaben wird nun Wirklichkeit – zumindest für die Dauer der 900-Jahre-Feier. Am Samstagnachmittag ab 15.30 Uhr werden die beiden temporären (und notabene selbstgemachten) Schilder an der Reppischtalstrasse eingangs Stallikon in Anwesenheit von Peter Haffner enthüllt. «Meine ehemalige Klasse und alle Interessierten sind bei dieser kleinen Zeremonie herzlich willkommen», sagt Max Bannholzer.

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