Ein schweizweites Pilotprojekt feiert Jubiläum

Serie «Vor X Jahren»: Vor 30 Jahren ging der Holzwärmeverbund in Affoltern ans Netz

Sorgen für einen reibungslosen Betrieb bei der HEA Holzenergie AG (von links): Hans-Jakob Strehler, Herbert Stähli, Silvio Stähli und Andreas Rubin. (Bilder Werner Schneiter)

Sorgen für einen reibungslosen Betrieb bei der HEA Holzenergie AG (von links): Hans-Jakob Strehler, Herbert Stähli, Silvio Stähli und Andreas Rubin. (Bilder Werner Schneiter)

Die beiden Holzheizkessel mit Leistungen von 2 beziehungsweise 5 Megawatt.

Die beiden Holzheizkessel mit Leistungen von 2 beziehungsweise 5 Megawatt.

Die HEA Holzenergie AG will ihren Holzwärmeverbund in Affoltern bis 2041/42 von 24 auf 36 Megawattstunden ausbauen. Inzwischen sind im Bezirkshauptort 253 Grundstücke ans Netz angeschlossen.

Vor genau 30 Jahren wurde die Heizzentrale am Kronenplatz mit einem Tag der offenen Türe eingeweiht. «Die Realisierung hat viel Mut, Kraft und Energie gefordert», sagte der damalige Präsident der Heizgenossenschaft (HGA), Kurt Dennler, im Rahmen der Feier. Stolz schwang zu dieser Zeit mit, weil es sich um ein schweizweites Pilot- und Demonstrationsobjekt mit 6,6 Megawatt Gesamtleistung handelte. Im Rahmen eines Konjunkturförderungsprogramms steuerte der Bund 700000 Franken bei. Das Bundesamt für Energiewirtschaft beteiligte sich mit 354000 Franken, der Kanton Zürich mit 177000 Franken. Affoltern verblieben Nettoinvestitionen von 7,8 Millionen Franken, woraus ein Wärmepreis von 7,5 Rappen pro kWh resultierte – ein konkurrenzfähiger, wie damals betont wurde.

Holz aus heimischen Wäldern

Der Startschuss erfolgte an der Gemeindeversammlung im Jahr 1993. Nach Betriebsaufnahme im Jahr 1995 kam es zu finanziellen Verwerfungen; die Gemeindeversammlung «musste» Geld nachschiessen, rund 2,4 Millionen Franken. Die HGA wurde 1999 saniert und – unter Beteiligung der Gemeinde – in eine AG überführt, die sich heute HEA Holzenergie AG nennt. Seit Betriebsaufnahme im Oktober 1995 konnten kontinuierlich neue Wärmekunden ans Netz angeschlossen werden; 1997 waren es 120, bis dato sind 253 Grundstücke am Netz – dies, nachdem die Anlage im Jahr 2012 erneuert und ausgebaut werden musste, aus zwei Gründen: Die Kapazitätsgrenze war erreicht, und die Produktionsanlagen erreichten das Ende ihrer Lebensdauer. Heute werden die beiden Holzheizkessel mit 5 und 2 Megawatt in der Zentrale am Kronenplatz mit Holzschnitzeln der IGE Energieholz Knonaueramt aus der Region gespiesen. Sie stammen aus einem Umkreis von 20 Kilometern. 1 Megawatt stammt aus der Wärmerückgewinnung, was eine Erzeugungsleistung von 8 Megawatt ergibt.

Derzeit misst das Fernwärmenetz im Bezirkshauptort 8,8 Kilometer. Die Kunden beziehen gesamthaft zirka 24 Gigawattstunden, womit 2,5 Millionen Liter Heizöl substituiert werden und die CO2-Reduktion fast 8000 Tonnen pro Jahr beträgt. Für die Kundschaft liegt der kWh-Preis bei 10,15 Rappen, der Jahresgrundpreis bei 85 Franken. «Seit der Erneuerung und Erweiterung der Anlage lag unser Fokus auf Betriebsoptimierung und auf der Rückzahlung von Schulden. Aktuell sind wir bei einem Umsatz von jährlich rund 3,6 Millionen Franken schuldenfrei und können einen kleinen Gewinn ausweisen», sagt Hans-Jakob Strehler, HEA-Geschäftsführer ad interim. Nicht ohne Stolz verweist er auf einen nationalen Spitzenwert: Für die Abdeckung der Spitzenlast in den Wintermonaten beträgt der Anteil nicht erneuerbarer Energieträger lediglich 0,4 Prozent. Andernorts liegt er bei 20 bis 30 Prozent.

Ausbaupotenzial vorhanden

Nach einer Phase der Betriebsoptimierung liegt nun der Fokus wieder auf dem Ausbau des Fernwärmenetzes, das aus vier Ästen besteht. Der Hauptast der Holzwärmeversorgung liegt im Gebiet Oberdorf. «Die Nachfrage ist in ganz Affoltern steigend», stellt Hans-Jakob Strehler erfreut fest. Er verweist auf weiteres Potenzial in den Ästen Butzen und Seewadel. Nebst vielen privaten Liegenschaften beziehen unter anderen das Stadthaus, sämtliche Schulhäuser, das Alterswohnheim, das Bezirksgebäude und das Spital Wärme aus Holz. Beim neuen Gebäude des kantonalen Tiefbauamtes an der Industriestrasse ist die Leitung im Haus. Und auch der Brauipark, wo neben Wohnraum für 300 Personen auch Raum für 100 Arbeitsplätze entsteht, wird mit Holzwärme versorgt. So ganz ohne Konkurrenz ist die HEA etwa mit Blick auf Hersteller von Wärmepumpen freilich nicht. Aber zuversichtlich, dass das Netz weiter ausgebaut werden kann. So sind bis 2050 Investitionen von gut 22 Millionen Franken geplant. Die Leistung soll bis 2041/42 von heute 24 auf 36 Gigawattstunden erhöht werden. Der geplante Ausbau kann aus eigenen Mitteln finanziert werden, wobei die HEA – wie viele Unternehmen – in einer expansiven Phase zeitlich begrenzt auf Fremdkapital angewiesen sein wird. Der Anteil fossiler Brennstoffe, die zur Spitzenlastabdeckung nötig sind, soll maximal fünf Prozent betragen. «Für die gesamte Spitzenlastabdeckung fehlen heute erneuerbare Ersatztechnologien. Ziel ist es, fossile Brennstoffe durch Green Fuels zu ersetzen und so vollständig CO2-neutral zu werden», erklärt Hans-Jakob Strehler. Die Frage, ob eine zusätzliche Erweiterung über den geplanten Zustand von 36 GWh hinaus möglich wäre, hänge vom vorgesehenen Umfang ab, der letztlich auch finanzierbar sein müsse.

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