«Kunst ist viel mehr als nur Dekoration»
Am Polit-Stamm der Grünen wurde für einmal weniger über Politik als über Kunst geredet

Mit einem neuen Format wollen die Grünen Bezirk Affoltern ihre Anhängerinnen und Anhänger motivieren, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen und ihre Ansichten in den politischen Diskurs einzubringen.
Damit das auch Spass macht und in einem ungezwungenen Ambiente stattfinden kann, bieten die Grünen um ihren Präsidenten, Kantonsrat Thomas Schweizer, den sogenannten Polit-Stamm an. «Er findet heute zum fünften Mal statt», erzählt Schweizer am Mittwoch im Eventlokal «aff» in Affoltern, wo abends ein gutes Dutzend Personen bei Cola und Bier zusammensitzt und über Politik und Kunst philosophiert. Im Frühjahr wurde das neue Format lanciert. Bis zu 20 Personen waren schon da. Die letzten Male ging es mehr um politische Themen. Vor allem im Vorfeld von Abstimmungen. «Das neue Format funktioniert gut», sagt Schweizer.
Damit die Diskussion über Kunst nicht im Oberflächlichen verbleibt, hat Gesprächsleiter Stefan Kessler zwei im Knonauer Amt bekannte Kunstexpertinnen eingeladen, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Kunstverständnis im Laufe des Abends auch zwei durchaus pointierte Positionen einnehmen sollten: Zu Gast sind also Marlies Achermann-Gisinger, bekannt unter anderem für die Organisation der in diesem Jahr bereits zum siebten Mal stattfindenden offenen Ateliers in Bonstetten, Stallikon und Wettswil sowie Carmen Cabert Steiner, ebenfalls aus Bonstetten. Auch Cabert Steiner ist weit über ihr Dorf hinaus bekannt für ihre künstlerische Tätigkeit, derzeit zum Beispiel für ihre Beteiligung an der aktuellen Hexenausstellung in der reformierten Kirche in Affoltern.
«Kunst ist ja eigentlich nicht nur Dekoration, Kunst ist viel mehr, sie eröffnet neue Perspektiven und berührt uns dort, wo andere mit Worten nicht mehr weiterkommen», sagt Kessler eingangs. Er macht damit das Thema auf für eine weite Diskussion über die zahlreichen Facetten der bildenden Kunst, die zudem von vielen Menschen unterschiedlich wahrgenommen werden. Interessant wird die Diskussion, als die unterschiedlichen Positionen von Cabert Steiner und Achermann thematisiert werden. Achermann sagt sinngemäss, Kunst könne aus ihrer Sicht zwar politisch sein, das müsse aber nicht zwingend so sein. Ihre eigene Kunst sei so angelegt, dass man zwei- bis dreimal hinschauen müsse, bis man einen politischen Inhalt finde: «An meinen Bildern sollen sich die Betrachtenden freuen. Politik ist nicht so mein Anspruch.» Cabert Steiner betont dagegen: «Ich finde, man muss sich politisch äussern.» Zum Beispiel angesichts der Hexenjagden, die aktuell auf Social Media immer wieder stattfinden würden. «Auch im kleinen Rahmen muss es politisch sein», so Cabert Steiner.
Damit ist der Rahmen gesetzt. Was folgt, ist eine rege Diskussion über Diktaturen, Protest, Widerstand, Schönheit, Bildungspolitik und vieles mehr – was das weite Feld der Kunst und ihrer Wahrnehmung widerspiegelt. Das Fazit: Es gibt eigentlich keines. Kunst ist aber ein Spiegel der Gesellschaft, ist so vielfältig wie die Menschen selbst und bleibt darum stets spannend.
Der nächste Polit-Stamm findet am Mittwoch,12. November, von 19.30 bis 21 Uhr im Eventlokal «aff» in Affoltern statt. Thema: die beiden kantonalen Vorlagen «Mehr bezahlbare Wohnungen» und die «Änderung des Strassengesetzes»