Ein Tête-à-Tête vor Publikum
Seit Mitte Januar ist auf der Streaming-Plattform oneplus das Verkupplungs-Format «First Dates – Znacht für zwei» zu sehen. Mit dabei sind auch Aline Herger aus Knonau und Gabriela Stettler aus Mettmenstetten.

Liebe geht ja irgendwie immer. Im Unterhaltungsfernsehen, wo mit den Emotionen gerne frontal auf die Frau oder den Mann gespielt wird, erst recht. Da überrascht es wenig, dass die Sender dem Publikum laufend neue Formate servieren, um von diesem Quoten-Soufflé namens «Herzschmerz» möglichst viel zu naschen. Auch ein TV-Sender lebt schliesslich nicht nur von Luft und Liebe, selbst wenn man das, der Logik folgend, anders vermuten könnte.
So entstehen Sendungen wie «Bauer, ledig sucht...», «Take me out», «Traumfrau gesucht» oder das Format «Hochzeit auf den ersten Blick». Dort lässt der deutsche Sender Sat. 1 seine Single-Kandidatinnen und -Kandidaten in Blind-Date-Manier vor den Traualtar treten, um sie quasi direkt ins kalte Ehe-Wasser zu schubsen. Strampelt mal schön! Soll ja Wellen schlagen, so eine Fernseh-Show.
Etwas weniger verbindlich geht es bei der Verkupplungs-Show «First Dates» zu und her. Auch dort sehen sich die Singles vor laufenden Kameras zum ersten Mal, doch statt zu heiraten, lernen sie sich bei einem Essen kennen und entscheiden am Ende ihres Dates, ob sie sich wiedersehen wollen. Zunächst gab es das Format nur in England, doch weil es – Überraschung! – reizvolle Quoten erzielte, läuft es mittlerweile in adaptierter Form in fast zwei Dutzend Ländern. Im Jahr 2015 wurde es vom Sender Sixx und später von Vox eingedeutscht («First Dates – ein Tisch für zwei») und nun auch vom Streamingdienst oneplus eingeschweizert («First Dates – Znacht für zwei»). Seit dem 19. Januar läuft die erste Staffel.
Gastgeber innerhalb der Restaurant-Kulisse ist der Radio- und TV-Moderator Maximilian Baumann. Er führt durch das Date, und natürlich begrüsst er die Singles am Eingang. So auch die 25-jährige Barkeeperin Amanda aus dem Thurgau, die in Episode 1 als Erste im Restaurant erscheint. «Suechsch du ... de Diego?», fragt er sie und öffnet vorsichtig die passende Schublade: «tönt ... foreign», also ausländisch, «... villicht en Latino?» «Weä weiss», strahlt Amanda, weä schöö.»
Nachdem sich Amanda am Tresen ein Glas «Ewigi Liebi» bestellt hat (das Getränk klingt etwa so spritzig wie ein Pingu-Sirup, dabei wünscht man ihr in diesem Moment von Herzen etwas Hochprozentiges an die Seite), pirscht sich Maximilian weiter an die Traummann-Front heran: «Muess er muskulös si?», will er wissen. «Also so en Muskulöse weä halt scho... Ich wött halt so en Ma, wo mi cha beschütze, weisch», erklärt sie ihm, und er fragt: «Vor waas?»
Diego – so viel sei schon ausgeplaudert – ist dann leider kein breitschultriger Latino, sondern ein normalgebauter Coiffeur aus dem Aargau, und als er sich neben Amanda an die Bar gesetzt hat und erfährt, dass sie einen «Ewigi Liebi» trinkt, lacht er auf: «Passt.» Und sie, ganz Diplomatin, lächelt und antwortet: «Wer weiss.»
Eine Dating-Show? «Wieso auch nicht»
Fragen zwischen Voyeurismus und Comedy, eine schaurige Drinkkarte und Musik-Einspieler, die der Dramaturgie der Sendung so hilflos zudienen, dass man stattdessen «Vorsicht, Pointe!!!» einblenden könnte. In diesem mastigen Ambiente bietet das Format «First Dates – Znacht für zwei» exakt, was es verspricht: eine Show.
Und mit Shows kennt sich Aline Herger aus Knonau aus: «Fernsehkameras sind für mich überhaupt keine Hemmschwelle», sagt sie. Im Gegenteil: Die 31-Jährige hat eine Tanz-, Gesangs- und Schauspielausbildung absolviert, singt ab und zu auf Hochzeiten oder an Festen und als eine Freundin im Frühjahr 2021 meinte: «Meld’ dich doch bei ‹First Dates› an», dachte sie sich: «Wieso auch nicht?»
Sie sei die Show entspannt angegangen, erzählt sie am Telefon: «Ich hab mir da nicht so viel Druck gemacht. ‹Vielleicht wirds was›, dachte ich, und wenn nicht, hab ich einfach eine gute Zeit.» Im Fragebogen, den sie vorab ausfüllen musste, wünschte sich Aline, die als selbstständige Hundesitterin und -trainerin arbeitet, «einen grossen, dunkelhaarigen und sportlichen Mann». Ob der 34-jährige Marc aus dem Kanton St. Gallen ihrer Vorstellung entspricht? Zeigen wird sich das am 9. Februar bei der Ausstrahlung der Folge. Auf jeden Fall, so viel hat Aline schon verraten, wird sie im Restaurant spontan eine Gesangsprobe zum Besten geben.
Angst vor einem «stummen Fisch»
Vier Wochen nach Aline Herger, am 9. März, wird dann in Folge 12 auch Gabriela Stettler aus Mettmenstetten bei «First Dates» zu sehen sein. Ursprünglich, sagt die 53-jährige Coiffeuse, habe sich eine Freundin für die Sendung angemeldet. «Das tönt doch lustig», habe sie sich gedacht, und sich spontan ebenfalls angemeldet, um die Freundin zu begleiten. Blöderweise haben die Show-Produzenten schlussendlich nur für Gabriela einen Dating-Partner gefunden. Für sie war es das erste Blind Date. Das alleine habe ihre Nervosität gesteigert, und das Wissen darum, dass das Ganze gefilmt und später ausgestrahlt werde, erst recht. Gabriela erzählt, sie habe versucht, das Treffen «einfach auf sich zukommen zu lassen». Allerdings habe sie Bedenken gehabt, dass es nicht genügend Gesprächsstoff geben könnte. «Meine grösste Angst war, dass mein Vis-à-vis so ein stummer Fisch ist. Dann wirds ja noch verkrampfter!» Ob Oliver sie positiv überrascht hat? Gabriela sagt: «Da müssen Sie die Sendung schauen.»