Die sek mättmi gewinnt den "Watt d'Or"

Die Säuliämtler Schule gehört zu den Gewinnern 2024 des renommierten Schweizer Energiepreises

Roger Balmer (links), Inhaber Pro-Energie GmbH, und Markus Ruggiero von der Schulpflege der sek mättmi. (Bild zvg)

Gestern Donnerstag ist eine Delegation der Sekundarschule Knonau-Maschwanden-Mettmenstetten nach Bern gereist, um sich – passend zur Jahreszeit – eine Schneekugel überreichen zu lassen. Sie kam auf einem Holzsockel daher, denn: Es handelt sich dabei um eine Trophäe, genauer um den Schweizer Energiepreis «Watt d’Or», den das Bundesamt für Energie seit 2007 vergibt.

In vier Kategorien werden damit aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich gewürdigt. Der Preis soll Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken. Eingereicht wurden dieses Jahr insgesamt 42 Projekte. Dotiert ist der «Watt d’Or» nicht, es werden also keine Preisgelder ausgeschüttet. Für Markus Ruggiero, Infrastruktur-Verantwortlicher der Schulpflege, schmälert das die Freude nicht: «Der Preis fühlt sich an wie ein Lotto-Sechser. Dass sich unser Projekt durchsetzen konnte, kommt für uns überraschend und freut uns total.» Ruggiero erinnert sich an den Moment Ende August, als ihm die frohe Botschaft am Telefon überbracht wurde: «Ich war im ersten Moment derart perplex, dass ich mich mit einem Rückruf vergewisserte, ob ich tatsächlich richtig gehört hatte.»

Eine intelligente Box brachte die Lösung

Dass die sek mättmi nun in der Kategorie «Gebäude und Raum» gewürdigt wird, kam so: Bereits 2011, als ein Heizkessel saniert werden musste, prüfte die Schule Alternativen zur bestehenden Ölheizung, die damals pro Jahr rund 75000 Liter Öl verbrannte. Gesucht war eine Energielösung, mit der es gelingen würde, möglichst viel CO2 einzusparen und zugleich möglichst viel Energie selbst zu produzieren. Das sei allerdings gar nicht so einfach gewesen, sagt ­Markus Ruggiero: Eine Wärmepumpe kam wegen des grossen Energiebedarfs des Hallenbads nicht in Frage, ein Erdsondensystem wiederum nicht aufgrund der hohen Investitionskosten. «Wir suchten nach einer Lösung, mit der sich unser Investment möglichst optimal ­refinanzieren lässt», sagt Ruggiero. Im Sommer 2019 lernte er Roger Balmer kennen, den Inhaber der Pro-Energie GmbH. Er vertreibt gemeinsam mit Roland Zwingli die Hybridbox, also eine intelligente Energiezentrale. Mit ihr gelingt es, sämtliche energetischen Disziplinen in einem Gebäude zu vereinen. Das patentierte Produkt wurde im Jahr 2021 im Rahmen eines anderen Projekts bereits einmal mit dem «Watt d’Or» ausgezeichnet. Es regelt nun in der sek mättmi Heizung, Kühlung, Abwärmenutzung, Stromproduktion für den Eigenverbrauch oder die Einspeisung ins Netz; genauso wie die mit Biogas betriebene Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlage (WKK), die im Winter neben Wärme auch Strom (90 kW) produziert. Damit erfüllt die sek mättmi bereits ab 2050+ die Energieziele des Bundes. Im Dezember 2021 genehmigten die Stimmberechtigten dafür zwei Investitionskredite von rund 1,7 Millionen Franken. Als die Finanzierung gesichert war, wurden mittels Messpunkten zunächst die tatsächlichen Energieflüsse der Schulanlage eruiert. So konnten bereits erste Energiefresser eliminiert werden. Etwa, indem alte Lüftungsanlagen und Boiler ersetzt wurden. Das neue Energiesystem mit PV-Anlagen, Wärmepumpen und der erwähnten Wärme-Kraft-Kopplungs-Anlage (WKK) wurde im Jahr 2023 in Betrieb genommen.

Die Energiekosten haben sich halbiert

Heute ist die Schulanlage Wygarten mit fünf Gebäuden und einem Hallenbad vollständig klimaneutral. Der gesamte frühere Ausstoss von rund 245 Tonnen CO2 fällt weg. Mit dem neuen Energiesystem kann die Schule ihren Energiebedarf im Sommer komplett eigenständig decken, übers Jahr sind es 70 Prozent. In der kälteren Jahreszeit läuft die WKK-Anlage mit Biogas aus Klärschlamm der ARA Schönau, der auch die Gemeinden Mettmenstetten und Knonau angeschlossen sind. Dafür wurde Markus Ruggiero eigens beim dortigen CEO vorstellig, woraufhin die WWZ als Anbieterin ein neues Biogas-Produkt aus lokalem Klärschlamm kreiert hat. «Mit der neuen Energielösung können wir rund 75 000 Franken, also rund die Hälfte der früheren Energiekosten einsparen», bilanziert Markus Ruggiero. Die Laufzeit ist auf etwa 20 bis 25 Jahre ausgerichtet. «Spätestens nach rund 17 Jahren dürften die Anschaffungskosten dank der jährlichen Einsparungen amortisiert sein», rechnet er vor.

Ganz am Ziel steht die sek mättmi indes noch nicht: Weitere Optimierungen der Anlage seien bereits in Planung oder in Diskussion, sagt Ruggiero: Etwa ein optimal abgestimmter Speicher, kleine Windkraftanlagen auf dem Dach oder eine weitere PV-Anlage auf dem Velo-Unterstand. Dazu wurden bereits weitere 650000 Franken ins Budget aufgenommen.

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