Eine Auszeit vor der Weihnachtshektik
Wer der Meinung ist, dass beim Kerzenziehen nur Kinder ihren Spass haben, liegt falsch. Das bewiesen rund 30 Erwachsene am vergangenen Freitagabend im Gemeinschaftszentrum Bauspielplatz in Affoltern.
Es begann mit der Auswahl des Wachses – Paraffin- oder Bienwachs, und des Dochtes. Diesen gab es in verschiedenen Dochtstärken. Diese bestimmt den maximalen Kerzendurchmesser. Mit Bienenwachs lassen sich in kürzerer Zeit dickere Kerzen ziehen, wogegen sich mit dem farbigen Paraffinwachs kreativere Ideen umsetzen lassen, was am Schluss des Abends noch eindrücklich zu bestaunen war. Manche entschieden sich für beides, so konnten sie, während die einen Kerzen draussen trockneten, die anderen vom Nagelbrett nehmen und weitermachen.
Wer beim Kerzenziehen hetzt, hat verloren. Taucht man den Docht zu häufig ins Wachs, ohne ihn auszukühlen, so fällt irgendwann der ganze Wachsklumpen in den Topf zurück. Die Teilnehmenden waren sich einig: Kerzenziehen wirkt entschleunigend, ja fast medidativ. Es ist empfohlen die Kerzen nach einigen Eintauchern ins Wachs, zwischen fünf und zehn Minuten trocknen zu lassen. Länger schadet natürlich nicht. Während eines Imbisses im weihnachtlich dekorierten Ambiente, verstrichen die Minuten wesentlich schneller. Selbstgemachte Frühlingsrollen und Wan-Tans, die Hot-dogs und eine grosse Auswahl an Süssgebäcken kamen gut an. Dazu gab es eine grosse Auswahl an wärmenden Getränken. Manche Teilnehmende waren seit Jahrzehnten nicht mehr beim Kerzenziehen gewesen und frischten an dem Abend Erinnerungen an die Schulzeit auf. Andere waren bereits die Tage zuvor mit ihren Kindern gekommen und genossen jetzt das ruhigere Ambiente.
Wer sich eine grössere Kerze ziehen wollte, tat gut daran, früh genug zu erscheinen. Um einen ordentlichen Durchmesser zu erreichen, sind gut anderthalb Stunden nötig. Wer später anfing, konnte seine Kerze hängen lassen und tags darauf oder am Sonntag noch einmal auf den Bauspielplatz kommen, um das Werk zu vollenden.
Um 22 Uhr war noch lange nicht Schluss
Ein gemütlicher Abend war angekündigt worden und das wurde er auch. Die Erwachsenen genossen die entspannte Stimmung unter sich. An den Wachstöpfen kam man ins Gespräch. Überraschend viele jüngere Erwachsene waren unter ihnen und nicht etwa nur Frauen, sondern auch Männer. Die ganz feine Arbeit überliessen aber auch sie den fachkundigen Helferinnen. Therese Bommel und Maria Sonnleitner haben in einem Kurs gelernt, wie man aus gezogenen Kerzen Kunstwerke zaubert. Die Zeit war im wie im Flug vergangen und so wurden die Dienste der beiden erst nach 22 Uhr, als die Veranstaltung eigentlich zu Ende war, in Anspruch genommen. Damit die Kerzen bearbeitet werden können dürfen sie aber noch nicht zu kalt sein. Aber auch hier wussten die beiden Frauen Rat: Mit Material, welches von geschnittenen Kerzen übrig geblieben war, liessen sich ebenfalls hübsche Kreationen zaubern. Diese wurden dann über die Kerze gelegt und mit Stecknadeln fixiert. Das Ganze wurde in einem Tauchbad aus Paraffin mit der Kerze verbunden. Gemäss einer Studie brennen frisch gezogene Kerzen übrigens nicht schneller ab, als länger gelagerte. Mit dem heutigen Paraffin habe die Lagerung keinen Einfluss mehr auf die Brenndauer, erklärt Therese Bommel. Ohnehin werden die Kerzen, die zum grossen Teil verschenkt werden, den Betrachter auch als Dekoration erfreuen.