Ende einer Ära in Maschwanden
Nach 20 Jahren in der Schulpflege und acht Jahren im Gemeinderat ging für Christian Gabathuler in Maschwanden am 30. Juni eine Ära zu Ende – mit einem finalen Erfolg: Der revidierten Bau- und Zonenordnung (BZO) hat die Gemeindeversammlung kürzlich klar zugestimmt.

Während 17 Jahren leitete Christian Gabathuler als Kantonsplaner das Amt für Raumordnung und Vermessung (heute ARE) – bis 2009, als er sich im Alter von 60 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedete, wohl eher in den «Unruhestand», weil er danach als Raumentwickler für verschiedene Kantone, Gemeinden und andere Institutionen als selbstständiger Berater wirkte. In dieser Phase bekleidete er kein öffentliches Amt in seiner Wohngemeinde Maschwanden. Da sass er von 1978 bis 1998 in der Schulpflege und stand ihr 16 Jahre als Präsident vor. Viele Schulkinder von damals erlebte der Hochbauvorstand später als Bauherren oder Baufachleute – eine spannende Erfahrung.
Beruflicher Background als Vorteil
2014 kam er als Mitglied in den Gemeinderat, und vier Jahre später tauchte die Frage nach dem Gemeindepräsidium auf, die schnell beantwortet wurde. «Damals zeigte niemand Interesse. Und jemanden für ein solches Amt überreden, womöglich ein Neumitglied – keine gute Idee», sagt Christian Gabathuler und übernahm nach dem Segen des Stimmvolks, was sich letztlich mit Blick auf seinen beruflichen Hintergrund als Glücksfall erwies. Die Revision der BZO stand ja lange auf der Traktandenliste der kleinsten Ämtler Gemeinde, die – für den Fortgang der Dinge eher erschwerend – in den Ortsbildern von kantonaler Bedeutung und im Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz figuriert. Christian Gabathulers Vorteil: Er kennt die Instanzen und hat guten Zugang zu deren Protagonisten, auch zu jenen des Heimatschutzes, mit denen er nicht selten über Kreuz lag. «Dieses Verhältnis hat sich aber gebessert, weil auch der Heimatschutz sieht, dass wir uns in der Gemeinde Mühe geben. Auch Augenscheine vor Ort können wieder stattfinden», fügt Christian Gabathuler bei und nennt das Beispiel eines Umbaus von Haus mit Stall und Umschwung für 20 Wohnungen, wofür nun, nach längeren Rechtsstreitigkeiten mit dem Heimatschutz, die Baubewilligung vorliegt. In einem anderen Fall waren es Schwierigkeiten mit einem Bauherrn, der gegen den Willen der Gemeinde eine grossklotzige Überbauung mit 30 Wohnungen realisieren wollte – und letztlich vor Bundesgericht scheiterte.
Die Erhaltung der Lebensqualität von Maschwanden braucht nicht nur eine Gesamtschau, sondern auch eine moderate Weiterentwicklung im Kleinen. Nach einer längeren Durststrecke, nach den sich mit dem Thema befassenden «Zukunftskafis» für die Bevölkerung ist nun auch die revidierte BZO in Maschwanden unter Dach – mit klitzekleinen Änderungen, einer Kernzone und mit mehr Spielraum bei der Beurteilung von Vorhaben bzw. mit unterschiedlichen «Freiheitsgraden» der jeweiligen Haustypen. Dass die Mehrwertabschöpfung in der neuen Fassung nicht berücksichtigt wurde, geschah an der Gemeindeversammlung im Wissen, dass das vom Kanton nicht akzeptiert wird. Dies teilte er erst eine Stunde vor der Versammlung mit.
Weiterentwicklung: keine Schnellschüsse, sondern langer Atem
Und was hat Christian Gabathuler in den vergangenen Jahren auch noch beschäftigt? Er nennt das 2002 aufgegleiste und immer wieder verlängerte Vernetzungsprojekt für Landschaft und Natur. Es wird zielgerichtet weitergeführt und im Einklang mit den Bauern vorangetrieben; diese erhalten dazu Ausgleichszahlungen vom Bund. Abgeschlossen sind die Revitalisierungsprojekte der Kiesabbaugebiete im Hinter- und Ausserdorf, die Causa Restaurant Kreuz, heute «Osteria Massaro». Da hat die Gemeinde, zehn Jahre ohne Restaurant, noch fehlende Parkplätze für Wohnungseinheiten erstellt und dem Betreiber vermietet.
Seit 2014 ist auch Tempo 30 ein Thema, das nun jenseits von Gabathulers Amtszeit realisiert werden kann und auch die kantonale Dorfstrasse einbezieht. Im Herbst 2022 folgen die dazu erforderlichen Brückensanierungen, bis 2024 die Umsetzung von Tempo 30. Weitere nicht unbedeutende Projekte warten: Etwa die Sanierung von Strassen und Wasserleitungen, die Kosten verursachen. «Wir sind weiterhin auf individuellen Sonderlastenausgleich des Kantons angewiesen», ist Gabathuler überzeugt – auch unter dem Hinweis, dass der frühere «Goldesel» der Gemeinde, das Kieswerk, längst nicht mehr existiert.
Rasche Wechsel erfordern klare Regelungen
In den letzten acht Jahren haben in Maschwanden drei Gemeindeschreiberinnen und ein Gemeindeschreiber gewirkt. Die vielen Wechsel zeigten, dass etliche Abläufe nur in den Köpfen oder sehr verstreut abgelegt sind. Zusammen mit der jetzigen Schreiberin, Chantal Nitschké, wurde nun ein Organisations- und Geschäftsreglement erstellt. Dieses dient als Leitfaden für die Tätigkeit in der Behörde – insbesondere auch für Neumitglieder – und ermöglicht effizienteres Arbeiten.
«Verwaltung und Werkdienst sind mittlerweile gut aufgestellt; sie arbeiten Hand in Hand. Auch deshalb ist es für mich jetzt – nebst dem Alter – ein guter Zeitpunkt, das Präsidium zur Verfügung zu stellen», sagt Christian Gabathuler. Reglemente und Verordnungen sind das eine, das Gespräch in der Behörde und mit der Bevölkerung das andere. «Besser zuerst das Gespräch suchen, bevor man einen eingeschriebenen Brief versendet, lautet die Maxime. Ihr kommt in einem Dorf, wo sich alle kennen, besondere Bedeutung zu», hält Christian Gabathuler fest. Das sagt er auch mit Blick auf Gesetze, die nicht immer so eindeutig klar sind wie gemeinhin angenommen wird.
Nach über 120 Gemeinderatssitzungen in acht Jahren, acht Jahren im Vorstand der Zürcher Planungsgruppe Knonaueramt (ZPK), wovon vier Jahre als Präsident, ist für Christian Gabathuler jetzt an allen Behördenfronten Schluss. Die Bereiche Bauen und Planen wird er weiterhin aufmerksam verfolgen. «Als Hobby», wie er betont. In Zukunft wird er mit seiner Ehefrau öfters in den Bergen wandern und – nach coronabedingter Pause – wieder einmal nach Brasilien reisen. Vielleicht nun wieder jedes Jahr, wie in früheren Zeiten, um langjährige Freundschaften nicht mehr nur digital zu pflegen.