Erfolgreicher Amphibienschutz
Dieses Jahr wurden über 6000 Amphibien, in der Region der Gehrhauweiher in Hedingen protokolliert – 2200 Tiere mehr als letztes Jahr und so viele wie noch nie. Die Grasfrösche und die Erdkröten machten je fast die Hälfte aus. Rund acht Prozent waren Bergmolche und ein Prozent Fadenmolche. Viel Freude machten die 46 Feuersalamander.
Wer jetzt einen Blick in einen der beiden grösseren Gehrhauweiher wirft, staunt, wie viele Kaulquappen von Erdkröten herumwuseln. Urs Bircher und seine Frau Regula Schmidt, beide Biologen, freuen sich über den Erfolg des Amphibienprojektes in Hedingen. Bereits im März 2016 war das Projekt mit Unterstützung durch die Gemeinde in Hedingen gestartet worden. Der Werkdienst errichtet jedes Jahr den über 300 Meter langen Amphibienzaun entlang der Frohmoosstrasse und richtet eine 30er-Zone im Bereich des Zauns ein. Die Tiere bewegen sich nachts dem Zaun entlang und fallen in Eimer, die in den Boden eingelassen sind. Rund 25 Freiwillige übernehmen die nächtliche Sammel- und Tragarbeit. So bekamen rund 6000 Amphibien einen Transport über die Strasse und bis zu den vier Gehrhauweihern. Nicht mitgezählt sind dabei die Tiere, die ohne menschliche Hilfe zu ihrem Laichplatz gelangen.
Sensibilisierung und Naturschutz
Mit dem Amphibienprojekt Hedingen werden gleich zwei Ziele erreicht. Zum Ersten schützt man das Leben von Amphibien und trägt dazu bei, dass es mehr Jungtiere gibt. Zum Zweiten gibt das Projekt der Natur, insbesondere Amphibien, eine Stimme. Man spricht darüber. Es gilt, ganz besonders Kinder für den Tierschutz zu sensibilisieren.
Regula Schmidt und Urs Bircher empfingen wie jedes Jahr an zwei Abenden mit Unterstützung der Hedinger Feuerwehr je eine Gruppe von Fünftklässlern. Nach einer Einführung sammelten die Kinder Grasfrösche, Erdkröten, Berg- und Fadenmolche ein. Bei idealen Wetterbedingungen konnten die Kinder mehrere Hundert Amphibien hautnah erleben. Auch Feuersalamander konnten bestaunt werden. Diese setzen nicht Laich in ein Gewässer ab, sondern weit entwickelte, kiementragende Larven. An den Gehrhauweihern gab es für die Schüler und Schülerinnen viel zu sehen: Frosch- und Krötenlaich, einen Blutegel und viele Frösche, Kröten und Molche im Wasser. In stillen Momenten hörte man den Gesang der Grasfrösche.
«In Erinnerung bleiben zwei coole Abende mit sehr interessierten Schülerinnen und Schülern», erzählt Regula Schmidt. «Es wurde viel diskutiert, gelacht, getragen und gezählt. Für einige der Kinder war es der erste Kontakt mit Amphibien. Nicht alle wagten, diese auch zu berühren. Einigen gelang es, ihre Angst zu überwinden. Diese Momente sind jedes Jahr besonders berührend für uns.»
Zunahme der Zahl der Amphibien
Man fragt sich, weshalb dieses Jahr so viel mehr Tiere gezählt wurden. Gemäss Monique Peters, die für den Kanton die Amphibienzugstellen betreut, haben auch andere Standorte eine Zunahme verzeichnet – aber nicht alle. Wie letztes Jahr wanderten die Amphibien in Hedingen auch 2023 in zwei Schüben. Getrennt waren diese durch eine längere Kälteperiode.
Zwei der Gehrhauweiher wurden vor drei Jahren saniert, eine Folie schützt sie vor dem Austrocknen. Sie werden von Regenwasser gespeist. Die beiden anderen Teiche haben zwar einen Zufluss, dieser versiegt aber bei Trockenheit und wird durch die Gemeinde geregelt. Ein Teich liegt im Schatten von Bäumen – da hat es kaum Kaulquappen, sie mögen es hell und sonnig. Die Gehrhauweiher sind im Bundes-Inventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung als «ortsfestes Objekt» aufgeführt. «Ob die sanierten Teiche zum guten Ergebnis der Zählung bereits beigetragen haben, kann man nicht sagen», erklärt Urs Bircher. «Es dauert mehrere Jahre, bis die in den Teichen geschlüpften Amphibien als erwachsene Tiere zu ihrem ‹Geburtsteich› zum Laichen zurückkehren.»
Die Aktion erlaubt auch, Erkenntnisse zu Krankheiten der Tiere zu gewinnen. Von verschiedenen Pilzen und Viren verursachte Erkrankungen können tödlich verlaufen und ganze Populationen auslöschen. Glücklicherweise wurden in Hedingen bisher noch keine kranken Tiere gefunden.
Bald findet das Pizza-Essen statt, mit dem den freiwillig Helfenden gedankt wird. Regula Schmidt schätzt die Arbeit der Zweier- und Dreierteams, die ein bis zwei Mal pro Woche Amphibien einsammeln. Es ist ein zeitlich überschaubarer Einsatz, der geleistet wird. Die Zeit der Amphibienwanderung ist schnell vorbei und jedes transportierte Tier wird stolz vermerkt. Das Alter der engagierten Helferinnen und Helfer rangiert vom Primarschulalter bis zur 80-jährigen Dame. Die Zunahme der gezählten Tiere freut alle Generationen – und man ist sich einig: Das Sammeln und Transportieren der Amphibien macht Spass und Sinn.