«Es braucht jeden Einzelnen»
Bonstetten hat sich Energieziele 2030 gesetzt – und diese sind ambitioniert

Im Juni hat die Schweizer Bevölkerung «ja» zur klimaneutralen Schweiz 2050 gesagt. «Das war aber nicht unser Startschuss», sagt Roger Schuhmacher, Gemeinderat und Vorsteher der Ressorts Liegenschaften, Energie und Umwelt. Schon zuvor habe man sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie die Bonstetter Energiezukunft aussehen werde. Und für die Energiekommission um Schuhmacher war klar: «Wir wollen nicht im Schlafwagen unterwegs sein.»
Drei energiepolitische Ziele
Entsprechend ambitioniert geht es die Gemeinde an und will bis 2030 drei energiepolitische Ziele angehen – «und vor allem auch umsetzen», betont Schuhmacher. So soll der Anteil der erneuerbar geheizten Gebäude von gegenwärtig 46 auf 93 Prozent erhöht werden; daneben wird eine Steigerung der installierten Fotovoltaik-Leistung von den bestehenden 1800 auf 8000 kWp angestrebt. Schliesslich sollen 2030 47 Prozent der Bonstetter Personenwagen (PW) emissionsfrei unterwegs sein, was eine Zunahme um 40 Prozentpunkte bedeuten würde.
«Alles machbar und möglich», sagt Roger Schuhmacher und lässt Zahlen sprechen: So besteht auf Gemeindeboden ein Solarpotenzial von 25 900 kWp – was die angestrebten 8000 kWp relativieren, machen diese doch nicht einmal einen Drittel des Maximums aus. Es folgt die nächste Rechnung: In Bonstetten sind heutzutage 2820 PWs immatrikuliert. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass durchschnittlich alle zwölf Jahre ein derartiges ersetzt wird, relativiert sich auch dieser Wert. Zudem will man auf Gemeindeboden deutlich mehr Ladestationen ermöglichen.
Einen Knackpunkt allerdings sieht Roger Schuhmacher bei diesem Unterfangen: und zwar bei den Mietern in Mehrfamilienhäusern. «Da ist es nachvollziehbar, dass diese sich nicht auch noch darum kümmern wollen, dass in der Liegenschaft genügend Parkplätze mit Ladestation vorhanden sind», so Schuhmacher. Entsprechend wolle man Verwaltungen motivieren, diesen Schritt eigens zu gehen, steigere eine derartige Aufrüstung den Wert eines Gebäudes doch massiv.
Unterstützend zur Seite stehen
Fakt ist: Die genannten Massnahmen wurden am 19. September vom Gemeinderat verabschiedet – «jetzt müssen wir handeln», sagt Schuhmacher, der mit seinem Team unterstützend wirken wird – sei es bei Beratungen, bei Baubewilligungen von Fotovoltaikanlagen oder anderen administrativen Belangen. Auch weiss er, dass bei finanziellen Engpässen Banken gerne Umwelthypotheken aussprechen würden. «Und oftmals vergünstigt», fügt er an. Quasi als «Zückerli» ist geplant, dass die neu erstellten Fotovoltaikanlagen jeweils mit einem Apéro feierlich eingeweiht werden können.
Dorfkonferenz am 10. November
Doch bevor gefeiert werden kann, muss gehandelt werden. Denn es sind dies Vorgaben, die deutlich signalisieren, was Roger Schuhmacher appellierend unterstreicht: «Es braucht jeden Einzelnen. Alle müssen mitziehen.»
So findet im Gemeindesaal am 10. November, um 19.30 Uhr, eine Dorfkonferenz statt. Dort will man mit der Bevölkerung die Energiezukunft diskutieren, Inputs entgegennehmen und vor allem Unklarheiten oder auch mögliche Hürden aus dem Weg räumen.
Der Startschuss in Bonstetten ist gefallen. 2030 wird sich zeigen, ob der Schnellzug planmässig angekommen ist.
«Wir wollen nicht im Schlafwagen unterwegs sein.»
Roger Schuhmacher,Gemeinderat und Vorsteher der Ressorts Liegenschaften, Energie und Umwelt