Es brodelt an der Sek Bonstetten
Abgänge, Krankschreibungen: An der Schulversammlung forderte die Bevölkerung Antworten

Den heikelsten Moment erreichte die Versammlung der Sekundarschule Bonstetten nach rund 20 Minuten. Die Jahresrechnung 2024 war angenommen, die Infos aus dem Schulalltag waren verkündet. «Darf ich eine Frage stellen?», wollte ein Stimmberechtigter von Schulpräsidentin Tamara Fakhreddine (FDP) wissen. «Nein», antwortete diese – und erklärte die Versammlung für geschlossen. Ihr Standpunkt: Anträge oder Fragen hätten bis spätestens zehn Tage vor der Versammlung eingereicht werden müssen. Dies sei nicht geschehen. Chance verpasst. Stattdessen bot Tamara Fakhreddine den bilateralen Austausch beim Apéro an.
Die abschlägige Antwort kam bei den Anwesenden nicht gut an. Ein Raunen ging durch die Aula.
Es war zu erahnen gewesen, dass es nicht die traktandierten Geschäfte gewesen waren, die die Leute so zahlreich zur Versammlungsteilnahme bewegt hatten: Neben 60 Stimmberechtigten sassen diesmal auch rund ein Dutzend nicht stimmberechtigte Lehrpersonen im Saal. Darunter gar ein pensionierter Lehrer, der offenbar aus Solidarität mit seinen Ex-Kolleginnen und -Kollegen vor Ort war, nun aufstand und deutliche Worte an die Schulpflege richtete: «Ihr versteckt euch grauenhaft!» Der Saal applaudierte.
Keine Einigkeit in der Marschrichtung
Aus Sicht des Publikums gab es viele drängende Fragen zu klären. Entstanden sind diese Fragen durch Veränderungen, die in letzter Zeit an der Sekundarschule Bonstetten im Gang sind. Die Schule steckt in einem Entwicklungsprozess. Die Schulpflege um Schulpräsidentin Tamara Fakhreddine spricht von einer Transformation, die aufgrund des Wachstums der letzten Jahre nötig sei und die die Sekundarschule Bonstetten «von einer kleinen Schule mit informellen Strukturen hin zu einer grösseren, klar strukturierten und geführten Schule» führen soll.
Dabei scheinen Schulpflege, Schulleitung und Lehrerschaft allerdings nicht am selben Strick zu ziehen. In der Schulleitung herrschte zuletzt wenig Konstanz: Die Nachfolgerin der langjährigen Schulleiterin Beate Kuhnt schmiss 2024 nach wenigen Monaten wieder hin. Von der aktuell dreiköpfigen Schulleitung werden zwei Personen ihr Amt am Ende des Schuljahres wieder abgeben, weil sie nur interimistisch einsprangen (darunter die pensionierte Beate Kuhnt).
Nicht zum Guten entwickelt haben sich die Dinge auch im Lehrerkollegium: Dieses genoss in der Vergangenheit aufgrund seines Engagements zugunsten der Jugendlichen und des internen Zusammenhalts einen ausgezeichneten Ruf, doch offenbar hat sich der persönliche Druck für manche Lehrperson zuletzt erhöht. Mindestens fünf Personen haben gekündigt, teils handelte es sich um langjährige Lehrpersonen. Ebenfalls kam es zu mehreren Krankschreibungen. Aktuell sind noch immer zwei Lehrpersonen nicht arbeitsfähig.
Mittendrin stehen die Jugendlichen, die die Konsequenz der vielen Ausfälle direkt spüren: Indem ihre Lehrpersonen, nicht zuletzt auch geschätzte Bezugspersonen, plötzlich ausfallen, ohne dass die Schülerinnen und Schüler erfahren, weshalb. In manchen Klassen gelang es offenbar nicht, wieder Stabilität zu schaffen: Eine Aushilfe folgte auf die nächste, der Unterricht litt und mit ihm der Lernerfolg.
Eltern dieser Jugendlichen sassen nun am Donnerstagabend in der Schulversammlung, um endlich mal die eine Frage zu stellen:
Was läuft an dieser Schule schief?
«Wertvoller» Dialog mit zähem Start
Das Publikum wollte Antworten, und es liess sich von der zunächst abwehrenden Haltung der Schulpflege nicht abwimmeln. «Wir haben gehofft, dass nicht nur über die Schülerinnen und Schüler gesprochen wird, sondern auch über die Situation der Lehrer», sagte eine Person. Eine andere stellte den Antrag, über die Möglichkeit einer Fragerunde abzustimmen, und eine dritte bemerkte: «Langjährige Lehrer werden reihenweise krank. Da muss doch irgendwo der Hund begraben sein.»
Schliesslich ging Schulpräsidentin Tamara Fakhreddine doch auf die Fragen ein, was die Situation entschärfte und ihr später vom Publikum lobend angerechnet wurde. Auch sie selbst bezeichnete den rund einstündigen Dialog hinterher als «wertvoll».
Vieles blieb wohl ungesagt
Mit Blick auf die Ergebnisse der Diskussion war die Situation paradox: An der Fensterfront sassen die Lehrpersonen, deren Leidensdruck während der Diskussion unbestritten blieb. Dem Vernehmen nach sollen nach der Versammlung auch Tränen geflossen sein. «Ihr könnt euch nicht vorstellen, was wir durchmachen!», sagte ein langjähriger Lehrer im Plenum. Was genau diesen Druck auslöst, vermochte in der Diskussion indes kaum fassbar zu werden; zumindest nicht für Aussenstehende.
Das dürfte auch darin liegen, dass sowohl die Schulbehörde als auch die Lehrpersonen in ihren Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt sind: Beide Seiten sind an das Amtsgeheimnis gebunden. Bei den Lehrpersonen dürfte zudem die Sorge vor personalrechtlichen Konsequenzen hinzukommen, wenn sie ihrer Arbeitgeberin öffentlich in den Rücken fallen. Vieles blieb demnach ungesagt. Doch es gab auch Probleme, die sich im Lauf der Diskussion klarer herauskristallisierten.
Lesen Sie hier die Fortsetzung des Beitrags.