Fast ausschliesslich in Nachtarbeit saniert
Zwei Arbeiter hatten Glück im Unglück und der Tunnel ist nach der Sanierung länger als zuvor: Ein Überblick über die Bauzeit am Landikontunnel zwischen Wettswil und Birmensdorf.
Er ist der zweitälteste Eisenbahntunnel in der Region Zürich. «Nur der Wipkingertunnel ist älter», so Dumeng Claglüna. Als Projektleiter der SBB ist er für die Instandsetzung des Landikontunnels zuständig. Bei Baubeginn vor anderthalb Jahren hatte sich dieser in denkbar schlechtem Zustand präsentiert. Durch Risse im Spritzbeton drang im Portalbereich Wasser ein. Im Winter bildeten sich jeweils Eispanzer vom Gewölbe bis zum Gleis und vor der ersten Durchfahrt mussten am Morgen Eiszapfen heruntergeschlagen werden. Auch von unter her wirkte die Feuchtigkeit: Schlamm wurde bis in den Schotter hinaufgepresst.
Mehr als 130 Züge fahren täglich durch den Ämtler Eisenbahntunnel. Wie saniert man da, ohne den Betrieb einzustellen? Die Lösung heisst Nachtarbeit. Sonntags bis donnerstags ab 21.50 Uhr – respektive diesen Sommer ab 21.25 Uhr – hiess es am Bahnhof Bonstetten-Wettswil und Birmensdorf auf den Bahnersatz-Bus umsteigen. Das bleibt noch so bis Mitte August. Die Einschränkungen für die Zugreisenden werden so auf ein Minimum beschränkt.
Gewölbe abschnittsweise saniert
Ziemlich als Erstes sei anstelle der alten Spannleitung die neue Stromschiene montiert worden, verrät Dumeng Claglüna. Diese braucht nicht nur weniger Platz, sondern ist auch weniger störungsanfällig. Während der werktäglichen Nachtsperrungen wurde die Stromschiene dann am Abend ab 21.50 Uhr abschnittweise wieder demontiert, um den entsprechenden Gewölbebereich sanieren zu können. Pünktlich vor dem ersten Zug musste die Stromschiene dann wieder montiert sein.
Wider Erwarten zeigte sich der Kalktuffstein im Innern der Tunnels in gutem Zustand. So galt es hier primär, die Fugen zu sanieren. Überrascht zeigte sich der Projektleiter einzig von den teilweise grossen Hohlräumen hinter dem Tunnelgewölbe. Grösser war der Handlungsbedarf beim Sandstein im Bereich der Portale. Hier sorgen neu alle 4,6 Meter massive Betonrippen mit Stahlträgern sowie eine dicke Spritzbeton-Schicht für Verstärkung. «Die Massnahmen am Gewölbe sollten 50 Jahre halten», verspricht denn auch Dumeng Claglüna.
Dicke Betonschicht, morsche Mauer
Zu Beginn der Sommerferien rückte nun die Tunnelsohle in den Fokus. Bereits im vergangenen Jahr waren am Rand neue Betonblöcke für die 15000-Volt-Hochspannungskabel versenkt worden. An den zwei Vollsperrungs-Wochenenden vom 20. und 21. sowie vom 27. und 28. Juli wurde dann in zwei Etappen die Sohle bis zum drunter liegenden Fels komplett ausgegraben. Fast drohte eine unerwartet dicke Betonschicht vor dem Wettswiler Tunnelportal die Arbeiten am zweiten Vollsperrungs-Wochenende zu verzögern, aber es war schliesslich genügend Zeitreserve eingeplant. Die anschliessend neu aufgebaute Sohle verfügt stellenweise über vier Schichten: zuunterst Beton, dann Kies zur Drainage, Asphalt und schliesslich der Schotter.
Eine komplett morsche Stützmauer kam vor dem Wettswiler Tunnelportal unter dem Spritzbeton zum Vorschein. Hier war der Sanierungsbedarf deutlich grösser als erwartet. Durch den Hangdruck verformt war auch das Portal gegen Birmensdorf. Eine neue Beton-Vorkonstruktion sorgt hier für Stabilität. Und diese Vorkonstruktion ist auch der Grund, weshalb der Landikontunnel nun nicht mehr 482, sondern über 483 Meter lang ist.
Dass Tunnelbau nicht ungefährlich ist, dürfte jedem einleuchten. Umso erfreulicher, dass in der anderthalbjährigen Bauzeit grosse Zwischenfälle ausblieben. Dumeng Claglüna berichtet zwar von einem Dumper, der sich überschlagen hat und von einem Mauerstein, der sich aus dem Gewölbe löste und einen Arbeiter streifte, aber beide seien mit Prellungen glimpflich davongekommen.