Vielfältige Fahrzeugkonzepte im Busverkehr
Die Frage nach Doppelgelenkbussen, grösseren Busgaragen und selbstfahrenden Fahrzeugen (Teil 2)

Im ersten Teil dieser Miniserie wurde auf das enorme Einsparpotenzial zugunsten der Umwelt eingegangen. Etwa beim Ersatz von Dieselgelenkbussen durch gleich lange Batteriefahrzeuge sowie auf die, offenbar nicht vorhandene, Eignung der hiesigen Postautostrecken für Anhängerzüge. Eine in Bezug auf schwankende Passagiernachfrage weniger flexible Alternative zu den besprochenen Anhängerzügen wären Doppelgelenkbusse. Hierzu teilt Postauto mit, dass es solche Fahrzeuge in der eigenen Flotte zurzeit nicht gebe, und im ZVV habe es – mit Ausnahme des Zürcher Trolleybusnetzes, wo seit 2007 Doppelgelenk-Trolleybusse verkehren – bislang auch keine Tests mit diesem Bustyp gegeben. «Die Haltestelleninfrastruktur ist grundsätzlich auf Gelenkbusse ausgelegt. Noch längere Fahrzeuge können nicht sinnvoll eingesetzt werden, ohne dass millionenschwere Umbauten der Garagen- und Haltestelleninfrastrukturen getätigt werden müssten», führt die Postauto-Medienstelle aus. Nach heutigem Stand sei dies nicht sinnvoll.
Dichterer Takt ist gefragter als grössere Busse
«Die Region ist vom Pendlerverkehr geprägt, mit hoher Nachfrage, insbesondere während der Stosszeiten. In den übrigen Zeiten wären Doppelgelenkbusse stark überdimensioniert, was den Einsatz wirtschaftlich unattraktiv macht», lautet die Begründung. «Zudem liegt es mehr im Interesse unserer Fahrgäste, wenn die Verbindungen bei wachsender Nachfrage in einem dichteren Takt angeboten werden, als weiterhin nur halbstündlich mit einem noch grösseren Fahrzeug zu fahren. Während Spitzenzeiten haben wir die Möglichkeit, bei starker Nachfrage örtlich Zusatzkurse einzusetzen. Das ist in der weitläufigen Agglomeration auf absehbare Zeit kostengünstiger als ein Wechsel auf Doppelgelenkbusse», so die Argumentation mit Blick auf den Kundennutzen im Knonauer Amt.
Doppelstöckige Busgaragen wären technisch machbar
Klar scheint, dass die Anzahl der Fahrzeuge in Zukunft grösser werden wird. Dies ist auch in der Rede von ZVV-Direktor Dominik Brühwiler angeklungen, der in seiner Ansprache an der Depoteröffnung in Affoltern gesagt hat, bei gleichbleibend steigenden Passagierzahlen wie im Moment stelle es sich so dar, dass man im Kanton alle zweieinhalb Jahre eine Einstellhalle dieser Grösse hinzubauen müsste, um mit dem Zuwachs mithalten zu können. Gleichzeitig ist aber gesagt worden, dass die Suche nach geeigneten Grundstücken immer schwieriger werde. Wäre es technisch möglich, Busgaragen zukünftig auch mehrgeschossig zu bauen? «Ja, so ist beispielsweise die Busgarage Hardau der VBZ mehrstöckig. Der Bau ist allerdings mit höherem Aufwand verbunden und deutlich teurer als herkömmliche Busgaragen – daher stellt sich auch hier die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis, welche jeweils neu beurteilt werden muss», antwortet Postauto.
Autonome Zubringershuttle sind für Postauto in der Zukunft vorstellbar
Bezüglich einer möglichen Knappheit beim Fahrpersonal muss man sich zurzeit offenbar keine Sorgen machen: «Aktuell finden wir im Grossraum Zürich genügend Mitarbeitende für den Fahrdienst. Wichtig ist eine frühzeitige Planung», erklärt die Medienstelle.
Dennoch: In verschiedenen Städten der Schweiz haben bereits Versuche mit selbstfahrenden Fahrzeugen stattgefunden, darunter auch in Sion, wo vor einiger Zeit autonome Kleinbusse im Postauto-Farbkleid in der Innenstadt beobachtet werden konnten. «Die Smart-Shuttles in Sion waren eine weltweite Premiere: Von 2016 bis 2019 wurden 54000 Fahrgäste sicher durch die Innenstadt von Sion befördert. Im Folgeprojekt im Sittener Quartier Uvrier waren die SmartShuttles nicht nur autonom, sondern auch ‹on-demand› unterwegs», erfährt man auf der Website von Postauto.
Gäbe es zukünftig Einsatzmöglichkeiten für fahrerlose Fahrzeuge im Knonauer Amt, oder ist dies auf dem hiesigen Liniennetz auch auf längere Sicht unrealistisch?
«Ob und wie schnell sich das autonome Fahren auf der Strasse im grossen Stil durchsetzen wird, ist in der Fachwelt umstritten. Das Tempo hängt weniger von unternehmerischen Entscheiden ab, sondern primär von den gesetzlichen, technischen, finanziellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen. «Wir verfolgen das Thema aufmerksam und können uns gut vorstellen, dass in Zukunft in ländlichen Gegenden vermehrt autonome Zubringershuttle die Fahrgäste zu den Hauptachsen bringen», antwortet Postauto auf diese Frage.
«Ebenso klar ist für uns, dass es weiterhin den klassischen Linienverkehr als Rückgrat für die Hauptachsen braucht. Die Stärke des öffentlichen Verkehrs wird auch in Zukunft darin liegen, hohe Nachfrageströme zuverlässig, platzsparend und energieeffizient zu transportieren. Hier sehen wir keinen schnellen Systemwechsel», so die Stellungnahme.