Freund und Helfer oder Buhmann?
Er war elf Jahre als Chef der Gemeindepolizei im Amt. In dieser Zeit hat er viele schöne Erlebnisse aber auch einige nachdenkliche und traurige Episoden erlebt. Markus Vetsch schaut mit gemischten Gefühlen auf seine Tätigkeit im Säuliamt zurück.

Nein, nein, lacht Polizeichef Vetsch, die Tage bis zu seiner Pensionierung Ende September zähle er nicht mit Strichen an der Pinnwand. Dafür habe er seinen Job als Gesetzeshüter im Säuliamt denn doch zu sehr geliebt. Dies obwohl er sich völlig bewusst sei, dass er in den Gemeinden die der Regionalpolizei angeschlossen sind, nicht nur Freunde besitze. Wenn das anders wäre, so meint Markus Vetsch, hätte er seinen Job nicht richtig gemacht. Im Säuliamt kennt man den hageren Mann mit dem weissen Bart und er kennt das Säuliamt vermutlich wie kein Zweiter. Kein Feld-, Flur- oder Schleichweg ist ihm fremd und fast alle verschwiegenen Party- und Picknick-Orte an Waldrändern oder Weiherufern findet er ohne GPS. Doch nicht nur Lärm- und Litteringquellen hatte der Sheriff aus dem Säuliamt mit seiner Mannschaft unter Beobachtung sondern auch eine ganz schöne Anzahl gebührenpflichtiger Parkplätze.
Wüste Szenen beim Bahnhof Mettmenstetten
Wenn Markus Vetsch in seinem Büro im Kopfbau des Kasinos ins Erzählen kommt, kann er so richtig aus dem Vollen schöpfen. Er hat viel erlebt, mit seiner Truppe momentan bestehend aus drei Polizistinnen und fünf Polizisten, in den letzten elf Jahren als Chef der Regionalpolizei. Da sei aber auch sehr viel Schönes und Berührendes dabei, hält Markus Vetsch sofort fest. Er erinnert sich an ein kleines Mädchen, welches völlig allein und etwas verwirrt eine belebte Strasse in Mettmenstetten überquerte. Das Kind konnte seinen Namen nicht nennen und musste von der Polizei mehr als zwei Stunden betreut werden. Ihre Familie suchte sie zwar verzweifelt, vergass dabei jedoch die Polizei zu informieren. Die glücklichen Augen der Eltern werde er nie mehr vergessen, erzählt Vetsch und seine Mimik unterstreicht seine Behauptung.
Doch nicht immer habe alles so gut geendet, sagt Markus Vetsch und erzählt, dass er sich einiges anhören musste, als er seinerzeit auf dem Hornbachareal in Affoltern eine Stunt-Show infolge der fehlenden Sicherheitsvorkehrungen kurzerhand abgebrochen hatte. Obwohl dann auch prompt noch ein Unfall passiert sei, hätten die Veranstalter und auch einige Besucher die polizeilichen Massnahmen absolut nicht eingesehen. Er erinnert sich auch noch an wüste Szenen beim Bahnhof Mettmenstetten, wo an einem Samstagnachmittag ein Tourist aus England, völlig nackt und im Drogenrausch ausgeflippt sei. Der Mann wütete wie ein Berserker und es wurden drei Polizisten benötigt, damit man ihn zu seinem eigenen Schutz in Gewahrsam nehmen konnte. Auch hier seien die Gesetzeshüter von Gaffern massiv behindert worden. Polizeichef Vetsch will aber, wenn er eine Bilanz über seine langjährige Tätigkeit zieht, festhalten, dass er ganz grundsätzlich eine schöne Zeit bei der Gemeindepolizei erlebt hat. Im Allgemeinen habe er den mehrheitlich guten Kontakt zur Bevölkerung sehr geschätzt. Er habe seinen Beruf gelebt und sich stets damit identifiziert, hält er fest. Natürlich habe es seitens Parksündern und anderen kleinen Delinquenten Anfeindungen gegeben, in all den Jahren musste er aber lediglich eine einzige schriftliche Beschwerde entgegennehmen. An ernsthafte Drohungen oder gar Tätlichkeiten kann er sich nicht erinnern. Die allermeisten Reklamationen und Beschwerden habe er in einem Gespräch regeln können.
Als Polizeichef immer schön die Parkuhr gefüttert
Seine Devise lautete stets, dass jede Person, wenn immer möglich eine zweite Chance erhalten sollte. Vor allem bei Jugendlichen hätte er es dies meist so gehalten und sei damit auch immer gut gefahren. Dass er alle seine «Kunden» gleich behandelte und nicht immer sofort «voll eingefahren» sei, habe sich bewährt.
Die Frage, ob er persönlich von seinen Kollegen in Affoltern einmal eine Parkbusse erhalten habe, verneint Polizist Vetsch lachend. Da habe er natürlich ganz besonders darauf geachtet und immer schön die Parkuhr gefüttert. Auch die Geschwindigkeit habe er selbstverständlich immer peinlichst eingehalten, obwohl er dann bei kurzem Nachdenken meint, vielleicht hätte er ein- oder zweimal ganz einfach auch Glück gehabt.
Markus Vetsch wird am 30. September 2014 seinen letzten Arbeitstag absolvieren und am 1. Oktober 2014 bereits von Bonstetten nach Grabs SG zügeln. Dort ist er aufgewachsen und dort besitzt er sein Elternhaus, das er zusammen mit seiner Lebenspartnerin bewohnen wird. Das 500-jährige Haus will er als guter Handwerker und gelernter Mechaniker auch weitgehend selber renovieren und umbauen. Ausserdem besitzt Markus Vetsch in der gleichen Gemeinde noch drei Hektaren Wald, welche ihn ebenfalls immer wieder beschäftigen dürften. Selbstverständlich wird er auch seine Hobbys, nämlich das Motorradfahren und das Wandern keinesfalls vernachlässigen.
Doch sowohl der Umbau als auch die Hobbys müssen noch etwas hintenanstehen. Noch ganze drei Monate wird der frisch pensionierte Chef der Regionalpolizei während dreier Tage in der Woche ad interim die Leitung der Sicherheitsabteilung in der Gemeinde Affoltern übernehmen.