Frisches Gemüse aus dem Rifferswiler Selbstbedienungsgarten

Vor einigen Jahren war ein Rifferswiler Gartenliebhaber auf der Suche nach mehr Platz für Gemüse & Co. Seine Nachbarin stellte einen Teil ihrer Parzelle im Unterdorf zur Verfügung. Nun findet sich zwischen Wohnhäusern ein Refugium für Natur und Mensch.

Hanspeter Leder ist bereit für Garten-Taten. Im Hintergrund weisen Fähnchen zum erntebereiten Gemüse. (Bild Sandra Claus)
Hanspeter Leder ist bereit für Garten-Taten. Im Hintergrund weisen Fähnchen zum erntebereiten Gemüse. (Bild Sandra Claus)

Begleitet vom munteren Quaken der Frösche begrüsst mich Hanspeter Leder. Er arbeitet seit 40 Jahren als Gärtner und ist einer der Mitwirkenden beim Projekt «Permagarten Rifferswil», das zwischenzeitlich Teil des Vereins «Nachhaltiges Rifferswil» ist. Zusammen mit seiner Lebenspartnerin wohnt er unmittelbar neben dem Gartengelände. Hanspeter Leder nimmt mich mit und erzählt mir zwischen voll belegten Beetreihen, wie sein Nachbar, ein passionierter Hobbygärtner, vor ein paar Jahren immer öfters Gemüse und Kräuter in die Blumenrabatte seiner Frau gepflanzt hatte. Irgendwann war klar: Es braucht mehr Platz! Und er machte sich auf die Suche nach einer freien Fläche. Nur ein paar Schritte weiter wurde er fündig. Seiner Nachbarin gefiel die Idee von einem ökologisch nachhaltigen Selbstbedienungsgarten für die Rifferswiler und sie übergab ihm grosszügigerweise ihre Wiese inmitten der Wohnhäuser zur Nutzung.

Natürliche Kreisläufe

Da Nachhaltigkeit dem Rifferswiler Völkchen grundsätzlich wichtig ist, lag es nahe, sich beim Anlegen des Gartens für die Permakultur zu entscheiden. Die Bezeichnung wird vom englischen Wort «permanent (agri)culture» abgeleitet. Die Methode reicht in die 1970er-Jahre zurück. Das Prinzip eines Permagartens basiert darauf, langfristig stabile Ökosysteme zu schaffen und natürliche Kreisläufe zu unterstützen. Die Sorge gilt dabei nicht nur dem Boden, sondern auch dem Menschen. Denn möglichst naturbelassene Lebensmittel kommen bekannterweise auch dem Menschen zugute. Heute gibt es einige Youtuber aus Grossbritannien, die im Zusammenhang mit dem Anlegen eines Perma-gartens wertvolle Tipps vermitteln.

An solchen orientierte sich auch das Rifferswiler Grüppchen, als es darum ging, die Idee in die Tat umzusetzen. So sind die Beete bloss ungefähr 80 cm breit, damit sie mit einem grossen Schritt überquert werden können. Um das Bodenleben zu schonen und die Erdschichten nicht unnötig umzuwälzen, verzichtet man aufs Graben. Das «System» wird sozusagen draufgelegt. Die umtriebigen Rifferswiler Gartenplaner bedeckten die kurz geschnittene Wiese mit Wellkarton und füllten eine knapp 10 cm grosse Schicht mit reinem, feingesiebtem Kompost von Allmig darauf. Die Verknüpfung der alten und neuen Erdschichten übernimmt die Natur, sprich Kleinstlebewesen, Würmer sowie die Wurzeln der Pflanzen, die rasch in die lehmhaltigere und damit auch feuchtere Bodenschicht vordringen. Eingegrenzt werden die Beete mit ungefähr 20 cm breiten Schwartenbrettern. Entweder von der nahen Sägerei Kehrli oder von Bruno Wittwer, der neben der Mosterei auch eine Schreinerei in Obfelden betreibt. Dies ist ein weiterer wichtiger Pfeiler dieser Art des Gärtnerns: Die Ressourcen stammen aus der Region und sind möglichst naturbelassen. Die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern ist ebenfalls zentral.

Nützlinge willkommen

Gepflanzt werden Mischkulturen oft in Kombination mit Knoblauch- und Zwiebelgewächsen. Erstaunlicherweise wachsen Tomatengewächse hier ohne Dach über dem Kopf. Dazu meint Hanspeter Leder: «Wenn eine Pflanze gesund und kräftig wachsen kann, ist sie überaus robust gegen Schädlinge, Pilze und Wettereinflüsse. Je weniger Stress sie hat, desto resistenter ist sie.» Ein bewährtes und nachhaltiges Mittel gegen Schädlinge ist, möglichst ideale Voraussetzungen für Nützlinge zu schaffen. Dazu dient mitunter auch die wilde, unaufgeräumte Ecke im oberen Teil des Gartens. Hier befinden sich diverse Haufen Totholz, Beerensträucher und weitere Futter- und Nistplätze für Vögel, Insekten, Frösche und Echsen.

Was hat es nun aber mit diesen Fähnchen auf sich, die an gewissen Orten im Boden stecken? Hanspeter Leder erklärt: «Das Ziel unseres Permagartens ist es nicht nur, der Natur Gutes zu tun, sondern auch gesundes Gemüse für die Menschen bereitzustellen. So verkaufen wir Abos zu 40 Franken pro Person und Monat. Zurzeit gibt es um die 30 Abonnenten. Über einen WhatsApp-Chat werden diese informiert, welches Gemüse bereit zum Ernten ist. Dieses ist im Garten mit den Fähnchen gut sichtbar gekennzeichnet.»

Das Prinzip Selbstbedienungsgarten bewährt sich. Dass ein Abonnent übermässig viel aberntet, kommt nicht vor. Ein kurzfristiges Überangebot an verzehrbereitem Gemüse hingegen schon. In diesem Fall wird dieses im «Gemüse-Kiosk» in der nahen Garage bereit­gestellt. Für die Pflege der guten nachbarschaftlichen Beziehungen stehen in einem umgenutzten Carport Stühle ­sowie Tische bereit, sodass sich die ­Gemüseernterinnen und -ernter für ­einen Schwatz zusammensetzen und über Garten und die Welt sinnieren ­können.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Blick aus der Luft auf das Quartier in Wettswil, das in absehbarer Zeit überbaut werden soll. (Bild CH Media)
Bezirk Affoltern14.07.2025

Umstrittene Quartierzufahrt kommt vors Volk

Die Wettswiler Stimmberechtigten fällen im November an der Urne einen Vorentscheid zur Zufahrt zum Quartier Weierächer-Grabmatten.
Bezirk Affoltern14.07.2025

Verständnis für strengeres Regime am Türlersee

Parkgebühren und Anti-Quaggamuschel-Massnahmen problemlos akzeptiert
Bezirk Affoltern14.07.2025

Die schnellsten Wege von der Bestellung bis ins Regal

Sommerserie (1): Wie funktioniert eigentlich ... ein Volg-Laden?