Für den Verkauf des Chlosters gibt es einen Investorenwettbewerb
Gemeindeversammlung in Aeugst folgt dem Antrag des Gemeinderats

Die Dame ist sehr in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig – vor allem energetisch. Diese Dame, die altehrwürdige Liegenschaft Chloster im Aeugstertal, motivierte am Dienstagabend viele Stimmberechtigte von Aeugst, zur Gemeindeversammlung zu kommen. Die Liegenschaft wurde im 16., vielleicht sogar schon im 15. Jahrhundert erstellt und war von Beginn an bewohnt – von Frauen, die ohne Gelübde ein religiöses Leben in Gemeinschaft führten. Nach einer bewegten Geschichte mit verschiedenen Besitzerwechseln erwarb die Gemeinde Aeugst 1964 das Gebäude von der Fabrikantenfamilie Weisbrod-Zürrer. Gemeindepräsidentin Nadia Hausheer erklärte in ihren detaillierten Ausführungen, dass es sich um ein historisch sehr wertvolles Gebäude handle, ein sogenanntes «schwarzes Gebäude», das sich im kommunalen Inventar befindet.
Das Energiegesetz schreibt vor, dass bis 2023 die dort installierten Elektroheizungen durch Anlagen ersetzt werden, die erneuerbare Energien nutzen. Der Sanierungsbedarf betrifft also in erster Linie das gesamte Heizsystem, aber auch die Fassade, die sanitären Anlagen oder Küchen der zwölf Wohnungen und die Brandschutzmassnahmen. Die Kosten für eine Gesamtsanierung würden über fünf Millionen Franken betragen, nur für die energetischen Massnahmen alleine gegen drei Millionen Franken.
Sozialverträgliche Lösung
Der Gemeinderat hatte drei Varianten geprüft: die Sanierung selber an die Hand zu nehmen; das Chloster dem Meistbietenden zu verkaufen; oder einen Investorenwettbewerb, der ein Nutzungskonzept verlangt, durchzuführen. Die Gemeindepräsidentin zeigte auf, dass die Gemeinde sowohl finanziell wie auch vom Know-how her nicht in der Lage sei, ein solches Bauvorhaben an einem geschützten Objekt selber zu stemmen. Für den Investorenwettbewerb spreche die Tatsache, dass der Gemeinderat die Bedingungen der Nutzung und auch das Erhalten von bezahlbarem Wohnraum festlegen könne. Damit wären eine sozialverträgliche Lösung und ein sorgsamer Umgang mit der Bausubstanz gewährleistet. Die Kosten für den Investorenwettbewerb betragen 203000 Franken, wofür der Gemeinderat einen Verpflichtungskredit als Nachtragskredit für das Budget 2024 beantragte.
Es folgten zahlreiche Wortmeldungen und Verständnisfragen zum Baurecht oder zu möglichen Ausnahmeregelungen, die für das Chloster aber nicht geltend gemacht werden können. Auch die Entwicklung der Mietzinsen nach einer Sanierung beschäftigte die Anwesenden. Zur Frage, ob die Liegenschaft aus dem kommunalen Inventar entlassen werden könnte, erwiderte Nadia Hausheer klipp und klar: «Unmöglich!» Die 66 Stimmberechtigten genehmigten schliesslich mit 42 Ja zu 8 Nein den Verpflichtungskredit zur Durchführung eines Investorenwettbewerbs und folgten somit dem Antrag des Gemeinderates. Im Juni oder Dezember 2025 soll das Siegerangebot des Wettbewerbs der Gemeindeversammlung vorgelegt werden. Dann erfolgt das definitive Ja oder Nein.
Fast ausgeglichene Rechnung
Die Jahresrechnung 2023 wurde von Finanzvorstand Matthias Ramer vorgestellt und von den Stimmberechtigten einstimmig genehmigt. Sie schliesst bei einem Gesamtaufwand von 13,9 Millionen und einem Gesamtertrag von 14,15 Millionen mit einem Ertragsüberschuss von 232735 Franken ab. Höhere Einnahmen durch Grundstückgewinnsteuern und mehr Steuererträge sind die Hauptgründe dafür. Der Finanzvorstand erklärte, dass sämtliche Grundstücke und Gebäude der Gemeinde gemäss HRM2-Richtlinien neu bewertet werden mussten. Von den 28 Grundstücken und sechs Gebäuden ergab dies eine Aufwertung im Finanzvermögen von 65232 Franken. Die im Jahr 1995 gekaufte «Villa Rosa» wurde seit Anbeginn fälschlicherweise im Finanzvermögen aufgeführt. Das wurde korrigiert. Sie wird nun wie ursprünglich beschlossen im Verwaltungsvermögen geführt.


