Gemeinde Hausen erhöht Selbstversorgung mit Strom

Gemeindeversammlung hiess am vergangenen Mittwoch alle Sachgeschäfte gut

Das einspurige Gleis der Caraventa-Bahn, des einzigen Zugangs zum Reservoir Huebersberg, das im kommenden Winter saniert wird. (Bild Bernhard Schneider)

An der Hausemer Rechnungsgemeindeversammlung von letzter Woche hiessen die 42 Stimmberechtigten alle Geschäfte mit offensichtlichem Mehr gut. Die Finanzvorsteherin Beatrice Sommerauer präsentiert den Abschluss der Rechnung 2023, der einen Ertragsüberschuss von 2,16 anstelle von budgetierten 1,53 Millionen Franken aufweist.

Die – vor allem von externen Faktoren verursachten – Mehrkosten in den Bereichen Bildung und Gesundheit wurden mehr als kompensiert in den Bereichen Verkehr und Volkswirtschaft. Hinzu kommen höhere Steuereinnahmen als vorgesehen. Deutlich unter dem Budget liegen die Investitionen, die auf Bauverzögerungen bei bereits beschlossenen Projekten zurückzuführen sind. Das Eigenkapital stieg von 56,5 auf 59,3 Millionen Franken. Das Fremdkapital verblieb bei vergleichsweise bescheidenen 11,5 Millionen Franken.

Verglichen mit dem kantonalen Mittel ist die Gemeinde Hausen finanziell sehr solid aufgestellt. Obwohl die Steuerkraft pro Einwohnerin und Einwohner unter dem Durchschnitt liegt, weist die Gemeinde ein stattliches Eigenkapital aus, das ihren Handlungsspielraum langfristig hochhält.

Hagelschaden gezielt genutzt

Ein Hagelereignis hat im Juni 2021 die gesamte Dachfläche des Primarschulhauses aus dem Jahr 1958, das überkommunalen Schutz geniesst, beschädigt. Die Analyse des Schadens ergab als vorteilhafteste Variante eine Totalsanierung mit verbesserter Wärmedämmung und Indach-PV-Anlage.

Zur Kritik der Rechnungsprüfungskommission, die Kostenschätzung mit einem Unsicherheitsfaktor von plus oder minus 25 Prozent, antwortete der Gemeinderat, die Gebäudeversicherung verlange eine Sanierung bis August 2025. Daher sei es zwingend gewesen, das Geschäft an diese Gemeindeversammlung zu bringen. Inzwischen sei bereits klar geworden, dass die Obergrenze des Bruttokredits, wie von der RPK gefordert, aus 1,3 Millionen Franken festgelegt werden könne.

Ein Energiespezialist aus dem Kreis der Stimmberechtigten bezeichnete den budgetierten Preis der Fotovoltaikanlage als zu hoch, hier müsse die Gemeinde den Verhandlungsspielraum ausnützen, was Beatrice Sommerauer zustimmend zur Kenntnis nahm. Auf die Frage, ob keine Speicher vorgesehen seien, antwortete der Gemeinderat Ruedi Taverna, Speicher seien extrem teuer und erforderten viel Grauenergie. Es sei daher wesentlich effizienter, den Strom ins Netz zu geben und bei Bedarf wieder zu beziehen.

Das Geschäft wurde mit einer Gegenstimme gutgeheissen. Mit dem am Sonntag gutgeheissenen Stromgesetz kann die Gemeinde den Eigenverbrauch erhöhen, da Solarstrom nun künftig innerhalb eines Quartiers handelbar ist, sodass auch andere Gemeindeliegenschaften von der Solarstromproduktion im Schulhaus profitieren können.

Interkommunale Zusammenarbeit

Das dritte Geschäft betraf einen Kredit von 500000 Franken für die Sanierung des Reservoirs Huebersberg samt Ersatz der Fernsteuerung der Aussenobjekte. Das Reservoir wurde letztmals 1993 saniert und erfüllt seinen Dienst somit bereits viel länger als die erwarteten zwanzig Jahre. Die Sanierung erfolgt während der Wintermonate, wenn mehr Quellwasser zur Verfügung steht.

Der Tiefbauvorstand, Sven Kammer, bedankte sich bei der Gemeinde Aeugst, die während der Bauzeit mit Trinkwasser aushilft. Das Reservoir Huebersberg ist nur über die Caraventa-­Bahn zugänglich, die den steilen Hang in «gefühlt sieben Minuten» bewältige. Auch diesem Geschäft erwuchs keine Opposition.

So konnte der Gemeindepräsident, Stefan Gyseler, im Anschluss an die Mitteilungen (siehe separaten Artikel) und die Information, dass die Pacht des Strandbads Türlersee im Rahmen eines umfangreichen Evaluationsverfahrens dem Führungsteam des Gasthauses Löwen übergeben worden sei, nach einer kurzen, informativen Gemeindeversammlung zum Apéro einladen.

Grosses Interesse am Räumlichen Entwicklungsleitbild

Anlässlich der Gemeindeversammlung von letzter Woche orientierte der Gemeinderat Toni Schönbächler, verantwortlich für Hochbau und Planung, über die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung zum Räumlichen Entwicklungsleitbild REL, die auf viel Interesse stiess. 181 Einzelpersonen, Parteien und Vereine beantworteten die Befragung und gaben insgesamt 779 einzelne Rückmeldungen zu den Leitsätzen ab. Der Erlass des REL liegt zwar in der Kompetenz des Gemeinderats, da es sich um allgemeine Zielsetzungen handelt. Erst der behördenverbindliche Richtplan Verkehr und die für die Grundeigentümer verbindliche Nutzungsplanung werden von der Gemeindeversammlung beschlossen. Trotzdem wollte der Gemeinderat Hausen das REL unter Miteinbezug der Bevölkerung festlegen, denn die Richt- und Nutzungsplanung, die sich aus dessen Zielen ergibt, soll deren Willen entsprechen.

Die Befragung hat viele klare Antworten und einige umstrittene Punkte ergeben. So stimmen die meisten Antwortenden der Zielsetzung zu, das Wachstum der Bevölkerung auch bei grösserer Nachfrage auf etwa ein Prozent zu beschränken. Dabei soll der dörfliche Charakter der Gemeinde mit ihren traditionell gestalteten Bauten in den Ortskernen erhalten bleiben, mit einer hohen Durchgrünung, Gärten, Bäumen, Brunnen und Einfriedungen. Das Dorfzentrum soll gestärkt, das Versorgungsangebot erhalten bleiben.

Langsamverkehr stärken – Parkplätze umstritten

Umstrittener ist hingegen das Ziel, das Angebot an Parkplätzen im Zentrum für Gewerbe und Verkaufsläden zu optimieren und auszubauen. Dementsprechend stösst auch das Ziel, die Erreichbarkeit des Zentrums mit dem Auto zu erhalten, nur bei knapp der Hälfte der Antwortenden auf Zustimmung. Weitgehend unbestritten sind dagegen die Ziele, das Angebot des öffentlichen Verkehrs zu optimieren, den Verkehr im Zentrum siedlungsverträglich abzuwickeln und die Fuss- und Velonetze zu verbessern.

Auch in den Bereichen Umwelt- und Energie sind die Ergebnisse klar: Die Gemeinde soll sich für eine nachhaltige Energieversorgung und Siedlungsentwicklung einsetzen, der Siedlungsökologie und dem Ortsklima eine hohe Bedeutung beimessen und sich für die Steigerung der Biodiversität einsetzen.

Der ausführliche Bericht kann auf der Gemeinde-Website www.hausen.ch heruntergeladen werden. Die Raumplanungskommission entwirft nun gemeinsam mit dem beratenden Ingenieurbüro die Schlüsse aus der Befragung zuhanden des Gemeinderats, der die Bevölkerung nach den Sommerferien darüber orientiert. (bs)

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