Gemeinsam in die Sonne investieren
Schon sieben Crowd-finanzierte Anlagen im Säuliamt – grösstes Projekt in Wettswil

Wer Solarenergie nutzen möchte, benötigt in erster Linie eine geeignete Fläche, in der Regel ein Hausdach. Zudem muss der Bau finanziert werden können. Neben der eigenen Finanzierung, derjenigen über einen Kredit oder auch über einen Drittanbieter als sogenanntes Contracting, bestehen seit einigen Jahren auch Crowd-Lösungen. Dabei werden Solaranlagen gemeinsam mit Privaten und Kleininvestoren finanziert. In der Schweiz bietet dies seit 2016 die Berner Firma Solarify an. Gemäss Firmen-Website wurden schon 149 Solaranlagen finanziert, sieben davon auch im Säuliamt. Ein grosses Projekt wird momentan in Wettswil umgesetzt. Dazu später mehr.
Kleine Beiträge investieren
Auf der Website der Firma sind zahlreiche Projekte gelistet, jeweils mit einem individuellen Solarpanelpreis. Möchte man ein interessantes Projekt unterstützen, können ein oder mehrere Panels gekauft werden. Gemäss Solarify wurden so schon über 34000 Panels verkauft. Dadurch wird man Eigentümer der entsprechenden Panels und erhält den Gewinn aus dem Stromverkauf. Privatpersonen erhalten diesen alle drei Monate, Firmen jeweils einmal jährlich ausbezahlt. Vom Nettoertrag gehen 85 Prozent an den Käufer oder die Käuferin und 15 Prozent an Solarify. Damit finanziert die Firma unter anderem die Unterhaltskosten und Versicherungen.
Die Renditen sind je nach Projekt unterschiedlich, aber meistens im Bereich von wenigen Prozenten, aber höher als aktuell bei einem Sparkonto. Der Beitrag versteht sich als eine Investition in die erneuerbaren Energien und weniger mit dem Ziel, hohe Gewinne zu erzielen. Dafür scheint das Gesamtpaket gut abgesichert. Lukas Krienbühl, bei Solarify verantwortlich für Crowd-Finanzierung und Marketing, erklärt auf Anfrage: «Solarify schliesst sowohl eine Haftpflicht-, eine Anlage- (für Betriebsunterbrüche bei defekten Teilen z. B.) sowie eine Gebäudeversicherung für jede Solaranlage ab.» Krienbühl hält zudem fest, dass für Panelkäuferinnen oder -käufer keine nachträglichen Kosten anfallen würden.
Projekte in Stallikon und Hedingen
Wie erwähnt wurden auch Projekte im Säuliamt umgesetzt. So installierte man 2022 insgesamt 333 Solarpanels auf dem Schulhaus Loomatt in Stallikon. In Ebertswil und Mettmenstetten realisierte das Unternehmen Anlagen auf Gewerbebauten. Zwei neuere Projekte stammen aus Hedingen. Im letzten Jahr installierte Solarify auf dem Dach des Bauernbetriebs Fromoos 352 Solarpanels mit einer Jahresproduktion von 123000 kWh, was in etwa 30 Haushalten entspricht. Auf dem Werkhof in der Gemeinde wurden in diesem Jahr 314 Solarpanels mit 126000 kWh Jahresleistung in Betrieb genommen.
Das aktuell bisher grösste Projekt im Amt wird im Moment in Wettswil realisiert. Voraussichtlich diesen Herbst geht auf dem Bauernbetrieb Trachsler eine Anlage mit insgesamt 872 Solarpanels in Betrieb. Mit dem produzierten Strom können im Schnitt 80 Haushalte mit Strom versorgt werden. Ein Panel kostet in diesem Fall 616 Franken. Aktuell steht mit gut 770 Panels noch ein Grossteil der Anlage zum Verkauf. Auf Nachfrage erklärt Lukas Krienbühl: «Das Solarprojekt ist erst seit der zweiten Augusthälfte im Verkauf. Bei grossen Projekten kann der Verkauf mehrere Monate dauern. Solarify kann die Anlagen, wie im Fall von Wettswil, teilweise vorfinanzieren, damit sie bereits gebaut werden können.»
Über die Beweggründe für den Bau erklärte Landwirt Traugott Trachsler gegenüber Solarify: «Nach dem Neubau suchten wir gezielt nach einer Möglichkeit, unser Dach zu vermieten.» Mit dem Angebot habe man die passende Lösung gefunden. Der Dachbesitzer wird von Solarify mit einer Miete für die Nutzung des Dachs entschädigt und muss sich ansonsten um nichts kümmern.
30 Jahre Laufzeit
Ein solches Produkt versteht sich als langfristige Investition. Die Lebensdauer der Panels wird mit 30 Jahren berechnet und somit verteilt sich der Ertrag auch auf diese Zeitdauer. Die Berechnungen bei Solarify basieren auf drei Szenarien. So gibt es neben dem Normalszenario, auch ein negatives und ein positives. Angesprochen auf die nun sinkenden Vergütungen für den Solarstrom ab 2026, erklärt Krienbühl, dass die Szenarien langfristig ausgelegt seien und die neuen Vergütungen bereits berücksichtigt seien.
Im Normalszenario beim Projekt in Wettswil kommt so ein erwarteter Ertrag von 175 Franken pro Panel zusammen. Dank der Einmalvergütung für die Anlage ist der Reinertrag im ersten oder zweiten Jahr höher, je nach Geschwindigkeit der Subventionsstelle. In den folgenden Jahren kann pro Panel dann mit vier bis sechs Franken gerechnet werden. Das entspricht einer Rendite von 2,7 Prozent.
Nach 30 Jahren sind die Panels amortisiert und gehen kostenlos an den Dacheigentümer oder -eigentümerin über. Falls nötig, ist die fachgerechte Entsorgung über die im Panelpreis inbegriffene vorgezogene Recycling-Gebühr sichergestellt. Ein vorgängiger Verkauf der eigenen Panels ist möglich. Entweder organisiert man sich das selbst oder nutzt den Marktplatz online, welchen die Firma anbietet.
In Wettswil sollte es gemäss Lukas Krienbühl spätestens im November losgehen. Ab dann werden auf dem Hof 344000 kWh pro Jahr Strom produziert, finanziert durch Kleininvestoren.