Genuss und Freude am Essen zelebrieren

Serie «Gut altern»: Ausgewogene Ernährung als Faktor zum Erhalt der Lebensqualität

Gemüse und Früchte sind für eine ausgewogene Ernährung essenziell. Doch auch Proteine sind wichtig. Sie sind unter anderem in Nüssen zu finden. (Symbolbild Pixabay)

Gemüse und Früchte sind für eine ausgewogene Ernährung essenziell. Doch auch Proteine sind wichtig. Sie sind unter anderem in Nüssen zu finden. (Symbolbild Pixabay)

Man möchte möglichst lange selbstständig und mobil bleiben und am liebsten so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben können. Viele Aspekte tragen dazu bei, unter anderem gesunde, ausgewogene Ernährung, die man gern geniesst. Der Körper verändert sich mit zunehmendem Alter; was im Alter von 20 richtig war, ist mit 70 nicht mehr adäquat. Zudem: Nicht nur was man isst, ist von Bedeutung, sondern auch in welchem Kontext, wann, in welcher Stimmung und mit wem.

Erhöhter Proteinbedarf

Bernadette Signer-Zurfluh, Ernährungsberaterin B. Sc. SVDE, ist Leiterin der Ernährungsberatung am Spital Affoltern. Sie berät Patientinnen und Patienten und weist auf Verbesserungsmöglichkeiten der individuellen Ernährung hin. Sie erzählt: «Viele ältere Personen verstehen nicht, dass wir vorbeikommen, da sie sich ja gesund ernähren. Sie essen genug Obst, Gemüse und Salat, jedoch fehlen den meisten ausreichend Proteine. Also erklären wir Zweck und Nutzen von Proteinen und informieren über deren Quellen.»

Proteine sind wichtige Bausteine für den Körper, beispielsweise für die Muskulatur, das Immunsystem und die Knochengesundheit. Es wird empfohlen, 1,0 bis 1,1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen. Klassische Proteinlieferanten sind tierische Produkte wie Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier. Auch Hülsenfrüchte, Nüsse und Getreide enthalten Protein.

Idealerweise wird die Proteinzufuhr mit körperlicher Bewegung ergänzt. Es gilt, Muskelmasse, -kraft und -funktionalität zu stärken. Auch zur Prävention von Osteoporose sollen genügend Eiweiss, zudem Calcium, wertvolle Kohlenhydrate und ausreichend Vitamin D konsumiert werden.

Gemeinsam Essen kultivieren

Essen hat auch eine psychologische Bedeutung. Manchmal werden beispielsweise Langeweile oder Einsamkeit mit Essen kompensiert. Wie kann man schädliche Essgewohnheiten verändern, die mit positiv wahrgenommenen Emotionen verbunden sind oder mit denen negative Befindlichkeiten ausgeglichen werden? Bernadette Signer-Zurfluh rät: «Es gilt, problematische Essgewohnheiten zu erkennen und auf sie hinzuweisen. Ich versuche, meine Patientinnen und Patienten zu achtsamem Essen hinzuführen; beispielsweise soll man sich zum Essen hinsetzen, sich Zeit nehmen und ohne Ablenkung essen.» Idealerweise richtet man sich seine Mahlzeit schön zu und zelebriert das genussvolle Essen.

Viele ältere Menschen leiden unter Einsamkeit. Eine Mahlzeit in Gesellschaft kann ihnen Freude bereiten. In vielen Gemeinden werden «Mittags­tische» angeboten. Auch Einzelpersonen organisieren in der Nachbarschaft oder im Freundeskreis gemeinsames Essen, oft wird im Turnus gekocht. Die Einladenden achten auf genügend Proteine und verwenden zum Kochen frische Produkte, Gemüse und Früchte möglichst saisonal und aus der Region. Oft scheint es für Personen 60 plus zu aufwendig, für sich allein gesund zu kochen, und sie kaufen Fertigprodukte. Kocht man hingegen für mehrere Personen, die sich am Essen freuen und wertschätzen, was aus der Küche kommt, ist man motiviert, Mehraufwand auf sich zu nehmen.

Mangelernährung im Alter

Die Ursachen für verminderten Appetit im Alter sind vielfältig. Was man kaum bedenkt: Das Befördern von Nahrung in den Mund, erschwertes Kauen, Schwierigkeiten bei der Verdauung, einzelne Medikamente und Vereinsamung können das Essverhalten beeinflussen. Mangelernährung kann auch bei normal- oder übergewichtigen Menschen vorkommen.

Lösung bieten in den Gemeinden Mahlzeitendienste. Mit Bewegung – insbesondere im Freien – kann der Appetit gesteigert werden. Manche älteren Menschen «vergessen» das Essen. Was können Bezugspersonen tun, damit sich Seniorinnen und Senioren gesund und in adäquatem Mass ernähren? Bernadette Signer-Zurfluh gibt Tipps: «Sie daran erinnern, einen Timer stellen, Mahlzeiten sichtbar hinstellen, Mittagstisch organisieren.»

Es gilt auch zu beachten, genügend Flüssigkeit aufzunehmen und eher nach oder zwischen den Mahlzeiten zu trinken, um ein Völle- oder Sättigungsgefühl zu vermeiden.

Körperliche Bewegung im Alter erhöht den Appetit. Beweglichkeit hilft zudem, Krankheiten vorzubeugen, Stürze zu vermeiden, und trägt zur geistigen Fitness bei. Die ausgewogene Ernährung im Alter ist ein relevanter Teil des Wohlbefindens. Mahlzeiten strukturieren den Tag. Das Zubereiten der Mahlzeiten muss keine unliebsame Aufgabe sein, sondern als kreative Beschäftigung und als «Selbstverwöhnung» geschätzt werden. Neben dem Essen wirken soziale Aspekte in einer Wechselwirkung auf die Befindlichkeit. Ernährung soll in einem erweiterten Kontext wahrgenommen – und lustvoll gestaltet werden. Ganz besonders im Alter.

Weitere Informationen: Schweizerische Gesellschaft für Ernährung: www.sge-snn.ch -> Lebensphasen -> Ältere Erwachsene

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