Gymi auf dem Schwanden-Areal
Im Knonauer Amt die Kantonsschule besuchen – das soll den Jugendlichen mittelfristig möglich werden. Die Stadt Affoltern und der Kanton Zürich haben nun gemeinsam den Standort bestimmt. Vor dem Bau braucht es eine Anpassung der Bau- und Zonenordnung.

Viele Neuzuzüger und steigende Geburtenraten: Die Bevölkerung im Kanton Zürich wächst und wächst. Das wirkt sich auch auf die Kantonsschulen aus: Bis 2031 wird die Anzahl Gymnasiasten im Kanton gemäss aktuellen Prognosen stetig ansteigen – und nach einem Zwischenplateau dürfte diese Entwicklung ab 2036 weitergehen: «Bis ins Jahr 2050 erwarten wir 6000 zusätzliche Schülerinnen und Schüler», heisst es bei der Bildungsdirektion. Darüber hinaus herrscht bei etlichen der bestehenden Mittelschulen Sanierungsbedarf.
Vor diesem Hintergrund fand auch der Ruf aus dem Säuliamt nach einer eigenen Kanti Gehör. Vor sechs Jahren war man mit einer entsprechenden Petition, unterzeichnet von fast 4000 Bürgerinnen und Bürgern, noch abgeblitzt. Damals erhielt der nun laufende Ausbau der Kantonsschule Limmattal den Vorzug: Statt 750 sollen dank Erweiterungsbau in Urdorf ab 2024/25 rund 1100 Mittelschülerinnen und -schüler unterrichtet werden können.
Kein Platz im Zentrum
Bereits 2017 ergab eine Umfrage des «Anzeigers» bei Gymiprüfungs-Absolventinnen und -Absolventen aus dem Knonauer Amt ein Potenzial von bis zu 650 Schülerinnen und Schülern für eine Kantonsschule im Bezirk. In der Zwischenzeit hat auch der Kanton die Prognose der Schülerinnen- und Schülerzahlen nach oben korrigiert. Und so soll in Affoltern – der Bezirkshauptort hat die beste ÖV-Erschliessung – unter der Führung der Kantonsschule Limmattal eine Mittelschul-Filiale für rund 650 Schülerinnen und Schüler errichtet werden. Nicht zuletzt verspricht man sich davon eine Entlastung der Pendlerströme in Richtung Zürich.
Bei der Evaluation möglicher Standorte hat der Kanton die Stadt Affoltern von Anfang an mit einbezogen. «Die Zusammenarbeit war sehr angenehm», betont Stadtpräsidentin Eveline Fenner. «Das gebe ich gerne zurück», so Alice Kamm vom kantonalen Immobilienamt. Bald stand fest, dass im Zentrum (noch) kein geeignetes Grundstück zur Verfügung steht. In die Auswahl schafften es das stadteigene Areal «Giessen/Ennetgraben», beim Seewadel-Provisorium, und das Gebiet «Schwanden» am westlichen Ortsrand, das dem Kanton gehört. Hier grenzt das Areal an das Ausbildungszentrum des Strickhofs an, wo Mittelschüler ihren dreiwöchigen Hauswirtschaftskurs absolvieren. Direkt dahinter befindet sich das Pfadiheim Schwandenhölzli der Pfadi Säuliamt. Im Boden befindet sich zudem ein ehemaliger Kommandoposten des kantonalen Führungsstabs. Wie der den Bau tangiert, das werde sich erst bei der vertieften Machbarkeitsprüfung zeigen, heisst es beim Kanton.
Das Provisorium von der Gestaltungsplanspflicht entbinden
Der Standort beim Ennetgraben hätte durch mögliche Synergien mit der Sekundarschule gepunktet. Allerdings würde die Stadt damit ihre strategische Reserve ausschöpfen: «Es ist das einzige grosse Grundstück, das Affoltern für künftige Bauten hat», so Stadtpräsidentin Eveline Fenner. Prädestiniert wäre das Areal für künftige Erweiterungen der Primar- oder Sekundarschule, aber auch falls der direkt angrenzende Friedhof mehr Platz benötigen sollte. Diese Überlegungen, gemeinsam mit der etwas besseren ÖV-Anbindung (Nähe Bahnhof), dem Dienstleistungsangebot in der Umgebung und den Flächenreserven gaben schliesslich den Ausschlag für den Standort Schwanden.
Auf dem Areal besteht allerdings eine Gestaltungsplanpflicht. Da im Moment nicht das ganze Gebiet entwickelt werden soll, und die Bebauung provisorisch ist, muss also die Bau- und Zonenordnung (BZO) angepasst werden. Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres soll die entsprechende BZO-Teilrevision an die Urne gehen, so Eveline Fenner. Gleichzeitig beginnt eine vertiefte Machbarkeitsprüfung inklusive Mobilitätskonzept zu laufen. «Mit Inkrafttreten der teilrevidierten BZO sollte es vorliegen», so Alice Kamm. Anschliessend könnte man direkt in die Projektierung starten. Ein Bezug wäre demnach ab Sommer 2028 möglich.
Holz-Modulbau mit zwei Sporthallen
Wie eine provisorische Mittelschule aussieht, davon kann man sich in Uetikon am See überzeugen. Dort steht das erste von insgesamt fünf geplanten Provisorien, ein Holz-Modulbau, der für eine Lebensdauer von 30 Jahren ausgelegt ist. Zum Angebot für bis zu 650 Jugendlichen gehören auch zwei Sporthallen, wie Myriam Bernauer, Projektleiterin Immobilien bei der Bildungsdirektion, auf Nachfrage ausführt. Der Stadtrat habe das Provisorium in Uetikon angeschaut, so Eveline Fenner: «Das ist eine vollwertige Schule.»
Wann aus dem provisorischen Kantonsschul-Standort dann ein definitiver werde, das müsse die Entwicklung der Schülerzahlen in der Region und der Betrieb des Provisoriums zeigen, heisst es beim Kanton. Fest steht, dass auch eine definitive Kantonsschule in Affoltern gebaut werden würde. Der Standort ist noch nicht definiert, spekulieren aber erlaubt: Angestrebt werden dürfte nach wie vor ein Bau im Stadtzentrum. In Frage kommen könnte das in die Jahre gekommene Bezirksgebäude. Dass dort das Gefängnis keine längerfristige Zukunft hat, hat der Regierungsrat schon 2018 beschlossen. Zur Schliessung werde es aber voraussichtlich erst nach 2030 kommen, heisst es aus dem Amt für Justizvollzug und Wiedereingliederung auf Anfrage. Erst müsse die JVA Pöschwies ausgebaut werden. Ein alternativer Standort könnte das Altes-Zeughaus-Areal an der Zeughausstrasse sein. Aber vielleicht bleibt es dann doch beim «Schwanden».