Hausen führt ab September die Bauverwaltung für Kappel

Der Zusammenarbeitsvertrag für eine einjährige Pilotphase ist unterschrieben

Marcel Graf und Deliah Boon vom Bauamt Hausen, flankiert vom Hausemer Bauvorstand Toni Schönbächler und von der Kappeler Bauvorständin Liselotte Steinmann Plüss. (Bild Livia Häberling)
Marcel Graf und Deliah Boon vom Bauamt Hausen, flankiert vom Hausemer Bauvorstand Toni Schönbächler und von der Kappeler Bauvorständin Liselotte Steinmann Plüss. (Bild Livia Häberling)

Sie hatten an Gemeindeversammlungen in Kappel mehrfach zu Diskussionen geführt: die steigenden Verwaltungskosten. Etwa anlässlich der letzten Versammlung im November 2022: Damals wurde das Budget 2023 mit einer Gegenstimme und einigen Enthaltungen angenommen – vorangegangen waren der Abstimmung Diskussionen. Es dürfe nicht sein, dass die Kosten der Verwaltung stärker stiegen als die Bevölkerung, monierten Stimmen im Saal.

«Wir haben nun eine Lösung gefunden, um dem Begehren des Stimmvolks nach tieferen Verwaltungskosten gerecht zu werden», sagt Gemeindeschreiberin Stefanie Dünnenberger-Forlin an einem Treffen, an dem nebst ihr die Bauvorstände von Kappel und Hausen, der Gemeindeschreiber von Hausen sowie der Leiter Hochbau und seine Stellvertreterin anwesend sind. Es ist, so scheint es, eine Win-Win-Lösung, die innert weniger Wochen so rasch und unbürokratisch aufgegleist und eingefädelt wurde, dass sie die Anwesenden beim Berichten fast euphorisch werden lässt.

Konkret haben die beiden Gemeinden vor wenigen Tagen einen Dienstleistungsvertrag unterzeichnet, der vorsieht, dass das Bauamt Hausen ab September im Bereich Hochbau sämtliche Dienstleistungen für seine Nachbargemeinde übernimmt. Die Hochbauverwaltung Kappel wird auf dieses Datum hin aufgelöst.

Auslagerung erfolgt auf Empfehlung von externer Beratung

Die Auslagerung ist eine Folge von einer Überprüfung der Verwaltung, welche die Gemeinde Kappel bei einem externen Unternehmen in Auftrag gegeben hatte. Gemäss Dünnenberger-Forlin zog die Prüfstelle insgesamt ein positives Fazit, empfahl aber auch Massnahmen – insbesondere im Bereich Immobilien und Infrastruktur. So kam es, dass Kappel mit seiner Nachbargemeinde Hausen das Gespräch suchte, um Möglichkeiten für eine Kooperation zu prüfen.

Seit mehreren Jahren schon arbeiten die Oberämtler Gemeinden in verschiedenen Bereichen zusammen. Im Jahr 2019 trafen sich die Gemeinderäte von Aeugst, Hausen, Kappel und Rifferswil zu einem Workshop, in dem sie unter dem Motto «Kooperation statt Fusion» beschlossen, enger zusammenarbeiten zu wollen. Mit dieser Absicht im Hinterkopf ist man auch künftige Investitionen angegangen: So etwa, als es um die Anschaffung einer neuen Software ging (bei der man sich für dasselbe Produkt entschied). Diese Vorarbeit erleichtert nun den technischen Integrationsprozess und erlaubte es den Gemeinden, die Zusammenarbeit so zeitnah zu realisieren: Die ersten Gespräche haben nämlich erst im Juni stattgefunden, als sich abzeichnete, dass die aktuelle Stelleninhaberin des Bauamts Kappel die Gemeinde verlässt, um sich neu zu orientieren.

Eine Kündigung hätte nicht der Personalpolitik der Gemeinde Kappel entsprochen, bekräftigt Stefanie Dünnenberger-Forlin. Gleichwohl habe sich wegen der finanziellen Situation seit Längerem abgezeichnet, dass sich die Gemeinde Kappel auf längere Sicht kein eigenes Hochbauamt mehr würde leisten können.

Die Kappeler Baukommission bleibt weiterhin zuständig

Für die Kappeler Bevölkerung ändert sich ab September in erster Linie der Ort, an dem sich ihre Bauverwaltung befindet. Diese ist in Hausen während fünf Tagen pro Woche besetzt. Bald wird es ihnen zudem möglich sein, Baugesuche online einzugeben. Ansonsten bleibt vieles wie gehabt: «Mit dem Vertrag werden keine politischen hoheitlichen Befugnisse übertragen», stellt Christoph Rohner klar, «Hausen erbringt für die Gemeinde Kappel ausschliesslich verwaltungstechnische Dienstleistungen». Die Baugeschäfte werden also administrativ in Hausen betreut. Für alles weitere sind indes auch zukünftig die jeweiligen Kappeler Gremien zuständig.

Um die Mehrarbeit zu stemmen, erhöht Deliah Boon, die stellvertretende Leiterin Hochbau, ihr Pensum um 20 Prozent. Weitere 10 Prozent sollen innerhalb der Verwaltung noch freigeschaufelt werden, sagt Rohner, der auch betont: «Wir helfen gerne, aber wir wollen nicht draufzahlen.» Ob die Rechnung aufgeht, wird sich erstmals in einem halben Jahr zeigen. Dann findet eine Zwischenbilanz der Zusammenarbeit statt, die als einjährige Pilotphase startet. Und wie wirkt sich diese neue Kooperation auf den Finanzhaushalt von Kappel aus? «Auf jeden Fall positiv», sagt Stefanie Dünnenberger-Forlin. Aktuell lassen sich die Einsparungen noch nicht beziffern. Im September dürften Zahlen vorliegen.

Ansprechpersonen des Bauamts Hausen und Kappel: Marcel Graf und Deliah Boon, Telefon 044 764 80 53. E-Mail: bausekretariat@hausen.ch oder hochbau@kappel-am-albis.ch.

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