Heilige Nacht in 34 Variationen
Wer mit seinen Kindern die Wartezeit bis Heiligabend verkürzen oder der Hektik vor Weihnachten entfliehen will, der kann dies auf dem Ebertswiler Krippenweg tun. Auf dem drei Kilometer langen Rundweg sind 34 verschiedene Darstellungen der Geschehnisse der Heiligen Nacht zu entdecken.
Höchstwahrscheinlich gehen die Weihnachtskrippen auf den Heiligen Franz von Assisi zurück. Er stellte am 24. Dezember 1123 das erste Mal die Weihnachtsgeschichte mit lebenden Personen und Tieren bei einer Futterkrippe in einem Wald nahe des Klosters Greccio (Italien) nach. Mit der anschaulichen Szene wollte er Gläubigen, die nicht in der Lage waren zu lesen, das Weihnachtsevangelium in Bildern erläutern.
Ab dem 16. Jahrhundert fand die Weihnachtskrippe durch die Jesuiten europaweite Verbreitung. So stand die erste Krippe des Ordens um 1560 in einem Kloster in Portugal, bald folgten Kirchen und Fürstenhäuser in Spanien, Italien und Süddeutschland. Ab dem 19. Jahrhundert wurde es Tradition, in den Stuben der Familien Krippen aufzustellen, nachdem solche bis dahin nur in Kirchen anzutreffen waren.
Heute sind Weihnachtskrippen ein fester Bestandteil der weihnachtlichen Dekoration. Krippenwege findet man an vielen Orten. Seit diesem Jahr auch in Ebertswil. Einen Monat lang im Dezember sind auf einem drei Kilometer langen Rundweg entlang Ebertswil, Hirzwangen und dem Husertal 34 unterschiedliche Krippendarstellungen zu finden. Aufgebaut hat den Krippenweg der Verein Ebertswiler Krippenweg. Ihm gehören drei Familien an. Initiator des Vereins ist Frank Renneke. «Inspiriert zu diesem Weg hat mich mein Vater. Vor rund 25 Jahren hat er in meiner Heimat Münster angefangen, Krippen zu bauen und mit Freunden zusammen einen Krippenweg eingerichtet, der zu einer vielgeliebten Tradition geworden ist. Heute kann er aus Altersgründen selber keine Krippen mehr bauen. Ich möchte sein Erbe weiterführen, hier in Ebertswil. Es gibt eigentlich keinen schöneren Ort für einen Krippenweg als hier, mitten in der Natur und mit einer wunderbaren Aussicht auf die Zentralschweiz, die Berge und den Zugersee.»
Ein bisschen Freude zur Adventszeit
Der Krippenweg hat laut Renneke keinen religiösen Hintergrund: «Wir möchten den Menschen zur Adventszeit ein bisschen Abwechslung und Freude schenken.» Ob jemand Ruhe im hektischen Alltag der Adventszeit suche oder einfach mit Familie, Freunden oder allein einen Ort zum Innehalten suche – jede und jeder soll seinen eigenen Grund finden, den Krippenweg zu begehen.
Im September hat der Verein einen Aufruf gestartet, Krippen für den Weg zur Verfügung zu stellen. Dadurch kamen eine Reihe individueller, origineller und selbst gestalteter Krippen aus Ebertswil zusammen. Einige Krippen hat Renneke von seinem Vater übernommen, weitere wurden über Ricardo oder tutti gekauft. Neben Krippen aus der Schweiz sind auch solche aus dem Erzgebirge, aus Peru oder Mexiko vertreten. Zu den «klassischen» Krippen mit fein geschnitzten Figuren gesellen sich an den 34 Posten auch einige «Kinderkrippen», bei denen die biblische Stallszene mit Playmobil- oder Habafiguren dargestellt ist. Fein gearbeitet ist die Krippe mit Tonfiguren, grazile Ästhetik zeichnet die Zinnfiguren-Krippe aus. Von besonderer Originalität ist die Krippe, die eigentlich gar keine Krippe ist, sondern die auf zwanzig Kaffeerahmdeckeli klassische Krippenszenen zeigt.
Krippe zum Mitmachen
Eine der Krippen ist interaktiv: Mit einer Spieluhr versehen, lässt sich auf ihr «Stille Nacht» intonieren, was die Einstimmung auf Weihnachten perfekt macht. Aussergewöhnlich – so sie denn echt ist, worüber sich Frank Renneke nicht ganz sicher ist – ist eine Schwarzenberger Krippe mit aus Drahtgestellen und Stoffen gefertigten Figuren ohne Gesichter.
Bei der Mitmachkrippe sind alle Besuchenden angehalten, selbst Hand anzulegen. Bastelutensilien und Werkzeug liegen zur Verwendung bereit. «Es ist interessant zu sehen, wie sich diese Krippe jeden Tag verändert», erzählt Franz Renneke. «Diese Engelsfigur etwa war gestern noch nicht da. Bei der Gestaltung dieser Krippe nehmen wir gar keinen Einfluss darauf. Die Leute können umdekorieren, etwa mit Naturmaterialien, oder ihre eigenen Figuren dazusetzen, ganz wie sie wollen. Wir überlassen diese Krippe ihrem Schicksal und den persönlichen Gestaltungswünschen der Menschen».
Bis Ende Dezember. Start ab Bushaltestelle Ebertswil Schulhaus. Der Weg ist ausgeschildert. www.ebertswiler-krippenweg.ch