«Herzliches Dankeschön für Wohlwollen und Zuwendungen»

Das Wohnheim Central bietet 15 erwachsenen Menschen mit chronischer psychiatrischer Erkrankung sowie Menschen, die aus psychischen Gründen mit IV-Rente leben, eine Wohnmöglichkeit – mit dem Ziel: Austritt in eine selbstständige Wohnform. Bewohnerin Christine M. erzählt.

Josy Molnar, Leiterin des Sozialtherapeutischen Wohnheims Central, im Gespräch mit Bewohnerin Christine M. (Bild kb.)
Josy Molnar, Leiterin des Sozialtherapeutischen Wohnheims Central, im Gespräch mit Bewohnerin Christine M. (Bild kb.)

Mehrere Hirninfarkte rissen Christine M. mit einem Mal aus Beruf und selbstständigem Leben. Die in einem Kanton an der Landesgrenze aufgewachsen ist, zog vor Jahren von Berufes wegen in den Kanton Zürich. Als gesunder Mensch und Berufsfrau im Aussendienst war sie in der Region eigenständig wohnhaft, bis sie mehrmals hospitalisiert werden musste – ihr Leben hing dabei jedes Mal an einem seidenen ­Faden. «Dann kam die Botschaft der Ärzte, dass ein alleiniges Wohnen für mich zukünftig nicht mehr möglich sei. Dies hat mich entsprechend hart getroffen. Und als wäre das noch nicht genug, sagte man mir, dass ich auch nicht mehr längere Zeit alleine unterwegs sein oder gar reisen könne», berichtet die 48-Jährige. Dabei sind diese Sachverhalte auf einen ersten Blick nicht augenscheinlich. Christine wirkt fröhlich, lächelt charmant und erzählt offen über ihr Leben. Einzig, als sie nach einigen Minuten anmerkt, dass das Gespräch nicht allzu lange dauern sollte, weil sie dies ansonsten zu sehr erschöpft, rückt ihren Gesundheits­zustand ins Gedächtnis.

«Ein herzliches Dankeschön an alle Wohnheim-Unterstützer!»

Nach einem ersten Hirninfarkt empfehlen die Ärzte Christine M. einen Hund zur medizinischen Begleitung. Dieser ermöglicht ihr vorerst weiter ein selbstständiges Wohnen, was dann aber nach weiteren Infarkten und der Diagnose, dass bei ihr eine idiopathische Hypertonie (erhöhter Hirndruck, dessen Auslöser unbekannt ist) vorliegt, zur vorab geschilderten einschneidenden Tatsache führte. «Mir wurde der Boden unter den Füssen weggespült. Nun galt es für mich einen Platz in einem sozialtherapeutischen Wohnheim zu finden. Einfach war das nicht, aber schliesslich habe ich diesen im Wohnheim Central gefunden, wo es mir auf Anhieb sehr gut gefallen hat. Das war in doppelter Hinsicht ein ­Geschenk», schildert Christine M. ­Einerseits, weil sie von Institutions­leiterin Josy Molnar und den weiteren Bewohnenden sehr unkompliziert ­aufgenommen wurde und auch viel Beihilfe erfuhr: «Beim Erarbeiten von Bewältigungsstrategien zur Verbesserung der Lebensqualität wurde ich genauso grossartig unterstützt wie bei alltäglichen kleinen Besorgungen, die anfallen. In diesem Kontext ist es mir auch sehr wichtig, allen Menschen, welche dem Wohnheim Central wohlwollen und mit finanziellen Zuwendungen helfen, auf diesem Weg ein herzliches Dankeschön zukommen zu lassen.»

Eine «Central»-Besonderheit ist die Haltung von Haustieren

Zum Zweiten war Christine M. glücklich, ins sozialtherapeutische Wohnheim Central zu kommen, weil sie ihren Begleithund Coco mitnehmen durfte. Josy Molnar bestätigt: «Ja, Bewohnerinnen und Bewohner dürfen ihre Haustiere mitbringen; das ist eine Besonderheit des Wohnheims Central. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, nicht zuletzt, weil Tiere sich als therapeutische Begleiter bestens bewähren und längst etabliert haben.» Für Christine M. war diese Begleitung besonders wichtig; mit Coco konnte sie regelmässig zum Spazieren nach draussen: «So durfte ich am Gesellschaftsleben wenigstens ein bisschen teilhaben, wenn mir schon ­weitergehende Ausflüge und das Reisen unmöglich geworden waren, ja, selbst meine Verwandten konnte ich allein nicht mehr besuchen.»

Aber es kam wieder anders. Sie musste sich von Coco trennen, da er sich im Wohnheim nicht, wie gewünscht und erhofft, einzuleben vermochte. Dies und eine bei Christine dazukommende Erkrankung des blutbildenden Systems schmälerten das Leben der 48-Jährigen, die mittlerweile seit drei Jahren in der sozialtherapeutischen Einrichtung im Ortskern von Affoltern wohnt, weiter ein.

... wie eine Familie – und nach Jahren wieder einmal in die Ferien

Immerhin: Coco konnte, nach Absprache, von einer Betreuerin übernommen werden, und Christine sah ihren Schützling immer, wenn die Betreuerin Coco zur Arbeit mitnahm. Sie selbst durfte sich eine Katze als Therapietier zulegen. «Das macht mich glücklich, einerseits, weil ich mir Coco regelmässig ausleihen darf und mit ihm ab und zu weiterhin kurze Spaziergänge machen kann, und andererseits, weil ich mit Luna eine aufmerksame Tierpartnerin an meiner Seite habe», hält Christine dazu fest und merkt weiter an: «Auch das betreute Wohnen im Wohnheim Central ist wirklich prima. Die Mitarbeitenden tun alles, um uns Bewohnerinnen und Bewohnern hier eine neue Heimat, ein echtes ­Daheim bieten zu können. Und auch wir Bewohnenden kommen gut miteinander aus. Wir sind eigentlich wie eine Familie, wo jede für den anderen da ist und man sich gegenseitig unterstützt. So hat beispielsweise auch jede und ­jeder im Haushalt ein ‹Ämtli› auszufüllen.»

Dies alles dient den in die Zukunft gewandten, lösungs- und ressourcenorientierten Zielen des Wohnheims zur Verbesserung der Lebensqualität der Bewohnenden. Hilfe zur Selbsthilfe spielt dabei eine zentrale Rolle, was Christine M. auch sehr schätzt: «Man unterstützt und fördert unsere Fähigkeiten, Kompetenzen sowie unsere Ressourcen und sucht mit uns gemeinsam Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität. Dabei wird uns auch echt etwas zugetraut.» Bei Christine war dies unter anderem die Teilnahme an den gemeinsamen ­Ferien in der Schweiz, die – notabene – im kommenden Herbst wiederum ­anstehen. «Das war ein grossartiges ­Erlebnis, auf das ich vorher jahrelang verzichten musste», sagt sie und ergänzt: «Und auf die Ferien in diesem Jahr freue ich mich ganz besonders wieder, um die Seele baumeln zu lassen und die Batterien aufzutanken.»

Sozialtherapeutisches Wohnheim Central, Affoltern, Institutionsleiterin Josy Molnar, Telefon 044 760 21 35, wohnheim@sdaffoltern.ch, www.sdaffoltern.ch.

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