Hochwertig und kompakt
Der private Gestaltungsplan «Postareal» ermöglicht eine hochwertige, kompakte Überbauung. Die Pläne für ein Dorfzentrum in Obfelden kamen bei den Teilnehmenden eines Workshops gut an. Ihre Anregungen und Ideen werden nun ausgewertet.
Im Rahmen einer Teilrevision der kommunalen Nutzungsplanung entstand 2012 die Idee eines Obfelder Dorfzentrums. Rund um die Postfiliale und das Restaurant Kreuzstrasse ist die Gemeinde Miteigentümerin eines Areals. Im Juni 2012 entschied sich die Gemeindeversammlung für eine Gestaltungsplanpflicht. Nachdem damals unter den Grundeigentümern kein Konsens zustande kam, entschied sich die Gemeinde im Jahr 2014, in eigener Regie eine Testplanung zu initiieren. Nach Durchführung mehrerer Workshops einigten sich die Grundeigentümer im Rahmen einer geänderten Überbauungsstudie.
Erste Variante stiess auf Kritik
Die erste Variante eines Gestaltungsplans stiess jedoch auf Kritik aus der Bevölkerung, was in 36 Einwendungen zum Ausdruck kam. Auch das kantonale Amt für Raumentwicklung meldete zu einzelnen Punkten Bedenken an. Für den Gemeinderat lichtete sich der Nebel der Ungewissheit im September 2020 mit dem Ja der Gemeindeversammlung zum «privaten Gestaltungsplan Postareal». Laut Gemeindepräsident Stephan Hinners folgte ein Erschliessungsvertrag und dessen Genehmigung im März 2021, im Juni 2021 das Baugesuch der Leuthard AG. «Dann haben wir erste Rekurse abgearbeitet», ergänzte er. Anfang dieses Jahres startete die Leuthard das Bauvorhaben. Dort realisiert die Migros als Mieterin einen Laden nach sogenanntem VOI-Konzept. Die Gemeindeversammlung befürwortete einen Antrag auf öffentliche Mitwirkung an der gemeindeseitigen Überbauung.
Ergänzende Bauvorschriften
Nach den Worten von Peter von Känel, Planer im Auftrag der Gemeinde, befindet sich das Grundstück in der Kernzone 3 – mit Gestaltungsplanpflicht. Eine hochwertige, kompakte Überbauung sei das Ziel. Das Areal der Gemeinde erstreckt sich über 4230 Quadratmeter und enthält vier Baukörper. Der Gestaltungsplan enthält ergänzende Bauvorschriften, zahlreiche Vorgaben, eine Verfeinerung des Zonenplans und Nutzungsbestimmungen der Baufelder – nicht zuletzt wegen des Anschlusses an Dorf- und Ottenbacherstrasse.
Zulässig sind Wohnungen, Büros, Ateliers, Praxen, Alterswohnungen, Läden und Restaurant, freilich keine grossen Läden mit mehr als 1000 Quadratmetern. Ein Einkaufszentrum ist nicht möglich. In zwei Baufeldern ist je zur Hälfte eine gewerbliche Nutzung vorgesehen, damit das Areal auch «lebt». Insgesamt sind 48 Wohnungen möglich; die oberirdische Parkplatzzahl ist vorgegeben; es sind drei Tiefgaragen geplant. Angestrebt werden Freiflächen, ein öffentlicher Platz für alle Altersgruppen, auf dem zum Beispiel ein Markt oder ein Festzelt möglich wäre. Eine Begrünung mit Bäumen und Sitzgelegenheiten ist zwingend, ein Wasserspiel ebenso denkbar.
Zahlreiche Ideen und Anliegen
Rund 40 Einwohnerinnen und Einwohner folgten am letzten Samstagmorgen der Einladung des Gemeinderates zu einem sogenannten Bevölkerungsworkshop. Drei Gruppen diskutierten engagiert, brachten weitere Vorschläge und Anliegen ein. Da war zum Beispiel von altersdurchmischten Wohnungen die Rede, davon, ob die Überbauung Alterswohnungen enthalten, eine Pflegeabteilung und die Spitex eingebunden werden soll. Stichwort: Nutzung von Synergien. Weitere Inputs bildeten Mahlzeitendienst, Gemeinschaftsräume, ein Gästezimmer zur Vermietung, eine Kita sowie Drogerie/Apotheke, die in Obfelden fehlt. Und natürlich ein Restaurant, von denen es im Dorf einst sieben gab, heute lediglich noch eine Bar. Dem neuen Restaurant soll auch ein Saal angegliedert werden, wohl auch im Sinne der Vereine. Bei Vermietung der Wohnungen soll die Gemeinde klare Rahmenbedingungen festlegen, vor allem dann, wenn ein privater Investor ins Spiel kommt, so der Wunsch aus dem Plenum. Die Frage ist auch, ob hier genossenschaftlicher Wohnraum entstehen soll – mit erschwinglichen Mieten. Und immer wieder wurde die Wichtigkeit einer flexiblen, altersdurchmischten Überbauung betont.
Die vier Baukörper könnten laut einer Idee aus dem Plenum mit Solaranlagen bestückt werden. Eine Überdeckung der Parkplätze mit Solardach ist laut Gestaltungsplan nicht möglich. Flexibilität wird auch bei der Platzgestaltung gewünscht. Er soll begrünt und Schatten spendend sein, mobile Sitzgelegenheiten enthalten, aber nicht mit Einrichtungen überladen werden und allen – ohne Konsumationszwang – offenstehen. Offen etwa auch für eine Skulpturenausstellung oder Platzkonzerte des Musikvereins. Veloparkplätze sind in der Nähe der verlegten Bushaltestelle geplant.
Insgesamt kamen die Pläne für das Dorfzentrum auf dem Postareal bei den Workshop-Teilnehmenden gut an, was sich auch im kräftigen Schlussapplaus manifestierte. Ihre Ideen und Vorschläge werden nun ausgewertet und das Vorhaben einer Gemeindeversammlung oder im Rahmen einer Info-Veranstaltung präsentiert. Unter gemeindeverwaltung@obfelden.ch können sich Interessierte für die Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe melden.