Hoffen auf die Anpassungsfähigkeit der Bäume

Waldexkursion in Maschwanden mit Förster Flurin Farrér

Spannend, informativ – und in herrlicher Umgebung: Waldexkursion in Maschwanden mit Förster Flurin Farrér. (Bild Daniel Vaia)

Wenn er reden könnte über die Schicksalsschläge und den Stress der letzten Jahre und Jahrzehnte, er hätte viel zu berichten – der hiesige Wald. Neben der Hitze und der Trockenheit der letzten Jahre hatte er unter anderem die Stürme «Burglind» (2018), «Lothar» (1999) sowie einen schweren Sturm 1967 über sich ergehen lassen. Das alles hat Spuren hinterlassen, wie Förster Flurin Farrér am vergangenen Samstag vor 35 Inte­ressierten bei einem zweistündigen, ­informativen Rundgang durch den Wald in Maschwanden erklärte. Dazu eingeladen hatte das Naturnetz Knonauer Amt unter dem Titel «Der Wald im Wandel – gesunde Wälder trotz Klimaveränderung». Die Waldexkursion bildete den Auftakt zu einer fünfteiligen, ­öffentlichen Veranstaltungsreihe, die sich mit Biodiversität, Wild, Wald und Landwirtschaft befasst.

Wie gut oder wie schlecht es dem Wald geht und welche Massnahmen zu ergreifen sind, darüber sind sich Wissenschaft, Forstwirtschaft, Umweltschutz und Politik längst nicht immer einig. Flurin Farrér, der 700 Hektare Wald in Mettmenstetten, Maschwanden, Obfelden, Ottenbach und Knonau betreut, versuchte bei seinem Rundgang auf die Vor- und Nachteile hinzuweisen, die jede Baumart hat. Als «Versuchs­labor» dient ihm dabei eine kleine Waldfläche in Maschwanden, auf der vor einigen Jahren 25 verschiedene Baumarten gepflanzt wurden, darunter, ein Beispiel zu nennen, vier verschiedene Eichenarten (Traubeneiche, ungarische Eiche, kastanienblättrige Eiche, amerikanische Eiche).

Auf der Fläche soll sich unter ­realen Bedingungen zeigen, wie schnell welche Art wächst und wie konkurrenzfähig sie ist. Und zwar unabhängig von den Lehrbüchern. Als Beispiel dafür, wie anpassungsfähig die Natur sein kann, zeigte Farrér das Foto einer kürzlich entdeckten jungen Fichte: Sie wies eine für die Baumart ungewöhnlich lange Wurzel auf, was sich in Trockenperioden als überlebenswichtig erweisen könnte. Das ist insofern bemerkenswert, da die Fichte (der «Brotbaum» der Schweizer Holzindustrie) als Baum mit flachem Wurzelwerk bekannt ist, der dem Klimawandel wenig entgegenzusetzen hat und deshalb relativ rasch aus den hiesigen Wäldern verschwinden dürfte. Ein hoffnungsvoller Hinweis darauf, dass sich einzelne Baumarten «klimafit» machen?

Zusammensetzung wird sich verändern

Wie anpassungsfähig Baumarten letztlich sind, finde man erst heraus, wenn man unter realen Bedingungen Dinge ausprobiere, so Farrér. Das hätten schon seine Vorgänger so gehandhabt. Dass sich die Zusammensetzung der Wälder verändern werde, sei unvermeidlich: «Die heutigen Nadelwälder werden sich wandeln, hin zu Laubholzwäldern.» ­Wegen Stürmen und Käferholzbefall sei der Nadelholzanteil in den hiesigen Wäldern bereits in den letzten Jahren markant zurückgegangen. Der Wald der Zukunft werde somit einen grösseren Laubholzanteil aufweisen.

Die Förster erhoffen sich von dieser Entwicklung eine bessere Durchwurzelung des Bodens, eine stärkere Resistenz gegenüber Stürmen und weniger ­Anfälligkeit gegen Krankheiten und ­Insektenbefall.

Eine weitere Konsequenz daraus: Es muss angesichts der hohen Nachfrage künftig wohl mehr Holz «von ausserhalb» verarbeitet werden. Denn auf ­einer Hektare wächst weniger Laubholz als Nadelholz.

Farrérs Wahlspruch: «Es muss alles mit Mass passieren!» Er könnte sogar damit leben, wenn sich die von Förstern und Landwirten gleichermassen ungern gesehenen Hirsche auch im Maschwander Wald ausbreiten würden – «aber nur, wenn ich gleichzeitig aus meiner Heimat, dem Bündnerland, ein paar Wölfe holen darf», so Farrér unter dem Gelächter der Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer.

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