«Ich bin für meine Lehrstelle bereit»

Die dritten Sekundarklassen der Oberstufe Ennetgraben Affoltern/Aeugst haben letzte Woche ihre Projektarbeiten präsentiert, die sie im letzten halben Jahr umgesetzt haben.

Präsentieren ist leichter als Projektieren: Zufriedene Schülerinnen mit interessiertem Publikum. (Bilder Christine Häusermann)

Präsentieren ist leichter als Projektieren: Zufriedene Schülerinnen mit interessiertem Publikum. (Bilder Christine Häusermann)

«Goldjunge» Cyrill und Timo, künftig Elektroinstallateur, sind stolz auf ihre Arbeit.

«Goldjunge» Cyrill und Timo, künftig Elektroinstallateur, sind stolz auf ihre Arbeit.

«Ich habe gelernt, dass man immer früh anfangen soll», schreibt Sportcrack ­Cyrill als Fazit seiner Projektarbeit mit dem Titel «Die Geschichte des Streethockey und meine». Bei drei Gold­medaillen von insgesamt sechs, die er mit seiner Mannschaft beim Street­hockey gewonnen hat, verwundert der selbstbewusste Titel nicht.

Der Jugendliche konnte sich früh durch Stehvermögen als Verteidiger im Sport beweisen. Dass eine Projektarbeit aber nicht so rasch realisiert ist, wie ein Match gespielt wird, hat er anscheinend mühevoll erkennen müssen. Vielen ging es ähnlich. Ein Projekt in Etappen zu gliedern und mit kleinen Schritten schliesslich zum grossen Ganzen zu ­gelangen, das scheint bei vielen die grösste Herausforderung gewesen zu sein. Auch wenn die Jugendlichen ihre Themen frei wählen und sich einer Leidenschaft widmen konnten, mussten sie feststellen, dass ein Projekt doch Arbeit bedeutet. So fasst der junge Musiker, der mittels Youtube selbst Musik komponierte, zusammen: «Es war sehr anstrengend» und ein anderer resümiert: «Ich habe nicht mit so einem Zeitdruck ­gerechnet, wie ich ihn jetzt in den letzten Wochen hatte.»

Aus der Herkunft und dem eigenen Interesse schöpfen

Sich aus einer Fülle von Möglichkeiten auf ein einziges Thema zu konzentrieren, war die erste Herausforderung. ­Einige Schülerinnen und Schüler haben sich auf ihre Herkunft besonnen und trumpften mit interessanten Repor­tagen auf: «Reise in mein Heimatland» oder das Thema «Sonnenuntergang», zu dem die junge Frau einen romantischen Sonnenuntergang am Meer malte, wie sie ihn jeweils in Italien erlebt. ­Salvatore hingegen, tauchte in die düstere ­Geschichte ab. «Dank Trommelfeuer aus dem Hinterhalt erlitten die Alliierten schwere Verluste», liest man in ­seiner Arbeit mit dem Titel «Napoli im 2. Weltkrieg».

Auch wenn ihre berufliche Zukunft nicht in der Gastronomie liegen wird, haben sich einige mit dem Thema Essen beschäftigt: Lukas hat ein «Generationen-Kochbuch» geschrieben, darin finden sich Rezepte von der Urgrossmutter bis zu seinem «Curry nach Lukas Art». Die Frage nach dem Weisswein in ­seinem Rezept beantwortet der «jeune homme» bestimmt: «Ich finde, es braucht unbedingt Weisswein im ­Curry.»

Ein weiteres Kochbuch legt eine junge Frau vor, die sich mit der Küche ihrer Heimat beschäftigt hat, zum Probieren gibt es verlockenden Kuchen. Luis ist ­offenbar der Schnitzelkönig der Schule, seine Studie, wie man das beste Wiener Schnitzel macht, könnte er bei GaultMillau einreichen. Vielleicht wird aus ihm ja dereinst mal ein Restaurant­kritiker.

Viele Frauen widmeten sich einem medizinischen Thema. Vom Gebiss über das Herz zur Lunge, zu Krankheiten wie Endometriose, hin zur Schwangerschaft, wo man lernt, dass der Bauch der Frau in der 30. Woche so gross wie ein Kürbis ist mit einem Gewicht von 1,9 kg. Auf die Frage, ob sie denn auch mal Kinder möchte, sagt die junge Frau: «Ja zwei, ein Bub und ein Mädchen.» Bei so viel Zielstrebigkeit staunt man auch nicht, dass ihr Fazit nach der Projektarbeit lautet: «Ich bin bereit für meine ­Lehrstelle.»

Ein vielfältiges Kursprogramm für wissbegierige Lehrpersonen

Im Projektunterricht verkehrt sich für einmal die Rolle von Lehrperson und Schüler, hier füttern die Schülerinnen und Schüler die Lehrerinnen und Lehrer mit interessantem Stoff: Diese können sich zum Beispiel aneignen, was es braucht, um eine Drohne fliegen zu lassen. Der Schüler machte es vor und absolvierte den Lehrgang und die Prüfung durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt. Wie man einen Wohnungsbrand verarbeitet, zeigt Lena auf. Bei der angehenden Gestalterin Rebecca lernen sie, ob gebrannte oder luftgetrocknete Ton­figuren dauerhafter sind. Auch der ­Schulvergleich zwischen Russland und der Schweiz dürfte die Lehrpersonen ­interessieren.

Wie stellt man eine Epoxitlampe her, wie näht man einen Kimono, ein «Quiet Book» für Säuglinge und Kleinkinder und wie diese «ultimative ­Tasche», die mit vielen Gadgets inklusive Alarmanlage aufwartet? Andere müssen dafür Kurse buchen, die Lehrpersonen erhalten die Anleitung gratis durch die vorgelegte Projektarbeit. Und wie sie das Geld, das sie dadurch sparen in «Kryptowährung investieren» können, zeigt ihnen schliesslich Nils auf. Wenn sie aber auf kleiner Flamme kochen ­wollen, holen sie am besten Rat bei ­Djamilatou, die sich damit beschäftigt hat, wie man mehr «Pocket Money» ­machen kann. Und die wichtigste ­Botschaft überhaupt ist, «dass man immer früh anfangen soll»! Aber das beherrschen wir Erwachsenen ja sowieso.

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