In Aeugst gehts hoch hinaus
Der Aussichtsturm ist schon jetzt von Weitem sichtbar, doch es gibt noch viel zu tun
Die vier gewaltigen, 24 Meter hohen Baumstämme stehen fest verankert, knapp einen Meter tief im Boden, auf dem Aeugster Bolet. Jeweils weitere vier kürzere Baumstämme auf zwei dicken Trägern bilden zusammen mit Holzbrettern sechs Plattformen von je fünf mal fünf Metern. Jede dieser Etagen trägt mehrere Tonnen Gewicht, der gesamte Turm bringt es auf insgesamt 55 Tonnen. Verblüffend ist, dass vergleichsweise dünne Seile diese enormen Lasten zusammenhalten. Je öfter das Seil um die Holzstämme gewickelt wird, desto grösser die Tragkraft der imposanten Konstruktion. Rund sieben Tonnen sind es pro Verbindung.
Urs Bosshard ist Projektleiter und weitgehend zufrieden mit dem Verlauf der Arbeiten. Manchmal würden einige Hände fehlen, doch das Team ist inzwischen bestens eingespielt. Gefragt nach der grössten bisherigen Herausforderung, kann er sich nicht entscheiden. Zu viele sind es – kleine und grosse, die sich erst im Baualltag offenbaren. «Bei den Treppen bin ich heilfroh, dass sie passen», gesteht er. «Ich habe viel gerechnet, doch erst jetzt zeigte sich, ob ich richtig gerechnet hatte.»
Knifflige Konzeption
Tatsächlich war die Konzeption der Aufgänge, welche die einzelnen Plattformen miteinander verbinden, besonders knifflig. Es galt, eine Steigung von knapp 50 Grad bei einer Raumhöhe von drei Metern zu überwinden. Mit Leitern wäre dies einfach zu bewerkstelligen, doch das Ziel war, dass alle – jung und alt – mühelos auf den Turm gelangen. Ohne Kletterei. Die Lösung: Raumspartreppen, auch Wechseltreppen genannt. Die Haupttreppe zur ersten Plattform besticht hingegen mit ihrem Gewicht: 900 Kilo sind es. Blessuren gab es bislang keine, nur Blasen. Und längere Arbeitszeiten als geplant. Gut gelaunt erzählt der Kranführer, Mike Fischer: «Der Chef meinte, es gäbe in Aeugst noch einen Einsatz von ungefähr sechs Stunden. Daraus wurden nun zwei lange Tage.» Inklusive Arbeit am Sonntag.
Doch nicht nur Personal fürs Grobe ist gefragt. Einige Heinzelmännchen sorgen im Hintergrund dafür, dass alles reibungslos und möglichst angenehm verläuft. So unterstützt der Hauswart der Schule Aeugst, Thomi Steiner, das Unterfangen tatkräftig, und zusammen mit Gabriela Bachmann sorgt er für die Verpflegung der Crew.
Handläufe und Schutzbretter
Zu tun gibt es noch jede Menge. Beispielsweise warten 900 Bretter, vertikal angebracht zu werden. Sie bilden später das Schutzgeländer auf den Plattformen. Handläufe müssen montiert werden, und ganz oben findet sogar ein kunstvoll gestalteter Briefkasten seinen Platz – ähnlich einem Gipfelbuch. Hier können die Besteigungen des Eichhörnli-Turms festgehalten und die Erinnerungen der Aeugster Bevölkerung bewahrt werden. Am 29. August wird der Aussichtsturm im Rahmen der Chilbi eingeweiht – und bis zum 4. Oktober allen offenstehen.