In der Sekundarschule Bonstetten tobt ein Machtkampf
Dokumente offenbaren grosse Probleme an mehreren Fronten

Die Sekundarschule Bonstetten steckt in einer tiefen Krise – das hat spätestens die Schulversammlung vom 5. Juni offenbart: Lehrpersonen flüchten mit Kündigungen oder fallen wegen psychischer Belastung aus, Jugendliche sind teilweise schlecht betreut und verunsichert, Eltern haben Fragen, doch schienen sie zuletzt keine Ansprechperson gefunden zu haben: An der Versammlung kam zur Sprache, dass sie sich von Schulpflege und Schulleitung teilweise hingehalten fühlten und endlich wissen wollten, wie es passieren konnte, dass die Dinge an der Sekundarschule Bonstetten derart entgleisten.
An der Versammlung offenbarte sich nur die Spitze des Eisbergs
In der Schulversammlung wurde sichtbar, dass der Leidensdruck der Angestellten gross sein muss: Mehr als ein Dutzend von ihnen waren persönlich vor Ort, obwohl sie nicht stimmberechtigt waren. Das legt nahe, dass sie mit ihrer Präsenz auch Kontrolle darüber gewinnen wollten, was die Schulpflege jenen erzählt, die keine Innensicht in die Schule haben.
Was diesen Leidensdruck auslöst, blieb für Aussenstehende an der Schulversammlung noch vage. Es war zu erahnen, dass an diesem Abend vieles ungesagt bleiben musste – wegen des Amtsgeheimnisses oder aus Angst vor Konsequenzen. Immerhin kamen zwei Problembereiche zur Sprache:
Erstens war die Rede von umstrittenen Aktennotizen, die von der Leitung neuerdings erstellt werden und die bei den Lehrpersonen Misstrauen und Sorge auslösen, während Schulpräsidentin Tamara Fakhreddine von einem gängigen Führungsinstrument sprach: «Es ist normal, in Führungssituationen Notizen zu machen», erklärte sie im bilateralen Gespräch mit dem «Anzeiger» und beschwichtigte: «Niemandem ist bisher aufgrund dieser Aktennotizen gekündigt worden.»
Zweitens wurde an der Schulversammlung auch deutlich, dass es in der Vergangenheit Probleme bei den Zuständigkeiten zwischen Schulleitung und Schulpflege gegeben hat. «Auf mehrfachen Wunsch hält sich die Schulpflege aus dem operativen Bereich heraus und konzentriert sich auf strategische Aufgaben», sagte Tamara Fakhreddine. Sie sprach in diesem Zusammenhang von einer «Rollenklärung».
Auch der Bezirksrat ist längst involviert
Nun erlauben Gespräche und interne Dokumente einen etwas detaillierteren Einblick in einen Teil der Geschehnisse, die sich an der Sekundarschule Bonstetten in den vergangenen Wochen und Monaten zugetragen haben. Die Probleme, die an der Schulversammlung angedeutet wurden, offenbaren sich nun als Spitze des Eisbergs. Die Zustände sind weit drastischer, als es nach aussen den Anschein gemacht hat.
Der «Anzeiger» hat für diesen Artikel mit rund einem Dutzend Personen aus dem Umfeld der Sekundarschule Bonstetten gesprochen. Zudem liegen ihm interne Dokumente und ein Bezirksratsbeschluss vor. So lässt sich zumindest ein Teil der Vorfälle in Bonstetten rekonstruieren: Es geht um eine Rücktrittsaufforderung, um eine Aufsichtsbeschwerde beim Bezirksrat, um den Vorwurf der Kompetenzüberschreitung, aber auch um interne Vorwürfe von systematischer Beobachtung von in Ungnade gefallenen Lehrpersonen.
Die Probleme an der Sekundarschule Bonstetten sind vor allem eins: ein Streit zwischen zwei Fronten, zu dem jede Seite ihre eigene Wahrheit hat.