Interesse am A4-Kraftwerk steigt

Sonnen- und Windstrom von der Autobahn? Die entsprechenden Bemühungen werden konkreter – auch im Knonauer Amt. In den letzten Wochen war das A4-Kraftwerk auch in den grossen Tageszeitungen ein Thema.

Das Interesse an einem Kraftwerk auf der A4 zwischen Knonau und Affoltern steigt. (Visualisierung zvg.)
Das Interesse an einem Kraftwerk auf der A4 zwischen Knonau und Affoltern steigt. (Visualisierung zvg.)

«Überdachte Autobahnen könnten in Zukunft grünen Strom liefern», hat die NZZ am 7. Juli getitelt und dabei die geplanten Pionierprojekte im Wallis und im Knonauer Amt vorgestellt. Am 16. Juli zog der Tages-Anzeiger nach: Unter der Headline «Autobahnabschnitt im Knonauer Amt soll mit Solarzellen überdacht werden» liess er unter anderen den Regierungsrat Martin Neukom zu Wort kommen: Die Idee sei spannend, wird der Bau- und Umweltminister zitiert, und eine finanzielle Beteiligung des Kantons denkbar, «da es sich um ein Pilotprojekt handelt.»

Die Idee eines A4-Autobahnkraftwerks im Knonauer Amt ist mittlerweile zehn Jahre alt. Nach Rücksprache mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) erfuhren die Initianten um den damaligen Standortförderer Charles Höhn allerdings schon bald, dass die Servipier AG bereits daran war, ein gleiches Projekt im Wallis voranzutreiben.

Seither arbeitet die hiesige Standortförderung eng mit dem Unternehmen zusammen. Bei einer Ortsbegehung im April erwiesen sich vier relativ gradlinige Abschnitte von Knonau bis Affoltern als geeignet, mit einer Gesamtlänge von rund 2,5 Kilometern (der ­«Anzeiger» hat berichtet). Nach aktuellem Stand der Planung soll die Solar-überdachung in einem zweiten Schritt mit in die Struktur integrierten, langsam drehenden Windturbinen ergänzt werden.

«Einerseits dient das Projekt unserem Ziel, dass wir als Energieregion bis 2050 mindestens 80 Prozent unseres Wärme- und Strombedarfs in der Region erneuerbar produzieren», führt Standortförderer Johannes Bartels aus, «andererseits hilft es uns, das Knonauer Amt als Wohn- und Wirtschaftsraum klarer zu positionieren: Naturverbunden, aufgeschlossen und innovativ.» Das überregionale Interesse sorgt da natürlich für Freude bei der Standortförderung. Und auch in der Bevölkerung scheint die Idee von mit Solarmodulen überdachten Autobahnen gut anzukommen. Diesen Schluss legt jedenfalls eine nicht repräsentative Datenerhebung im Rahmen einer kürzlich eingereichten ­Semesterarbeit an der Universität ­Zürich nahe. Von 131 befragten Personen über 18 Jahren fanden 125 – also gut 95 Prozent –, dass Solaranlagen auf Autobahnen passen. Nur in Gewerbe- und Industriezonen sowie auf Wohnhäusern war die Akzeptanz von Solaranlagen noch minim höher.

Und auch in einer Stellungnahme aus dem Amt für Raumentwicklung tönt es für die Initianten ermutigend, grad zum heiklen Punkt «Einpassung ins Landschaftsbild». Demnach stelle eine Überdeckung «nur eine untergeordnete zusätzliche Beeinträchtigung» zum bereits bestehenden Autobahntrassee dar, eine Einpassung sei – bei reflexionsarmen Solar-Panels – «wenig problematisch». Der Bau der geplanten Anlage habe aufgrund seiner engen ­Anbindung an die Nationalstrasse nach Meinung der kantonalen Raumplanung allerdings im Bundesverfahren zu ­erfolgen.

Darüber wäre Bartels nicht unglücklich: «Auf Bundesebene könnte es sogar noch etwas schneller gehen», meint er zuversichtlich. Einen Baustart bereits Anfang 2023, wie von der Servipier angepeilt, hält man bei der Standortförderung Knonauer Amt allerdings nicht für realistisch: «Wenn wir 2025 die Einweihung feiern können, wäre das eine tolle Sache», so Charles Höhn. Aktuell laufen noch Gespräche mit den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ), dann geht es daran, den Bewilligungsprozess einzuleiten.

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