Jahrhundertsommer in den Freibädern
Die Bilanz über die bald zu Ende gehende Badesaison fällt bei allen Bademeistern und bei den meisten Badegästen praktisch einhellig positiv aus. Sie erlebten einen langen, heissen und ungewöhnlichen Sommer. Die anfallende Mehrarbeit wurde durch die zufriedenen Besucher wettgemacht.

Die ungewöhnlich lange Hitzeperiode und das anhaltende Wetter mit einem wolkenlosen blauen Himmel dürfte bald der Vergangenheit angehören. Die grauschwarzen Regenwolken und die nächtlichen Starkregen freuen zwar die Landwirte, die Badesaison neigt sich jedoch langsam dem Ende entgegen. Tatsächlich von einem Jahrhundertsommer zu sprechen, ist für Stephan Bader von MeteoSchweiz jedoch etwas heikel. Sicher jedoch dürfe man den Sommer 2018 als ausser- gewöhnlich bezeichnen, meint Klimatologe Bader. In seinen Publikationen auf der Internetseite des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie analysiert er den Sommer 2018 und vergleicht die verschiedenen Spitzenwerte mit früheren Zeiten. So richtig heiss mit täglichen Hitzewerten von verbreitet über 30 Grad wurde es nördlich der Alpen ab dem 30. Juli. Die Periode mit Tageshöchstwerten über 30 Grad endete am 8. August.
Nach den Temperatur-Spitzenwerten gehört der Juli 2018 zu den sechs wärmsten Julimonaten seit Messbeginn 1864. Dazu kam, dass die ausgeprägte Niederschlagsarmut in der Schweiz nicht nur ein paar Wochen dauerte, sondern bereits im April einsetzte. Über die ganze Schweiz betrachtet, gab es seit Messbeginn 1864 lediglich drei April-Juli-Perioden, die niederschlagsärmer waren Eine zehntägige Hitzewelle brachte in den tiefen Lagen der Alpennordseite eine mittlere Maximum-Temperatur von 32 bis 34 Grad. Alles Bedingungen, welche den Freibädern einen Grossaufmarsch von Besuchern bescherten.
Ausgezeichnete Wasserqualität trotz Besucherandrang
Allerdings stellen alle Bademeister einhellig fest, dass die bezahlten Einzel-Eintritte sich durchaus im Mittel der vorherigen Jahre bewegten, die Saisonkarten hingegen viel intensiver genutzt wurden. Dies kann auch Faro Babamazid, Bademeister in Mettmenstetten, bestätigen. Er bemerkte, dass vor allem auffällig viele junge Familien mit Kindern die Badi besuchten.
Der lange und heisse Sommer bescherte auch ihm einigen Mehraufwand. Der Rasen wurde trotz intensiver Pflege an vielen Stellen gelblich und die Bäume verloren infolge der extremen Regenarmut die Blätter, erklärt er und zeigt auf die zum Teil verdorrte Rasenfläche in der menschenleeren Badi. Bademeister Babamazid präsentiert jedoch stolz einen Zustandsbericht des kantonalen Labors, der die vorgeschriebenen bakteriologischen und chemischen Anforderungen des Wassers im Bassin als einwandfrei erfüllt bezeichnet.
Kioskleiterin Susy Florida im Naturbad Maschwanden wiederum befindet sich ebenfalls als einzige Person am regnerischen Tag im Naturbad an der Lorze. Auch sie hat deutlich mehr Badegäste bedient als letztes Jahr, aber trotz des grösseren Besucheraufmarsches schätze sie die stets freundliche Atmosphäre und die zahlreichen Stammgäste in der idyllischen kleinen Badi.
Bereits vier Wochen vor Ende Saison 1000 Eintritte mehr als 2017
Auch Bademeister Fäger Marty im Stigeli, dem grössten Freibad des Säuliamtes in Affoltern, freut sich über die grosse Beliebtheit des Stigeli. Zwar schätzt er die Eintrittszahlen etwa im üblichen Rahmen der vorherigen Jahre, die infolge der aussergewöhnlich langen Hitzeperiode notwendige Mehrarbeit spürten er und seine zwei Bademeister-Kollegen hauptsächlich bei der Erhaltung der Wasserqualität. Zeitweise waren mehr als 100 Kubikmeter Frischwasser pro Tag nötig, um die strengen Anforderungen zu erfüllen.
Der Obfelder Bademeister Paul Höhener erstellte vier Wochen vor Ende der Badesaison eine Zwischenbilanz der Besucherzahlen. Das Obfelder Freibad zählt bis dato bereits mehr als 1000 Eintritte mehr als Ende der Badesaison 2017. Das ist insofern bemerkenswert, als der letztjährige Sommer vor der Ferienzeit schönes und heisses Wetter brachte. Paul Höhener stellt fest, dass dank der neuesten und modernsten Technik praktisch keine Mehrarbeit betreffend Wasserqualität aufgewendet werden musste. Er freut sich, dass er vermehrt Besucher aus den angrenzenden Kantonen Aargau und Zug, aber auch aus der Stadt Zürich begrüssen darf. Die Badi Obfelden ist beliebt, hält er dezidiert fest und nennt auch den Grund dieses Ansehens. Es sei dies die Kombination der modernen und besonders für Kleinkinder angenehmen Badi, die prächtige Lage und das ausgezeichnet geführte Restaurant mit beliebten Spezialitäten. Seine Feststellung über die grosse Beliebtheit des Freibades wird durch den arg defekten metallenen Rollladen bei der Essensausgabe bestätigt. Waren doch in der Nacht zuvor Einbrecher eingedrungen, die sich mit Alkohol und Zigaretten bedienten.
Michael Grond, welcher mit seiner Frau Katharina dieses Jahr neu das Badibeizli am Hedinger Weiher betreibt, weiss, dass deutlich mehr Besucher zu verzeichnen sind als in den letzten Jahren. Die bald zu Ende gehende Saison war für ihn und sein Team zwar arbeitsintensiv. Trotzdem wünscht er sich für den nächsten Sommer keine Stunde weniger Sonne als dieses Jahr.