Jonen und Zwillikerweiher werden gemeinsam revitalisiert

Kanton und Pro Natura Zürich luden anlässlich der Projektvorstellung zu einem Spaziergang

Rund 20 Interessierte liessen sich anlässlich der öffentlichen Führung das geplante Revitalisierungsprojekt an der Jonen und am Zwillikerweiher erklären.

Rund 20 Interessierte liessen sich anlässlich der öffentlichen Führung das geplante Revitalisierungsprojekt an der Jonen und am Zwillikerweiher erklären.

Die künstlichen Schwellen in der Jonen sollen durch fischgängige Rampen ersetzt werden (Bilder Angela Bernetta)

Die künstlichen Schwellen in der Jonen sollen durch fischgängige Rampen ersetzt werden (Bilder Angela Bernetta)

«Pro Natura Zürich sah es von Beginn weg als grosse Chance, den Zwillikerweiher und die nebenan liegende Jonen als Gesamtsystem zu entwickeln», sagte Nora Hug, Schutzgebietverantwortliche bei Pro Natura Zürich. «Die Verbindung mit dem Revitalisierungsprojekt des Awel brauchte zwar etwas Zeit, bietet aber ein erheblich grösseres ökologisches Aufwertungspotenzial als das isolierte Weiherprojekt.» Am öffentlichen Spaziergang vom vergangenen Mittwoch führten die Verantwortlichen des Kantons Zürich und von Pro Natura Zürich sowie die Zürcher Planer in das gemeinsame Revitalisierungsprojekt entlang der Jonen und am Zwillikerweiher ein.

Vielfältigen Lebensraum schaffen

«Unsere Gewässer leben», sagte Marc Autenrieth, Projektleiter Wasserbau beim kantonalen Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel). Gleichwohl begannen die Menschen diese ab dem 18. Jahrhundert im grossen Stil zu begradigen, zu kanalisieren und künstlich zu verbauen. Landgewinn für Siedlungen und die Landwirtschaft, aber auch Schutz vor Überschwemmungen waren das Ziel, das viele Fliessgewässer ihrer natürlichen Dynamik beraubte und Flora und Fauna im und am Wasser nachhaltig beeinträchtigte. «Befreit man sie aus diesem Korsett, entsteht ein vielfältiger Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Das wollen wir mit den Revitalisierungsmassnahmen erreichen.»

Das Projekt sieht Arbeiten am Zwillikerweiher, dem Naturschutzgebiet oberhalb des Weihers und der Jonen vor. Der Bachverlauf soll zwischen den Brücken «Im Moos» und «Ottenbachstrasse» auf einer Länge von 1.5 Kilometern naturnah angelegt werden. «Damit sich Fische, Flusskrebse und Amphibien im Bach frei bewegen können, ersetzen wir die künstlichen Schwellen durch fischgängige Rampen», ergänzte Autenrieth. Uferverbauungen sollen entfernt, das Ufer mit Baumstämmen, Wurzelstöcken und Steinen gesichert, und wo nötig, verbreitert werden. «Wir haben gütliche Lösungen mit den LandbesitzerInnen gefunden», führte er aus.

Um das Ökosystem aber auch das Naherholungsgebiet entlang des Baches aufzuwerten, werden Bäume und Sträucher gepflanzt. Zwischen den Brücken «Im Moos» und «Weihermattstrasse» ist ein Trampelpfad geplant. Äste, Sand und Steine sollen Habitate für Amphibien, Insekten oder Fledermäuse bieten. Den Hochwasserschutz verbessern, will die Absenkung der Jonen im Mündungsbereich des Hofibaches.

Zwillikerweiher sanieren

«Der Zwillikerweiher ist ein hervorragendes Jagdgebiet für Fledermäuse», sagte Nora Hug. «Von Frühling bis Herbst finden sich in der Nacht sehr viele Tiere zur Jagd ein.» 2016 konnten elf Fledermausarten akustisch nachgewiesen werden. Vier dieser Arten stehen auf der Roten Liste, etwa die stark gefährdete Mopsfledermaus.

Der Weiher liegt neben der Jonen auf dem Gemeindegebiet von Affoltern am Albis. 2015 übernahm Pro Natura Zürich den früheren Fabrikweiher mit angrenzendem Naturschutzgebiet. Das Gewässer verlandete wegen Wasserpflanzen und Laub zunehmend und verkam zum trüben Tümpel. Die Wasserqualität ist mangels Zirkulation und Nährstoffeinträgen schlecht. Der Bestand an Wasserinsekten, von denen sich die Fledermäuse ernähren, ging zurück. «Seit der Übernahme des Weihers plant Pro Natura Zürich diesen zu sanieren», sagte Hug.

Vorgesehen ist etwa, die alte baufällige Wehrschwelle durch eine fischgängige Rampe zu ersetzen. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz klären die Verantwortlichen ab, welche weiteren Massnahmen nötig sind. «Bis Ende Jahr sollten Resultate vorliegen», ergänzte Autenrieth. «Unser Ziel ist es, in und am Weiher einen dynamischen Lebensraum zu schaffen, bei dem mindestens ein Drittel der ursprünglichen offenen Wasseroberfläche bestehen bleibt», sagte Hug. Ausgedehnte Flachwasser- aber auch Verlandungszonen sollen Lebensraum für Flora und Fauna bieten. «Gemeinsam mit Pro Natura Zürich plant die Stadt Affoltern am Albis einen öffentlichen Zugang zum Weiher für die Naturbeobachtung», ergänzte der Affoltemer Stadtrat Markus Gasser (EVP).

Läuft alles nach Plan, sollte das Bauprojekt 2024 öffentlich aufliegen. Die Bauarbeiten dürften ab 2025 erfolgen. «Auf einen Antrag des Kantons hin übernimmt der Bund zwischen 35 und 80 Prozent der Projektkosten», so Autenrieth. Wie viel Pro Natura Zürich und der Kanton Zürich zahlen werden, wird sich an den Baukosten orientieren.

Was Fledermäuse am Zwillikerweiher schätzen

«Es ist eine Kombination aus nachstehenden Lebensraumelementen, welche die Bedeutung des Weihers und seine Umgebung als Jagdgebiet für Fledermäuse ausmachen», sagt Nora Hug, Schutzgebietverantwortliche bei der Natur- und Landschaftsschutzorganisation Pro Natura Zürich.

Die Wasserfläche

Auf und über der Wasseroberfläche gibt es viele Insekten, von denen sich die Fledermäuse ernähren.

Der Baumbestand

Entlang von Baumbeständen ist die Insektendichte überdurchschnittlich hoch, weshalb sie gute Jagdstrukturen abgeben. Ältere Bäume bieten Baumhöhlen. Abendsegler und Wasserfledermäuse nutzen diese als Tagesschlaf- und als Fortpflanzungsquartier. Auch für den Winterschlaf eigenen sich gut isolierte Baumhöhlen. Um die Quartiervielfalt am Weiher zu erhöhen, hat Pro Natura Zürich 2017 und 2018 in Zusammenarbeit mit der Stiftung Fledermausschutz 23 Fledermauskästen aufgehängt.

Verbindende Hecken

Entlang der Jonen gibt es von Affoltern am Albis bis zum Zwillikerweiher fast durchgehend Hecken und flussabwärts schliessen weitere Hecken und Gehölze an. Zu ihren Jagdgebieten fliegen Fledermäuse am liebsten entlang von Leitstrukturen wie Hecken; besonders gilt dies für die Zwergfledermaus, die oft an Dorf- und Stadträndern in Spalten an Gebäuden ihre Tagesschlaf- und Wochenstubenquartiere hat.

Ruhe und Dunkelheit

Am Zwillikerweiher gibt es keinen Erholungsbetrieb, insbesondere nicht während der Dämmerung und in der Nacht. Der Weiher ist nicht ausgeleuchtet und auch grosse Abschnitte der Jonen liegen im Dunkeln. Die Fledermäuse sind auf der Jagd ungestört.

«Der Zwillikerweiher ist ein hervorragendes Jagdgebiet für Fledermäuse.»

Nora Hug,Pro Natura Zürich

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