Kann Logistik tatsächlich grün sein?
Gut besuchter Polit-Anlass des Nutzfahrzeugverbands bei der Zingg Transporte AG in Hedingen
«Wir wollen nicht doppelt so viele Lastwagen.» So und ähnlich wird aktuell gegen eine zweite Gotthardröhre argumentiert. Dabei machen die Lastwagen gerade mal 14% des Verkehrs im Gotthard-Strassentunnel aus. «Für die Staus am Samstag und Sonntag sind die PWs verantwortlich», spricht Urs Christen, Präsident der Astag Sektion Zürich, Klartext. Im Vergleich zum Lastwagen- ist der Individualverkehr in den letzten Jahren überproportional gestiegen.
Über 21000 Staustunden wurden im vergangenen Jahr schweizweit registriert. Dass darunter auch das Transportwesen leidet, versteht sich von selbst. «Das Hauptproblem sind die Arbeitszeiten», erklärt Christen. Schliesslich muss nach viereinhalb Stunden Lenkzeit eine Pause von 45 Minuten eingelegt werden – egal, wie weit man in dieser Zeit gekommen ist.
«Wenn es in einer Gemeinde viele Kinder hat, baut man ein grösseres Schulhaus», so Christen, entsprechend müssten auch Strassen ausgebaut werden, die ständig verstopft seien.
Vorausblickend fahren
Doch eigentlich stand ein anderes Thema im Fokus: «Logistik kann auch grün sein». Entsprechend war die Gastgeberin ausgewählt worden: Die Zingg Transporte AG in Hedingen hat das Thema Ökologie schon lange für sich entdeckt. So setzt die Firma auf Bahnverlad, wo das Sinn macht, investiert regelmässig in die Erneuerung der Fahrzeugflotte, vermeidet Leerfahrten, setzt auf Mehrweg-Verpackungen und schult ihr Personal, ökonomisch zu fahren. Letzteres hilft nicht nur, Treibstoff zu sparen. Bei vorausblickendem Fahren reduzieren sich auch die Reifenabnutzung sowie allfällige Schäden an der Ladung. Und nicht zuletzt wird die Fahrweise des Chauffeurs auch von anderen Verkehrsteilnehmern positiv oder negativ wahrgenommen.
An die 40 Politiker – fast ausschliesslich aus dem bürgerlichen Lager – waren der Einladung nach Hedingen gefolgt. Vom regen Interesse an der Veranstaltung zeigte sich auch Nationalrat Toni Bortoluzzi angetan. «Die Lastwagen stehen zu Unrecht als Umweltverschmutzer da», betonte er.
Rahmenbedingungen verbessern
Und was hat die drei anwesenden Ämtler Kantonsräte bewogen, der Einladung der Astag zu folgen? «Als ich gesehen habe, dass der Anlass im Säuliamt stattfindet, war klar, dass ich gehe», sagte Martin Haab. Die Transportbranche sei ähnlich gefordert wie die Bauern, so der Mettmenstetter Nationalratskandidat weiter.
«Der Betrieb hat mich interessiert», erklärte Susanne Leuenberger. Weiter wollte sich die Affoltemerin Ideen holen, wie sich die Rahmenbedingungen für das Transportgewerbe verbessern liessen. «Das Thema ‹grüner Verkehr› hat mich interessiert», verriet Olivier Hofmann. Als Mitglied der Kommission Energie, Verkehr und Umwelt (Kevu) sei für ihn der LKW-Verkehr sowieso ein Thema, so der Hausemer.
Beim anschliessenden Apéro und später beim Abendessen bot sich den Transportunternehmern und den Politikern Gelegenheit, sich ausführlich über die Probleme der Branche aber auch über ganz andere Dinge auszutauschen.