Kari Burkard erhält Anerkennung von höchster Stelle

Bundesrat Schneider Ammann würdigt den Innovationsgeist des Hausemer Holzschnitzelproduzenten

Das 1000-PS-Monster «Kari Holzhacker» mit ausgefahrener Führerkabine im Einsatz. Bis zu 1000 Kubikmeter Holzschnitzel können damit pro Tag produziertwerden. (Bilder Martin Platter)

Das 1000-PS-Monster «Kari Holzhacker» mit ausgefahrener Führerkabine im Einsatz. Bis zu 1000 Kubikmeter Holzschnitzel können damit pro Tag produziertwerden. (Bilder Martin Platter)

Kari Burkard (rechts) im Vorgespräch mit Moderator und TV-Mann Ueli Schmezer anlässlich der Agro-Preisverleihung im Berner Kursaal. Links der HausemerGemeinderat Gregor Blattmann.

Kari Burkard (rechts) im Vorgespräch mit Moderator und TV-Mann Ueli Schmezer anlässlich der Agro-Preisverleihung im Berner Kursaal. Links der HausemerGemeinderat Gregor Blattmann.

«Zukunftsweisende Innovationen sichern den Fortbestand von Landwirtschaft und Wirtschaft und damit die Vollbeschäftigung in unserem Land. Der Agro-Preis ist die wichtigste Auszeichnung in der Landwirtschaft», mit diesen Worten würdigte Bundesrat Johann Schneider-Ammann in seiner Laudatio die Anwärter und Gewinner des jährlich verliehenen Preises, der für besonders innovative Produkte und Dienstleistungen in der Schweizer Land- und Forstwirtschaft steht.

Burkards wegweisender Holzschnitzelhacker setzte sich gegen elf Wettbewerbsteilnehmer durch. Bis es jedoch so weit war, erlebte der Hause-mer unzählige schlaflose Nächte, wie seine Lebenspartnerin Marion Huber berichtete. Sie wohnte der Preisverleihung ebenso bei wie der Hausemer Gemeinderat Gregor Blattmann und der Maschinenbauer Karl Wüst, der das Projekt mit Burkard fertigstellte. Wüst erinnert sich an den ersten Moment: «Als Kari mit seiner Idee kam, war ich zunächst skeptisch. Doch dann liess ich mich von seiner Begeisterung anstecken.» Burkard ergänzt: «Es galt, zahllose Probleme zu lösen. Und das unter grossem Zeitdruck.»

Komfortabel und rationell

Burkard wollte den perfekten Holzzerkleinerer. Der Bauer und Maschinist hatte genügend Erfahrungen gesammelt. Seit 1995 produziert der Hause-mer als Lohnunternehmer Holzschnitzel und war zunächst mit einem fertig konfigurierten Hacker auf einem Traktor unterwegs. Das neue Gerät sollte auf einem Lastwagen-Chassis aufgebaut sein. Das erlaubt nicht nur höhere Geschwindigkeiten bis 80 km/h auf der Fahrt zu seinen Aufträgen. Sondern auch eine grössere Nutzlast (bis 40 Tonnen) und damit einen stärkeren und robusteren Hacker, der grössere Baumstämme und mehr Material aufs Mal zerkleinern kann. Das Wichtigste aber war Burkard die Arbeitssicherheit. Er wollte die perfekte Übersicht. Zudem sollte die neue Maschine ein-facher in der Bedienung und auch komfortabel sein. Um während der Arbeit mit dem Hacker im Wald vorzurücken, um besser an die Baumstämme zu kommen, wollte er nicht mehr aussteigen müssen.

Clou und entwicklungstechnische Herausforderung war die Führerkabine, mit der sich das Fahrzeug wie ein herkömmlicher Lastwagen lenken lässt, die beim Häckseln jedoch ohne Platzwechsel zum Führerstand des Maschinisten wird. Ein Arbeitsgerät, das es in dieser Form bisher nicht gegeben hat. Bei der Wahl der Führerkabine entschied man sich für ein Modell von Claas, das bisher an Mähdreschern verbaut wurde. Mähdrescher verkehren jedoch nur mit 25 km/h. Die Fahrerzelle musste deshalb so verstärkt werden, dass sie auch einem Crash mit 80 km/h standhalten würde. Nächstes Problem war die Lenksäule. Da die Kabine für den Betrieb mit dem Häcksler bis 270 Grad drehbar und bis 1,2 Meter anhebbar ist, gibt es keine durchgehende Lenksäule, die aber eigentlich Pflicht wäre. «Wir mussten sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, bis der TÜV einlenkte und das Fahrzeug abnahm», erklärte Burkard.

Ehre und Ärger zugleich

Das Trägerfahrzeug ist ein MAN TGS 33.540 mit 6x6-Antrieb und zusätzlicher gelenkter Hinterachse. Es verfügt über einen 540 PS-Motor und wurde vom deutschen Spezial- und Kommunalfahrzeugehersteller Toni Maurer aus Türkheim modifiziert. Maurer war es denn auch, der die Claas-X10-Modulkabine samt Hebe- und Drehmechanismus konstruierte. Bei Wüst in Eggiwil wurden alle weiteren Aggregate endmontiert und die aufwendige elektronische Steuerung implementiert. Ein weiterer Dieselmotor von John Deere mit 520 PS für den Antrieb des Hackers (mit einem Einlass von 58 x 120 Zentimeter!), des Gebläses für die Holzschnitzel und die umfangreiche Ölhydraulik, die den Kran und den Auswurfarm steuert, sowie ein Holzspalter für Stämme bis 1,2 Meter Durchmesser. Burkard sagt, der Zeitdruck sei immens gewesen, denn per 1. Januar 2014 änderten die Abgasvorschriften. «Wir mussten das Triebfahrzeug vorher fertiggestellt haben, um es vorführen zu können. Sonst hätten wir nochmals bei null begonnen.»

Es klappte. Burkard ist sehr stolz auf sein Projekt, das nicht ganz billig war. Rund 900000 Franken kostet der «Kari Holzhacker». Bei einem Preis von neun bis 15 Franken pro gehacktem Kubikmeter Holzschnitzel ist die Amortisation jedoch illusorisch – selbst wenn er nun bis zu 1000 Kubikmeter Holzschnitzel pro Tag produzieren kann. Burkard geht es um etwas anderes. Er wollte ein Zeichen setzen für den Werkplatz Schweiz. Und, dass man seine Ideen verwirklichen und sich nicht von den Skeptikern ins Bockshorn jagen soll. Übrigens: Die dreh- und hebbare Fahrerkabine auf einem Lastwagen-Chassis wird von Toni Maurer bereits nachgebaut. Für Burkard Ehre und Ärger zugleich. Er bedauert, dass man Ideen wie diese nicht patentieren lassen kann.

Im Internet unter <link http: www.häcksel.ch external-link-new-window>häcksel.ch und auf Google (Eingabe: Kari Holzhacker) kann man die Maschine in Aktion sehen. Der Youtube-Film von Serge Duperrex wurde bereits mehr als 128000 Mal angeklickt!

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