Klimaneutral heizen und kühlen

Immer mehr Liegenschaften nutzen Wärmeverbünde als Energiequellen

11 Millionen Tonnen CO2 entstehen schweizweit jährlich durch Raumheizung und Warmwasser. Oder anders gesagt: Das Heizen und Kühlen von Gebäuden verursachen hierzulande einen Drittel der CO2-Emissionen. Es liegt auf der Hand: Damit die Schweiz ihr Klimaziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 erreichen kann, braucht es Alternativen zu fossilen Brennstoffen – wie Wärmeverbünde, welche erneuerbare Energien als Quelle nutzen.

Weg von Öl und Gas, hin zu Holz, Wärme, Wasser und Biogas. Aber vor allem auch weg von der Abhängigkeit von unsicheren Drittlieferanten – dieser Trend hat sich schon früh im Knonauer Amt bemerkbar gemacht. Seit 1995 besteht der Wärmeverbund der HEA Holzenergie AG in Affoltern, ein Jahr später kam derjenige der Heizgenossenschaft Knonau (HGK) dazu. Nebst Bonstetten (seit 2004), Hedingen (seit 2007), Baaregg (alle Renercon), Stallikon (Contracting EKZ, seit 2014), Hausen (Heizgenossenschaft Hausen, seit 2022/23), Rifferswil und dem Kloster Kappel wird in Mettmenstetten (Renercon, ab 2025) ein Wärmeverbund erschlossen. Geplant sind zudem Wärmeverbünde der Firma ­Renercon in Wettswil und Obfelden sowie im Neu-Überbauungs-Quartier Braui­park der Anschluss an den bestehenden Wärmeverbund der HEA Holzenergie AG Affoltern.

Fördergelder vom Kanton

«Wir stellen ein steigendes Interesse an alternativen Heizmethoden fest», sagt Andreas Stalder, Geschäftsführer bei Renercon. Man mache sich zunehmend Gedanken, woher die Energie komme – «und vor allem auch, wohin das Geld geschickt wird», so Stalder weiter. Für viele ist es zusätzlich attraktiv, zu wissen, dass die Kosten der Wärmegewinnung quasi in der Region bleiben. Zudem unterstützt der Kanton Zürich die Umrüstung auf einen Anschluss an ­einen Wärmeverbund und stellt Fördergelder aus: 8000 Franken beträgt dies bei einem Einfamilienhaus – so bleiben beim Endverbraucher grob 20 000 Franken, welche hierfür investiert werden müssen.

Besteht ein Wärmeverbund in der Nähe, stellt ein Anschluss normaler­weise kein Problem dar. Um ein Gebiet allerdings neu zu erschliessen, braucht es mehrere dort ansässige Interessenten. «Und genau dort liegt die Herausforderung», sagt Stalder. Denn erst wenn sich herausstellt, dass die künftige Leitung auch entsprechend ausgelastet wird, erfolgt die Umsetzung. Unterstützend steht auf der Website von Renercon ein Detailrechner zur Verfügung, wo Interessierte das Szenario, sich an einen Wärmeverbund anzuschliessen, durchspielen können.

Für die Energiegewinnung wird gegenwärtig hauptsächlich Holz verwendet. «Wobei wir im Wald wegen des Klimawandels eine Verschiebung von Nadel- zu Laubholz erleben», sagt Lukas Frei, Präsident der Heizgenossenschaft Knonau. Allerdings ist dieser Fakt für Wärmeverbünde eher gewinnbringend, denn beträgt bei Nadelholz der Anteil für die Energiegewinnung 20 Prozent – die restlichen 80 Prozent gehen als hochwertiges Nutzholz in die Sägerei –, ist es bei Laubholz gerade umgekehrt. «Und die Angst, wegen der Abholzung einst einen leeren Wald zu haben, ist unbegründet», weiss Frei und verweist auf das strenge Waldgesetz.

Netzwerk kann angepasst werden

Potenzial zur Energiegewinnung liegt aber auch im Grundwasser. «Und das könnte für die geplanten Wärmeverbünde in Wettswil und Obfelden einst interessant werden», fügt Andreas Stalder an. Überhaupt: Sobald ein Netzwerk besteht, kann es genutzt und gegebenenfalls an die Energiequelle angepasst werden.

Wärmeverbünde – die Energiegewinnung der Zukunft? «Absolut», sind sich Stalder und Frei einig und verweisen nebst den bereits erwähnten Vorteilen auf die hohe Versorgungssicherheit der lokal verfügbaren Energie­quellen.

Und: Das Potenzial, noch mehr Anschlüsse an Wärmeverbünde zu generieren, ist gross. Laut Charles Höhn von der Standortförderung Knonauer Amt beträgt der Anteil der Verbünde am gesamten Wärmeverbrauch in der Region rund acht Prozent. «Die jährliche Liefermenge an Wärmeenergie schwankt», so Höhn und nennt den grossen Einfluss des Winters als Hauptgrund. Dass der Trend nach oben geht, zeigen aber Zahlen der Firma Renercon. So zählte man 2021 beispielsweise in Hedingen 47 Liegenschaften mit Wärmebezug, 2022 waren es 55. Und auch in Bonstetten waren es 2022 vier mehr als noch im Jahr zuvor.

Regional, möglichst klimaneutral und Synergien gemeinsam nutzen – Anhaltspunkte, welche das notwendige Umdenken bezüglich Energiegewinnung attraktiv werden lassen. Und Alternativen zu fossilen Brennstoffen sind künftig unabdingbar.

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