Kommandozentralen für den Bevölkerungsschutz
Der Zivilschutz unterhält im Bezirk Affoltern zwölf Kommandoposten und Bereitstellungsanlagen. Sie werden periodisch kontrolliert und gewartet. Eine zivile Benützung ist prinzipiell möglich, wird aber nur sehr selten beansprucht. Eine Anlage des kantonalen Führungsstabes und eine militärische Kommando-zentrale wurden vor einiger Zeit stillgelegt.
Im Säuliamt finden sich in neun Gemeinden verschiedene unterirdische Kommandoposten, Bereitstellungsanlagen sowie ein geschütztes Spital. «Besitzer» dieser Schutzräume ist die Zivilschutzorganisation Albis (ZSO Albis), die wiederum Teil des Sicherheitszweckverbandes Albis (SZV Albis) ist. Die befestigten Refugien sind für Uneingeweihte auf den ersten Blick nur schwierig zu erkennen. Einmal führt eine eher schmale Rampe in eine vermeintliche Tiefgarage oder ein Treppenabgang weist den Weg zu einem unscheinbaren Keller. Die im Volksmund auch Luftschutz- oder Atombunker genannten Schutzräume verfügen jedoch über dicke Betonmauern sowie Panzertüren und stehen in einer Ernstfallsituation dem Einsatz von Kommandostäben zur Verfügung. Sie weisen zum Teil eine beeindruckende Infrastruktur auf, mit Notstromaggregaten, Kücheneinrichtungen, Garderoben und Schlafplätzen, sowie Sitzungs- und Führungsräumen. Hans Peter Krieg, Zivilschutzleiter Säuliamt und Sekretär des Sicherheitszweckverbands Albis, führt den «Anzeiger» durch die Bereitstellungsanlage tief unter dem Feuerwehrgebäude an der Büelstrasse in Affoltern. Hier lagert in den Vorräumen eine Menge wichtiges Zivilschutzmaterial. Neben Anhängern für Materialtransporte finden sich Schaufeln, Kanister und allerlei anderes Material, das in Notlagen benötigt werden könnte.
Erholung in dreistöckigen Betten
Kafkaeske, schmale Gänge führen im Innern des Bunkers zu gut ausgerüsteten Sitzungszimmern für die Kommandostäbe, zu einer etwas spartanisch eingerichteten Küche und zu sehr einfachen Schlafräumen, in denen sich mehr als 160 Menschen auf zum Teil dreistöckigen Betten erholen könnten. Alle diese Anlagen sind für die Unterbringung von insgesamt mehr als 1300 Personen des Bevölkerungsschutzes ausgerichtet. Das ist Personal des Zivilschutzes, der Polizei, der Gemeindewerke und verschiedener anderer Institutionen. Diese bunkerartigen Schutzräume sind seit Jahren unbenützt, verlangen jedoch periodische Kontrollen und technischen Unterhalt. Ein ausgebildeter Anlagewart der ZSO Albis führt in jeder Anlage einmal pro Monat einen Kontrollgang durch. Alle drei Monate findet eine gründlichere Kontrolle statt, und es werden verschiedene Wartungsarbeiten ausgeführt. Dazu gehören Temperatur- und Feuchtigkeitsmessungen, eine zweistündige Inbetriebnahme des Notstromaggregates auf Volllast und viele weitere technische und materielle Inspektionen.
Ein ziviler Gebrauch der Räume unter der Erdoberfläche wäre zwar durchaus möglich, versichert Hans Peter Krieg. Die Benützung für private Anlässe, Feste oder Versammlungen scheitert meistens an den feuerpolizeilichen Vorschriften.
Sorgen mit einer leeren Betonhülle
Mit der Vermietung der Schutzräume als Jugendtreff oder als Probelokal einer Musikband wurden nicht immer die besten Erfahrungen gemacht. Bei grossen Sportveranstaltungen würden auch gelegentlich die Schlafräume zur Verfügung gestellt.
Sorgen bereitet aber auch die riesige unterirdische Anlage bei der Hauswirtschaftsschule Strickhof in den Schwanden, Affoltern. Der Kommandoposten des kantonalen Führungsstabes, welcher mit einem Bunker der Territorialtruppen zusammengebaut ist, wurde ausser Betrieb gesetzt, ausgeräumt und zeigt sich heute als leere Betonhülle. Eine Betonhülle allerdings, mit der niemand so recht weiss, was damit gemacht werden soll. Die Wiese über dem leeren Schutzraum wurde der Zone WG3 (Wohnen und Arbeiten mit Gewerbeerleichterung) zugeteilt. Mögliche Varianten wie eine friedensmässige Nutzung, Rückbau, Aufschüttung mit Kies und Aushub oder sogar eine Integrierung in einen noch zu erstellenden Neubau, wie zum Beispiel eine Tiefgarage, sind jedoch reine Gedankenspielereien.