Kreativität in allen Lebensaltern
Die Vernissage von «Kreativ60+» in Hausen war gut besucht – die Ausstellung dauert noch bis Mittwoch
«Haben Menschen über 60 wirklich mehr Zeit, ihren Hobbys zu frönen und ihre Kreativität auszuleben?» Nik Egger, 70+, antwortet mit einem Lächeln, das einen Anflug von Weisheit hat. Nach langjähriger Erwerbstätigkeit bei Schweiz Tourismus arbeitet er noch immer selbstständig unter dem Label «visual Communication» im grafischen Bereich. Und er war federführend in der Organisation der Ausstellung Kreativ60+ engagiert. Dafür bekam er an der Vernissage von Theres Keel, Leiterin der Ortsgruppe von Pro Senectute Hausen am Albis, ein Buch überreicht.
Rosen für Kreative
Maya Langhi sprach die Eröffnungsrede im Namen des Gemeinderates Hausen. Mit dem Satz «Wir feiern nicht nur Kunst und Kreativität, sondern auch das Leben, die Leidenschaft von Menschen 60+», sprach sie den rund 70 Vernissagebesuchern, die meisten im Pensionsalter, aus dem Herzen. «Ihr Schaffen ist nicht nur ein Geschenk an uns alle, sondern auch ein Beweis dafür, dass das Alter nur eine Zahl und die Kreativität zeitlos ist.»
Schon vor der offiziellen Eröffnung am vergangenen Freitagabend hatte die «Oberämtler Seniorenturner Musik» bewiesen, wie viel Schwung und fröhliche Stimmung ältere Menschen vermitteln können. Gemeinderätin Maya Langhi stellte alle Ausstellenden kurz vor und alle bekamen eine Rose überreicht. Auch die anwesenden Personen, die während der Ausstellung für die Kulinarik und Unterhaltung sorgten, sowie weitere Helferinnen und Helfer würdigte sie.
Darauf folgten kurze Ansprachen von Theres Keel und Nik Egger – und die Besucher strömten neugierig in den optimal mit Stellwänden gestalteten Ausstellungssaal, in den auch das Künstlerbeizli integriert ist.
Traditionelle Ausstellung
Die Ausstellung wurde 1996 durch Walter Böck, Architekt in Hausen, erstmals organisiert. Seither wurde die Ausstellung alle drei Jahre durchgeführt. 2020 fand die Ausstellung infolge Corona nicht statt. «Anfangs hiess die Ausstellung ‹Aktive Senioren Oberamt – Hobbyausstellung›. Nun haben wir mit dem Begriff Kreativ60+ einen kurzen Namen für die eher umständliche Bezeichnung Senioren Hobbyausstellung gefunden», erzählt Nik Egger. «Es liegt wahrscheinlich im Trend, dass Senioren sich nicht gerne in die Senioren-Schublade ablegen lassen. Darum werden immer mehr die Begriffe ‹über60› oder ‹60+› oder ähnliche verwendet.» Das gibt zu denken.
Denn die Ausstellenden bewiesen, wie bunt, erfüllt und sinnstiftend das Leben auch 60+ sein kann. Nik Egger erinnert sich: «1999 lautete die Überschrift des Berichtes im Anzeiger: Die ‹erfahrene Generation› präsentiert ihre künstlerischen Hobbys.»
Vielfältige Themen
Die 17 Ausstellenden zeigten auf, wie breit das Spektrum der Interessen nicht nur mit 60+ ist. Die meisten fanden den Weg zu ihrer Leidenschaft bereits vor der Pensionierung. Für Elisabeth Glenck, Kunsttherapeutin, war Malen und Zeichnen lange Jahre ein Thema in ihrer Erwerbstätigkeit. Sie versteht es, ihre Eindrücke insbesondere in der Natur mit Aquarellfarben emotional zu verarbeiten – und Geschichten damit zu erzählen. In Hausen zeigte sie Bilder einer Reise nach Spitzbergen, die sie mit ihrem Mann unternommen hatte. Wiederkehrend nimmt sie das Thema Mitternachtssonne auf. Urs Glenck wiederum erzählt seine Geschichten mit seinem Ausdrucksmittel, der Fotografie. Faszinierend sind seine kunstvollen Fotos von Tieren und der Eis- und Wasserwelt Spitzbergens. Er erzählt, wie ein Walross das Schlauchboot angriff...
Ganz anders präsentiert Brigitte Zehnder ihre Leidenschaft. Vor Ort kann man miterleben, wie sie mittels Klöppeln, spindelförmigen, aus Holz gefertigten «Spulen» und daran aufgewickeltem dünnem Garn, unterschiedlichste filigrane Spitzen fertigt. Die Klöppel-Lehrerin erzählt gern, beispielsweise dass eines der ersten Klöppelbücher bereits 1561 in Zürich erschienen war. Nicht nur die ausgestellten Werke sind an dieser Ausstellung interessant, es sind vor allem auch die Gespräche und das teilweise Miterleben, wie gearbeitet wird.
Beliebt ist das Künstlerbeizli, das während der Ausstellung ermöglicht, gemütlich zusammen zu sitzen.
Interessieren und aktivieren
Den Ausstellungsmachern ist es ein Anliegen, die Besucherinnen und Besucher einzubeziehen. Chris Husi, Bildtransfer & Drucktechniken, und Elisabeth Danuser, Farbe – Klang – Natur, bieten «Kreativ-Werkstätten» an, wo man mit interessanten, modernen Techniken selbst kleine Kunstwerke erstellen kann. Dieter Schwickert zeigt, wie er meist selbst gefundene Steine zu edlen Schmuckstücken verarbeitet. Marijke Urmi und Margrit Achtnich präsentieren textile Kunst, aber auch kreative Gebrauchsgegenstände. Kunst und Kunsthandwerk gehen nahtlos ineinander über. Nik Egger erklärt, wie er mit einer einzigartigen Technik seine Bilder auf Aluminiumplatten bringt. Er freut sich, dass das Organisationsteam die Ausstellung zu 99 Prozent digital organisieren konnte und dass viel Publikum die Ausstellung besucht und interessiert an den Workshops teilgenommen hat. Zudem soll schlussendlich eine schwarze Zahl stehen.
Die nächste Ausstellung «Kreativ60+» ist für 2026 geplant. Nik Egger wünscht sich, dass auch das dreidimensionale Kunsthandwerk den Weg in die Ausstellung findet, beispielsweise Töpferei, Bildhauerei oder Schnitzerei. Drei Jahre stehen zur Verfügung, um sich auf die nächste Ausstellung vorzubereiten. Wer die Kreativ60+ noch dieses Jahr erleben will, hat noch bis Mittwochabend Gelegenheit, sich die Ausstellung anzuschauen, einen Workshop mitzumachen, im Künstlerbeizli Bekannte zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen oder am Abend ein Nachtessen aus der Küche von Angela Martin zu geniessen, Folk and World Music mit dem Trio «Palight» zu hören und von Franz Georg Keel von seinen «Erlebnissen auf Reisen» zu erfahren.