Kunststoffsammlung startet neu

Bisher gelangte Plastik vor allem in die Kehrichtverbrennungs­anlage – nun gibt es im Säuliamt ab morgen eine Alternative dazu.

In diesen gelben Containern können die Kunststoff-Sammelsäcke deponiert werden. (Bild Dominik Stierli)
In diesen gelben Containern können die Kunststoff-Sammelsäcke deponiert werden. (Bild Dominik Stierli)

Schon heute trennen die Schweizer fleissig den Abfall: 96 Prozent des Altglases werden wiederverwertet, bei PET-Getränkeflaschen sind es über 80 Prozent. In einigen Gemeinden der Schweiz, so auch im Kanton Zürich, wird vereinzelt schon Kunststoff gesammelt – aber noch nicht ­flächendeckend. Und so liegt die schweizweite Recyclingquote erst bei 11 Prozent. Jährlich werden 690000 Tonnen Kunststoffabfall in der Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt, wobei Strom und Fernwärme entsteht – aber auch schädliches CO2. Nur 90000 Tonnen werden aktuell recycelt.
Bisher haben im Säuliamt zwei ­Privatfirmen Sammelsäcke für die Kunststoff-Sammlung angeboten. Nun übernimmt das Dienstleistungscenter Amt (Dileca) diese Kunststoffsammlung alleine: Ab morgen Samstag, 1. April, startet in den 14 Gemeinden im Bezirk Affoltern die separate Sammlung von Kunststoffabfällen, die bisher fast ausschliesslich im normalen Kehrichtsack gelandet sind. Die Sammlung läuft als Pilotprojekt bis Ende 2025 – danach wird über eine definitive Kunststoffsammlung entschieden.

Bisher wird nur wenig Plastik recycelt
Der Grund: Nur wenn der Plastik richtig verwertet wird, ist eine Separatsammlung wirklich sinnvoll für die Umwelt, wie die Baudirektion des Kantons Zürich mitteilt. «Wichtig für ein ökologisch sinnvolles Plastik-Recycling ist, dass ein möglichst hoher Anteil der gesammelten Kunststoffabfälle tatsächlich wieder für die Herstellung möglichst hochwertiger neuer Kunststoffprodukte verwendet werden kann», schreibt die Baudirektion weiter. Heute liege dieser Anteil bestenfalls bei 50 Prozent. Denn die Auf­trennung des aus den verschiedensten Plastik­-Arten zusammengesetzten Kunststoffabfalls zu sortenreinem, qualitativ hochstehendem Ausgangsmaterial für neuen Plastik sei technisch sehr ­anspruchsvoll.
Nun hat das kantonale Amt für ­Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) zusammen mit dem Verein Schweizer 
Plastic Recycler Standards definiert. Gemeinden können von den Entsorgern die Einhaltung der Standards einfordern und so sicher sein, dass eine Separatsammlung ökologisch Sinn macht. Der Anteil des gesammelten Kunststoffs, der als Sekundärrohstoff (Kunststoffgranulat) zurück in den Kreislauf geht, soll mindestens 50 Prozent betragen und ab 2030 schrittweise auf 70 Prozent steigen, wie die kantonale Baudirektion informiert.

Neu nur noch Dileca zuständig 
Und so läuft die freiwillige Sammlung: Wer die Kunststoffabfälle nicht mehr in den üblichen Kehrichtsack stecken will, kauft einen Kunststoff-Sammelsack: Ein 35-Liter-Sack kostet Fr. 1.70. Diese Säcke muss man dann selber zu den bezeichneten Sammelstellen der Gemeinde bringen und dort in den neuen gelben Containern entsorgen. Für die neue Kunststoffsammlung ist das Dienstleistungscenter Amt (Dileca) zuständig, das bisher schon die Kehrichtabfuhr und die Grünabfuhr in den vierzehn Gemeinden im Bezirk Affoltern sowie in Islisberg und Jonen organisiert. «Kunststoff gehört zum Siedlungsabfall. Diesen einzusammeln, gehört zur Aufgabe der ­Gemeinden. Sie haben das Entsorgungsmonopol», erklärt Franz Liebhart, ­Geschäftsführer der Dileca. Im Säuliamt gab es bisher wie erwähnt schon eine Kunststoffsammlung von den Affoltemer Privatfirmen Schmid AG Entsorgung und Recycling, die den Ökihof in Affoltern betreibt, und von der Peter Schmid Baudienstleistungen AG. Beide Firmen verkauften Sammelsäcke für den Kunststoff aus den Haushalten. Das habe in der Bevölkerung teilweise für Verwirrung gesorgt, wie Liebhart betont. «Ab morgen Samstag wird es aber nur noch die offiziellen Kunststoff-Sammelsäcke der Dileca geben», erklärt Franz Liebhart.

Bundesgerichtsentscheid hängig
Nicht nur das Awel empfehle neu die Sammlung von Kunststoffen aus Haushalten, auch die Gemeinden im Bezirk Säuliamt, welche die Dileca tragen, hätten den Wunsch nach dieser Sammlung geäussert. «Der Wunsch ist auch vor allem aus der Bevölkerung gekommen», weiss Liebhart. Im Sommer haben die Trägergemeinden und der Dileca-Verwaltungsrat grünes Licht für eine ­flächendeckende Kunststoffsammlung im Bezirk Affoltern gegeben. Im Februar wurde die Preiserhöhung der ­Kehrichtsäcke auf den 1. April bekannt gegeben und auch die Gebühren für die Kunststoff-Sammelsäcke festgelegt. Neu kostet ein 35-Liter-Kehrichtsack Fr. 1.90 – das sind 20 Rappen mehr als bisher.
Die separate Kunststoff-Sammlung war schon auf den 1. April 2022 geplant. Die Obrist Transport und Recycling AG, die bisher schon für die Kehrichtabfuhr zuständig ist, wird die Kunststoff-Sammelsäcke bei den Gemeinden abholen und bei einem Sammelplatz in Affoltern abladen. 
Dann braucht es neue Partner: Zuerst benötigt man jemand, der die Säcke zur Sortieranlage ins grenznahe Deutschland transportiert – in der Schweiz gibt es keine eigene Sortieranlage für gemischte Haushaltskunststoffe. Und einen weiteren Partner, der sortiert und den Kunststoff recycelt. Das Verwaltungsgericht hat nach der Ausschreibung die von zwei Bietergemeinschaften offerierten Angebote für diesen zweiten Schritt anders bewertet als die Dileca. Diese folgte dann aber dem Entscheid des Verwaltungsgerichts. Nun klagte die unterlegene Bietergemeinschaft beim Bundesgericht, das noch in diesem Jahr entscheidet. Die hängige Klage habe keine aufschiebende Wirkung, man könne morgen starten, sagt Liebhart.
 

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