Lästige Sticheleien
Insektenstiche sind zwar oft harmlos, gleichwohl sollte man sich angemessen schützen

Während der warmen Jahreszeit sind sie wieder zuhauf unterwegs: Hautflügler wie Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen. Während ein Insektenstich bei den meisten Menschen «nur» Schwellungen, Schmerzen und lokales Jucken auslöst, reagieren einige heftig. Genauso wie Blütenpollen, Katzenhaare, Medikamente oder Lebensmittel kann ein Insektenstich eine allergische Reaktion auslösen. «In der Schweiz zieht das Insektengift von Wespen gefolgt von Bienen am häufigsten eine allergische Reaktion nach sich», weiss die Mettmenstetter Drogistin Muriel Maag aus Erfahrung. Aber auch Hornissen- und Hummelstiche können eine solche auslösen. Allerdings sind die zurückhaltenden Hummeln und die auch nachtaktiven Hornissen weit weniger gefährlich, da seltener unterwegs.
Allergie erkennen
«Wieso eine Allergie entsteht, kann nicht abschliessend beantwortet werden», sagt die Drogistin. Grundsätzlich kann jeder Mensch eine Insektengiftallergie entwickeln. Die Gefahr steigt mit der Häufigkeit der Stiche, also auch mit zunehmendem Alter. Ein Allergierisiko besteht überdies, wenn man innerhalb von wenigen Wochen mehrmals gestochen wird. Maag ergänzt: «Imker und Imkerinnen, die oft von Bienen gestochen werden, entwickeln eher eine Bienengiftallergie.» Genauso wie Menschen, die sich häufig im Freien bewegen, wie Gärtner und Gärtnerinnen oder Sportlerinnen und Sportler.
Die meisten von uns werden früher oder später von einer Wespe oder Biene gestochen. Doch woran erkennt man eine Insektenstichallergie? «Die ersten Symptome treten meist wenige Minuten nach dem Stich auf und können von Juckreiz, Rötung der Haut und Augen, Gesichtsschwellung, Erbrechen bis hin zu Bauchschmerzen reichen», sagt Maag. Bei einigen kann die allergische Reaktion sogar zu einem anaphylaktischen Schock führen: der Atem stockt, die Organe versagen und/oder das Herz bleibt stehen. Ein tödlicher Ausgang bleibt aber die Ausnahme. Trotzdem sollten sich auch Nichtallergiker und -allergikerinnen gut vor Insektenstichen schützen (siehe Box). Wird man in den Hals oder Mund gestochen, können die Atemwege zuschwellen, was gefährlich werden kann.
Notfallset bereithalten
Wer an einer Insektengiftallergie leidet, sollte stets ein Notfallset bei sich tragen, empfehlen nicht nur die Fachleute vom aha! Allergiezentrum Schweiz. Damit man dieses im Ernstfall ohne fremde Hilfe anwenden kann, – eine allergische Reaktion tritt etwa bei der Hälfte der Betroffenen nach fünf Minuten, bei weiteren vierzig Prozent nach einer halben Stunde ein, – macht es Sinn, sich vorab mit dem Inhalt und der Anwendung vertraut zu machen. Gut möglich, dass nach einem Stich nicht sofort ein Arzt/eine Ärztin bereitsteht, um Hilfe leisten zu können.
Ein Notfallset enthält für gewöhnlich drei Medikamente: abschwellende Mittel wie schnell wirkende flüssige Antihistaminika und Kortison-Präparate, die nach einem Stich sofort eingenommen werden sollten, und eine Adrenalin-Fertigspritze, die bei ernsten Beschwerden wie Atemnot, Heiserkeit und Schluckstörungen oder ersten Schockanzeichen zur Anwendung kommt, um den Organismus sofort zu stabilisieren. Wer angemessen vorbeugt und sich gut schützt (siehe Box), muss hoffentlich nie zum Notfallset greifen.
Schutz vor Insektenstichen
Der beste Weg einer Allergie vorzubeugen ist, sich nicht stechen zu lassen. Nachstehende Verhaltensregeln helfen, sich vor Insektenstichen zu schützen.
Eine Wespe kommt selten allein. Die Nähe von Wespennestern – am Boden, in morschen Ästen und hohlen Baumstämmen, in Rollladenkästen oder im Estrich – meiden.
Wespen und Hummeln nisten am Boden, Bienen lieben Klee, darum Naturwiesen und Waldränder nicht barfuss betreten.
Keine hastigen Bewegungen in der Nähe von stechenden Insekten, sie können darin eine Gefahr sehen. Sich langsam entfernen.
Keine Essensreste offen liegen lassen, Kindern nach dem Essen den Mund abwaschen.
Bier und Süssgetränke locken Wespen an, nie direkt ab Flaschen oder Dosen trinken.
Keine stark parfümierten Haarsprays, Shampoos und Sonnencrèmen verwenden, die Düfte ziehen Wespen an.
Schweiss zieht stechende Insekten an: Vorsicht bei Sport und Arbeiten im Freien.
Wespen nicht anpusten. Das Kohlendioxid in der Atemluft macht sie aggressiv.
Motorradfahren nur mit geschlossenem Helm und Handschuhen, Mund schliessen beim Velofahren.
Bei Wespennestern in unmittelbarer Nähe des Wohn- oder Arbeitsortes: Mitteilung an die Polizei oder die Feuerwehr.
Keine weite, flatternde Kleidung tragen. Bei Gartenarbeiten sind langärmlige Hemden, lange Hosen und Handschuhe empfehlenswert.
Um Orte mit Bienenhäusern einen Bogen machen.
Wenn man trotzdem gestochen wird:
Beim Bienenstich den Stachel in der Haut vorsichtig mit den Fingernägeln oder einer Pinzette herausziehen. Darauf achten, dass die dranhängende Giftdrüse nicht zerquetscht wird, damit nicht noch mehr Gift in die Blutbahn gelangt.
Rasche Kühlung verlangsamt die Aufnahme des Insektengifts im Körper.
Bei Schwindel, Übelkeit, Schwitzen, Schwarzwerden vor den Augen oder anderen, heftigen Beschwerden sofort den Notarzt/die Notärztin verständigen. (Quelle: aha! Allergiezentrum Schweiz)