Landabtausch zugunsten von mehr Naturschutz an der Reuss

Durch einen Landabtausch an der Reuss in Obfelden werden knapp 5,6 Hektaren Ackerland zu extensiv genutzten Wiesen und Streuflächen – eine ökologische Ausgleichs- und Ersatzmassnahme im Zuge des Autobahnzubringer-Baus.

Hochwasser zwischen dem sogenannten Giessengraben und der Reuss im Juli 2021. Blick auf die von Roland Moser 
an die Holzkorporation Unterlunnern verkauften Parzellen, die ackerbaulich genutzt werden. (Archivbild Werner Zbinden)

Hochwasser zwischen dem sogenannten Giessengraben und der Reuss im Juli 2021. Blick auf die von Roland Moser an die Holzkorporation Unterlunnern verkauften Parzellen, die ackerbaulich genutzt werden. (Archivbild Werner Zbinden)

Gibt den Gemüseanbau an der Reuss zugunsten von ökologischen Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen auf: Roland Moser in der Lunnernallmend. Das Land unmittelbar hinter dem Acker wird neu nur noch extensiv bewirtschaftet. (Bild Werner Schneiter)

Gibt den Gemüseanbau an der Reuss zugunsten von ökologischen Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen auf: Roland Moser in der Lunnernallmend. Das Land unmittelbar hinter dem Acker wird neu nur noch extensiv bewirtschaftet. (Bild Werner Schneiter)

Der Bau des Autobahnzubringers erfordert zwingend ökologische Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen. Und das möglichst in der Nähe der neuen Strasse. Die Suche nach solchen Flächen ist allerdings eine langwierige Angelegenheit. Schon vor geraumer Zeit geriet die Lunnernallmend in den Fokus – Flächen, die von der Holzkorporation Unterlunnern-Obfelden und vom Gemüseproduzenten Roland Moser bewirtschaftet werden. Flächen ausserdem, die an bestehendes Naturschutzgebiet grenzen. Die kantonale Fachstelle Naturschutz beauftragte Fritz Schumacher von der Gemeindestelle für Landwirtschaft in Ottenbach und Obfelden und Werner Zbinden, Agronom ETH in Obfelden, mit den Bewirtschaftern nach Lösungen zu suchen. Wenig erstaunlich, dass dies in solchen Fällen viel Zeit in Anspruch nimmt, vieler Gespräche bedarf und grosses Verhandlungsgeschick erfordert. Fast drei Jahre nachdem ein Neustart in dieser Angelegenheit erfolgte, liegt nun ein Verhandlungsergebnis vor – mitsamt den erforderlichen Unterschriften.

Wiesen nur noch extensive Nutzung

So stellt die Holzkorporation 559 Aren Ackerland für Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen zur Verfügung. Sie erhält dazu vom Kanton eine Entschädigung und darf die Wiesen in Absprache mit der Fachstelle Naturschutz extensiv nutzen. Dieses Areal haben bisher der Gemüseproduzent Moser und die Familie Gut bewirtschaftet. Ab Reussbrücke Richtung Rüssspitz kann auf einem etwa 200 Meter langen Streifen weiterhin Ackerbau betrieben werden: insgesamt 141 Aren der Holzkorporation, die von Rolf Gut bewirtschaftet werden.

Im Weiteren verkauft Roland Moser Grundstücke im Gebiet «Lunnerngrien» der Holzkorporation. Ausserdem veräussert er 225 Aren Ackerland im «Tüepel» in Ottenbach dem Kanton, der dort landschaftspflegerische Begleitmassnahmen umsetzt.

Als Realersatz stellt der Kanton dem Gemüsebauern Moser die Restflächen – knapp 10 ha – des Gutsbetriebs der ehemaligen landwirtschaftlichen Schule in Affoltern zur Verfügung. Zu diesem Kauf zählen auch landwirtschaftliche Gebäude, die nun von Roland Mosers Sohn Timon und dessen Ehefrau Rahel bewohnt werden. Auf dem Areal wird hauptsächlich Gemüse angebaut.

Lachendes und weinendes Auge

Grosse Gemüseanbauflächen an der Reuss abgegeben – und in Affoltern neue erhalten. Ein guter Tausch? Roland Moser, der die Migros Luzern beliefert, spricht von einem lachenden und von einem weinenden Auge. Ein lachendes, weil nun das Risiko einer Überschwemmung viel kleiner ist als an der Reuss. Dort standen die Gemüsekulturen immer wieder unter Wasser. Auf der anderen Seite verlässt er dort ein flaches und deshalb gut bewirtschaftbares Areal, für das er ein Wasserbezugsrecht aus der Reuss beanspruchen konnte, und das nur etwa 500 Meter von seinem Obfelder Betrieb entfernt ist. Ein naturnahes Gebiet. «Zehn Meter von Salatsetzlingen entfernt wuchsen Schwertlilien. Natur und Gemüseanbau vertrugen sich gut», betont Roland Moser. Drei Generationen seiner Familie haben an der Reuss Gemüse angebaut, wodurch eine Verbundenheit entstanden ist. Und die soll nun auch in Affoltern wachsen.

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