Launige Party im Regen
900-Jahr-Feier Stallikon: Die Gäste liessen sich die Festfreude vom Wetter nicht vermiesen

«So, und jetzt: Rueh!», rief Gemeindepräsident Reto Bernhard in die beiden Mikrofone, kurz bevor er seine Eröffnungsrede schloss. Er meinte es durchaus ernst, denn für den hohen Geräuschpegel im Festzelt war in den Minuten zuvor nicht nur der Regen verantwortlich gewesen, der unablässig auf das Dach niedergeprasselt war. Die Partygäste, um deren zahlreiches Erscheinen das OK in den Tagen zuvor noch etwas gezittert hatte, strömten trotz des nass-kühlen Wetters in Scharen ins Festzelt – die Sitzplätze füllten sich rasch. Sie hatten, so könnte man es sehen, damit ihren Teil der Festvereinbarung eingelöst – und waren nun bereit fürs Essen, Trinken, Plaudern, Schunkeln und Gesehenwerden.
Natürlich gab es in diesem heterogenen Partypublikum (das ein Dorf mit knapp 3900 Einwohnerinnen und Einwohnern selbstredend stellt) auch viele, die den offiziellen Teil mit Interesse verfolgten. Die dem Lied «900 Jahr Stallikon» lauschten, das von Primarschulkindern vorgetragen wurde, und danach den Begrüssungsworten von Reto Bernhard und seinen Danksagungen. Ans Gewerbe, an das tatkräftige OK, an die Freiwilligen und überhaupt an alle, die dieses Fest mit ihrem Einsatz erst möglich machten. Im Anschluss übergab er das Wort an Sicherheitsdirektor Mario Fehr.
Der Nachbar von «ännet em Berg», also von Adliswil, reiste für seine Festgrüsse mehr oder weniger direkt von der EM aus Deutschland an. «Ich war gerade in Köln und reise morgen nach Frankfurt», sagte Fehr, und der einzige Grund, nicht in Deutschland zu bleiben, sei diese 900-Jahr-Feier gewesen. Das gab Applaus. «Ich bin einer von euch», doppelte Fehr nach, «ich bin eigentlich jede Woche in Stallikon. Ob zu Fuss auf die Buchenegg oder mit dem Velo auf die Felsenegg – immer seid ihr schon da.» Dort, ebenfalls auf der Felsenegg, habe er übrigens auch den Gemeindepräsidenten Reto Bernhard kennengelernt.
Feierliche Übergabe zum Schluss
Als dritter Gast des Abends überbrachte Christian Mayer, Abt des Klosters Engelberg, eine Grussbotschaft an die Stalliker Bevölkerung und nahm darin nochmals Bezug auf Konrad von Sellenbüren, der einst von Stallikon losgezogen war, am Fuss des Titlis schliesslich eine neue Heimat fand und mithalf, das Kloster Engelberg zu errichten. Als letzter Akt des einstündigen Eröffnungsprogramms gab Historiker Bernhard Schneider Einblicke in den Inhalt und die Entstehung seiner Dorfchronik «Die Geschichte von Stallikon», die zum Abschluss feierlich an Reto Bernhard, Christian Mayer und Mario Fehr überreicht wurde.
«Düend au eusi Foodtrucks ächli betreue», gab das Moderations-Duo den Gästen zum Abschluss mit in die Pause. Schliesslich blieb noch eine Stunde Zeit, bis Komiker Charles Nguela die Bühne betrat – der für viele Gäste an diesem Abend einer der Höhepunkte gewesen sein dürfte. Gesagt, getan: Das Festpublikum sorgte dafür, dass die Essens- und Spielstände draussen im Regen nicht verwaisten. «Es kommt, wie es muss», hatte OK-Präsident Devi Rao in den vergangenen Tagen jeweils gesagt, wenn die Wetterprognose wieder einmal zum Thema wurde. Nun war das Zelt bis nahezu auf den letzten Platz gefüllt. «Ich bin sehr glücklich, dass so viele Leute gekommen sind», sagte er. Es kam also, wie es musste. Und am Freitagabend schien es, als komme es gut.
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