Lernzeiten statt Hausaufgaben
Primarschule Ottenbach hat auf dieses Schuljahr hin Lernzeiten eingeführt

Primarschule Ottenbach hat auf dieses Schuljahr hin Lernzeiten eingeführt
Wie sinnvoll sind Hausaufgaben? Den in der Schule erlernten Stoff zu Hause vertiefen, das sind Argumente der Befürworter. Gegnerinnen und Gegner der Hausaufgaben sehen nebst den vielen Lektionen in der Schule und der Auslastung durch Freizeitaktivitäten und Hobbys ein Zeit- und Druckproblem.
Die Primarschule Ottenbach hat auf das neue Schuljahr 25/26 reagiert und die klassischen Hausaufgaben durch Lernzeiten ersetzt. Als einen Grund dafür nennt Co-Schulleiterin Vanessa Ringger die freien, selbstbestimmten Zeiten. «Unsere Schülerinnen und Schüler besuchen je nach Altersstufe zwischen 24 und 30 Lektionen Unterricht pro Woche. Zusätzlich engagieren sich viele Kinder in Freizeitaktivitäten und Hobbys. Für eine gesunde Entwicklung sind freie, selbstbestimmte Zeiten essenziell – diese möchten wir mit der Umstellung wieder stärker ermöglichen.»
Über Klagen der Eltern oder Kinder wegen zu vieler Hausaufgaben kann Vanessa Ringger nicht berichten. Das Thema führe aber häufig zu Konflikten zu Hause, daher wollten sie mit der Umgestaltung zu Lernzeiten vorbeugen.
Unterschiedliche Lernzeiten
An der Primarschule Ottenbach wird zwischen der persönlichen Lernzeit im Unterricht und derjenigen ausserhalb des Unterrichts unterschieden: «Ein Teil der Lernzeit wird direkt im Unterricht integriert. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten dabei individuell an aktuellen Themen, lernen und üben geeignete Lernstrategien und werden dabei von der Lehrperson begleitet», erklärt Ringger. Diese strukturierte Zeit unterstütze das selbstgesteuerte Lernen im Klassenverband. Gleichzeitig sehen die Lehrpersonen, wie die Kinder die Lernzeit nutzen und wo sie noch Unterstützung brauchen. Zusätzlich zur Lernzeit im Unterricht finde auch regelmässig eine durch die Lehrperson begleitete Lernzeit ausserhalb des Unterrichts statt. Das ist der Ersatz der bisherigen Hausaufgaben. Gemäss der Co-Schulleiterin ist diese Lernzeit dazu gedacht, um individuell zu üben sowie Lerninhalte zu festigen und zu vertiefen.
Förderung der Selbstständigkeit
Wichtig sei, dass die Zeit sinnvoll zur Vertiefung des Lernstoffs eingesetzt werde, so Ringger. Etwas anders sieht es in den unteren Klassen aus: Hier wird die Teilnahme an der begleiteten Lernzeit mit den Eltern besprochen und festgelegt, in den höheren Klassen liegt die Entscheidung zur Teilnahme grundsätzliche bei den Kindern. «Bei Bedarf wird die Teilnahme jedoch auch in der Mittelstufe mit den Eltern abgesprochen», so Ringger. Die Lernzeit, sei es während oder ausserhalb des Unterrichts, verfolgt das Ziel, dass die Kinder mehr Selbstständigkeit beim individuellen Vertiefen des Lernstoffes erlangen und sie sich in ihrer Freizeit mehr den eigenen Interessen widmen können.
An der Primarschule Ottenbach kam nach längerer Beobachtungszeit und durch die Erfahrung der Lehrkräfte der Wunsch auf, das Thema «Hausaufgaben» umzugestalten. Dabei wurden auch andere Gemeinden angeschaut, wie die mit der Hausaufgaben-Thematik umgehen. So kam es zur Idee mit der Lernzeit.
Ende des Schuljahres 2025/26 wird eine Standortbestimmung mit den Schülern, Eltern und Lehrpersonen durchgeführt. «Die Ergebnisse werden in die weitere Umsetzung der Lernzeiten einfliessen», erklärt Vanessa Ringger. Bis dahin findet schulintern regelmässig ein Austausch zum Thema statt.
«Für eine gesunde Entwicklung sind freie, selbstbestimmte Zeiten essenziell.»
Vanessa Ringger, Co-Schulleiterin Primarschule Ottenbach