Licht und Schatten in den Ämtler Rebbergen
Heftiger Hagelschlag – insgesamt eine gute Traubenqualität

In den beiden grössten Rebbergen im Säuliamt gibt es dieses Jahr Licht und Schatten: Während in Knonau ein gutes Weinjahr erwartet wird, hat ein kurzer, aber heftiger Hagelschlag in der Vollenweid in Hausen die Trauben massiv beschädigt.
Durch ein bisschen Hagel, wegen der Bienen und der Essigfliege haben die frühreifen Sorten in Knonau etwas abbekommen. «Ansonsten erwarten wir ein gutes Jahr», freuen sich Valentin Guichard, der zusammen mit Linn und ihrem Bruder Björn Thorsteinsen die Domaine Guichard GmbH betreibt. Sie haben den 1,2 Hektaren grossen Rebhügel nach dem altershalber bedingten Rückzug des langjährigen Pächters Edwin Marty 2021/22 übernommen und setzen auf biologischen Anbau. Mit diesen frühreifen Sorten stellen sie nun erstmals einen Rosé-Schaumwein her – mit Flaschengärung. Sie erwarten rund 700 Flaschen dieses neuen Produkts, das aus den Sorten Cabernet Dorsa und Dornfelder produziert wird. Erstmals werden die Jungwinzer den St. Laurent separat vinifizieren. Diese Ernte läuft seit Ende August, der Abschluss des gesamten Wümmets wird zirka Mitte September erwartet. «Und pünktlich zur Ernte taucht auch die Kirschessigfliege auf», fügen sie lachend bei. Schädlinge werden ausschliesslich mit biologischen Mitteln bekämpft.
3000 Flaschen in Knonau
Die Domaine-Guichard-Betreiber stellen Qualität klar vor Quantität. Sie erwarten von den insgesamt sechs Rebsorten dieses Jahr eine Ernte für rund 3000 Flaschen: ein Drittel Weissen, zwei Drittel Roten. Das sind rund 4 Tonnen, deutlich weniger als die 12 Tonnen, die auf dem Areal gesamthaft geerntet werden könnten. Mehr als vier Tonnen werden es auch künftig nicht sein. Maximal 1,2 kg Weisse und 1,1 kg Rote pro Quadratmeter. Bei diesen jährlich 3000 Flaschen soll es bleiben. Zu Edwin Martys «Erbe» gehören die älteren Rebstöcke, mit denen eine gute Qualität erzielt wird. Aber Weinbau besteht auch aus «Pröbeln», mit dem Ziel einer Optimierung. Dazu gehört nicht nur profundes Wissen, sondern auch viel Handarbeit: vom Schneiden zwischen Januar und März, der Äste- und Traubenselektion. Äste dürfen sich nicht überkreuzen und nicht zu eng beieinanderliegen. Während Valentin Guichard sich zu 100 Prozent den Reben widmet, sind es bei Linn in der Saison etwa 50 Prozent, bei Björn Thorsteinsen etwas weniger.
Allen Mitteln zum Trotz müssen die Winzerin und die Winzer durch Vogelfrass, Wespen und Kirschessigfliege einen Verlust von vier bis fünf Prozent hinnehmen. Immerhin, so halten sie fest, sei das Mehltau-Risiko dieses Jahr geringer als 2024.
Beim ersten Weinjahrgang haben die Pächter ein gutes Feedback erhalten, auch nach einer Degustation in Lausanne. Sie beliefern den Weinhandel und die Gastronomie – in der ganzen Schweiz, im Säuliamt das Restaurant Löwen in Bonstetten. Gekeltert und gepflegt wird der Knonauer Wein in einem seit 1795 bestehenden Keller in Dottikon AG.
Grosser Schaden bei Trauben in Hausen
Durch einen kurzen, aber heftigen Hagelschlag im Juli haben die Trauben auf dem höchstgelegenen Zürcher Rebberg in der Vollenweid in Hausen grossen Schaden erlitten. «Eine Prognose zum Ertrag können wir daher nicht machen. Die Qualität der Trauben war bis zu diesem Zeitpunkt sehr gut», hält Nicole Eberhard fest. Sie erwartet den Wümmet erst gegen Ende September, je nach Wetterlage. Die Familie Eberhard setzt ebenso auf biologischen Anbau und lässt ihre Erzeugnisse bei Noel Huwiler vom Klosterhof in Aesch LU keltern.
Gepflanzt wurde im Jahr 2011. Weil seither ein Rotmilan (Milvus milvus) regelmässig bei den Arbeiten im Rebberg zuschaut, nennen die Eberhards ihren Wein ebenfalls Milvus. Damit werden verschiedene Geschäfte und Restaurants beliefert. Verkauf findet auch ab Hof statt, und die Betreiber sind ab und zu am Markt anzutreffen.
Uerzliker und Gottert-Höckler
2019 haben Tina Furrer und Reto Häggi das Areal der Familie Leuthold in Uerzlikon übernommen, 2021 neu angepflanzt und von 18 auf 15 Aren reduziert. «Zum ersten Mal ist die Ernte so gross, dass wir nun Wein produzieren können. Allerdings erwarten wir noch keinen grossen Ertrag», sagt Reto Häggi, der eine deutlich bessere Qualität erwartet als im vergangenen Jahr, warme Tage und kühle Nächte vorausgesetzt. Der Wümmet wird Ende September/Anfang Oktober stattfinden. Es sind je zur Hälfte rote (Divico) und weisse Trauben (Sauvignac).
Auf dem Müliberg produziert Charles Schaller seit rund 30 Jahren auf 17 Aren den «Gottert-Höckler» – ausschliesslich Riesling x Sylvaner. Bleibt das Areal von Hagel verschont, so erwartet er in diesem Jahr rund 500 kg. Dieser «Gottert-Höckler» ist bei Chäs Stöckli, im Kulturkeller lamarotte in Affoltern, im Bergwerk Riedhof im Aeugstertal und in Restaurants zu haben.