Mädchenfussball boomt im Amt
Die Zahl der Spielerinnen steigt stetig an – Funktionäre bringen neuen Verein ins Gespräch
«Der Mädchen- und Frauenfussball erlebt im Knonauer Amt einen nie dagewesenen Aufschwung. Die Nachfrage gerade im Mädchenfussball ist riesig und sie wächst weiter», sagt Marcello Musio. Er ist Präsident des FC Knonau-Mettmenstetten-Maschwanden (FCKMM). «Erstmals in unserer noch jungen Vereinsgeschichte haben wir in der Saison 2025/26 eine Juniorinnen-Mannschaft auf Stufe E zum Meisterschaftsbetrieb angemeldet», berichtet Musio weiter. Mit über 20 Mädchen im Alter von elf Jahren sei die Mannschaft mehr als voll, man habe Wartelisten einführen müssen, berichtet der Vereinspräsident weiter.
10000 Mädchen und Frauen spielen Fussball im Kanton Zürich
Ähnliches hört man auch von anderen Vereinen im Säuliamt. So schreibt Michael Romer im aktuellen Magazin «Hattrick» des FC Affoltern von einem Boom im Frauen- und Mädchenfussball, der den ganzen Kanton Zürich betrifft: «Seit Oktober 2023 sei die Anzahl der Juniorinnen-Teams im Kanton Zürich um 43 Prozent gestiegen. Aktuell spielen rund 10000 Frauen und Mädchen Fussball. Dementsprechend habe auch das Engagement im Hintergrund zugenommen: Im Vergleich zu 2023 gibt es 30 Prozent mehr Schiedsrichterinnen und 10 Prozent mehr Funktionärinnen.»
Sein Vereinskollege Philipp Killer, Juniorinnenleiter, teilt dazu ergänzend mit: «Beim Mädchen- und Frauenfussball des FC Affoltern verläuft die Entwicklung stetig, aber in kleinen Schritten.» Man habe zwar einen schönen Anstieg zu verzeichnen, allerdings gebe es auch noch Kapazitäten: «Wir können jederzeit noch Mädchen aufnehmen.» Die Europameisterschaft der Frauen im Juli habe damit vermutlich relativ wenig zu tun. Den Anstieg an Juniorinnen verzeichne man bereits seit 2021. Derzeit seien beim FC Affoltern um die 70 Mädchen und Frauen in fünf Teams im Einsatz.
Richtig rund läuft es auch beim FC Hausen in Sachen Mädchen- und Frauenfussball: «Seit 2022 gab es eine Verdreifachung der Zahl der Spielerinnen, aber seit der EM ist kein spezieller Trend ersichtlich. Es kam in den letzten Wochen zu rund fünf Probetrainings», berichtet Marco Bisa vom FC Hausen. Derzeit spielen in Hausen ein Frauenteam in der 4. Liga und zwei Mannschaften im Bereich Juniorinnen D, also insgesamt drei Teams. Bei den Juniorinnen sind es 35 Spielerinnen, bei den Frauen 28. Begeistert vom Frauenfussball ist die dortige Leiterin Melina Steinemann: «Nachwuchsförderung ist für mich eine Herzensangelegenheit. Fussball ist die beliebteste Sportart bei Mädchen und deshalb sollten der Mädchen- und Frauenfussball in jedem Verein eine Selbstverständlichkeit sein.» Etwas ruhiger läuft es beim FC Wettswil-Bonstetten: «Wir sind vor zwei Jahren mit Frauenfussball gestartet. Mehr als 40 Personen spielen in drei Teams», so Michael Hinderling, im Vorstand des FCWB für Juniorinnen und Frauen zuständig. Und weiter: «Was bei den Juniorinnen super funktioniert, stellt sich bei den Frauen ‹Women United› als etwas schwieriger dar. Dort werden derzeit dringend Spielerinnen ab dem Jahrgang 2009 gesucht. «Wir mussten gerade das Frauenteam für die Vorrunde abmelden und wären froh um Neuzugänge, damit wir im Winter wieder vollzählig sind», so Hinderling.
Ein eigener Säuliämtler Verein für den Frauenfussball?
Sollte der Boom weiter anhalten und die Zahl der Spielerinnen weiter steigen, sind allerdings Kapazitätsproblem vorprogrammiert: «Viele Vereine im Knonauer Amt kämpfen mit limitierten Trainingsplätzen und organisatorischen Hürden», gibt Marcello Musio vom FCKMM zu bedenken: «Es braucht ein Umdenken und ein Zusammenrücken. Eine regionale Kooperation auf Juniorinnen- und Frauenebene würde Synergien schaffen, Ressourcen bündeln und den Spielerinnen eine nachhaltige Perspektive bieten. Aus meiner Sicht ist ein gemeinsames Engagement für den Mädchen- und Frauenfussball im Knonauer Amt kein Luxus, es ist eine Notwendigkeit.» Eine mögliche Lösung wäre aus Musios Sicht die Gründung eines neuen Vereins im Knonauer Amt: «Das könnte ein Meilenstein sein. Ein Ort, an dem Förderung, Entwicklung und Leidenschaft gezielt auf die Bedürfnisse von Spielerinnen abgestimmt sind. Ein Verein, der nicht nur auffängt, sondern aufbaut», so Musios Vision. Ähnlich tönt es in Hausen: «Wir haben grosse Kapazitätsprobleme. Es hat im Amt schlichtweg nicht genug Platz. Wir müssten einen zentralen Sportplatz haben, die jetzigen Plätze sind ausgelastet. In Hausen wird der Platz bei schlechtem Wetter umgehend gesperrt, es müssen Platzabtausche gemacht oder Spiele verschoben werden, respektive Plätze ausserhalb von Hausen angemietet werden.» All dies sei auch mit Kosten verbunden und dies seit Jahren. «Der Frauenfussball kann mit der bestehenden Infrastruktur gar nicht gefördert respektive aufgebaut werden», sagt Marco Bisa. Die Idee einer Vereinsgründung für den Frauenfussball stösst auch bei Fredy Bickel, Präsident des FC Affoltern, auf offene Ohren: «Das würden wir ganz klar unterstützen», sagt Bickel.