«Melinas Honig-Parfüm trifft den Zeitgeist»

Melina Ehrsam aus Affoltern liebt Parfüms über alles. Statt sie nur zu konsumieren, entschied sie sich dazu, selber ein solches herzustellen. Ihre Maturaarbeit zu diesem Thema gehörte dieses Jahr zu den 50 besten des Kantons. Impuls Mittelschule zeichnete sie dafür aus.

«A Fragrance by Melina Ehrsam»: Die junge Affoltemerin setzt sich bei der Vermarktung ihres Parfüms selber gekonnt in Szene. (Bild zvg.)
«A Fragrance by Melina Ehrsam»: Die junge Affoltemerin setzt sich bei der Vermarktung ihres Parfüms selber gekonnt in Szene. (Bild zvg.)

Seit der Kreation von Melinas Parfüm mit dem verlockenden Namen «Honey Lips Kiss Macaron Au Cassis» weiss jedermann: Der Honig ist nicht nur zum Essen da, sondern er kann auch ganz schön verführerisch auf der Haut riechen.

Wie kommt die 18-jährige Mittelschülerin Melina Ehrsam aus Affoltern dazu, im Rahmen ihrer Maturaarbeit eine eigene Parfümkreation zu konzipieren? «Die Vorliebe zu feinen Düften habe ich schon sehr früh entdeckt. Bereits als fünfjähriges Mädchen experimentierte ich zusammen mit meiner Freundin Mirjam auf diesem Gebiet. Aus Rosen und Fliedern mischten wir wohlriechende Düfte – und später war ich mit meinen Kosmos-Parfümkasten überglücklich.»

Bei den 50 Besten des Kantons

«Happy» war Melina Ehrsam auch, als sie von ihrem grossen Glück erfuhr. Aus den rund 2500 Maturaarbeiten, welche dieses Jahr im Kanton Zürich geschrieben wurden, wählte die Institution Impuls Mittelschule die ihrige und 49 weitere aus. Die besten Autorinnen und Autoren wurden unlängst an der ETH Zürich für ihr grosses Schaffen ausgezeichnet.

Doch bis es so weit war, hatte die engagierte Jungforscherin während eines halben Jahres viel Arbeit damit. «Ich wollte mich nicht einfach mit einer theorielastigen Thematik auseinandersetzen. Mich der Welt des wohlriechenden und von mir geliebten Parfüms nur in schriftlicher Form zu nähern, das hätte mich keinesfalls glücklich gemacht», sagt sie überzeugt. «Kommt dazu, dass ich am Gymnasium das wirtschaftliche Profil absolviere und deshalb mein Interesse am Einblick in die Produktion und die Vermarktung von Produkten sehr gross ist.»

Fruchtig und süss sollte es sein

Als sie zu Beginn der Kompositionsarbeit nach dem Konzept ihres Parfüms gefragt wurde, hatte sie kein bestimmtes Bild im Kopf, welches sie parfümtechnisch hätte umsetzen können. «Für mich war aber klar, welche Gerüche ich gerne darin haben möchte. Das fertige Parfüm sollte fruchtig und süss, aber doch nicht klebrig sein. Ein mir sehr wichtiger Duft, den ich in Anlehnung an das Essen gerne in meinem Parfüm haben wollte, war der Honig. Dieser sollte für das Süsse zuständig sein. Ebenfalls gefielen mir Mandarine und Grapefruit als fruchtige Akzente, wie auch die floralen Noten Jasmin und Maiglöckchen.»

Weil diese bildliche Vorstellung gefehlt habe, sei es anfangs etwas schwierig gewesen, aus ihrer Wunschliste der Inhaltsstoffe einen passenden Anfang zu finden. «Das Konzept meines Parfüms entstand demnach während des Prozesses. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, die Inhaltsstoffe, welche ich gerne rieche, in meinem Parfüm harmonisch zu vereinen.»

Parfüm stellt man nicht «einfach so» im stillen Kämmerchen her. Für Melina Ehrsam war klar: «Ohne die Profis würde nichts gehen – und auch ohne meinen betreuenden Chemielehrer Daniel Walzer an der Kantonsschule Limmattal wäre es schwierig gewesen, das Thema richtig und effizient anzupacken.»

Unterstützung durch den Profi

Bei der Herstellung ihres eigenen Duftes durfte sie auf die Unterstützung von Dr. Philip Kraft zählen, der als Riechstoffchemiker bei der Firma Givaudan in Dübendorf tätig ist. «Von der Vielfalt der Stoffe, über welche die Firma Givaudan als weltweit grösster Hersteller von Duftstoffen und Aromen verfügt, konnte ich sehr profitieren und viel lernen», sagt sie. Aus ihrer, mit vielen chemischen Formeln und Fachbegriffen gespickten Arbeit ist zu entnehmen, dass sich Melina Ehrsam profund in die komplexe Materie der organischen Chemie eingearbeitet hat.

So ist nachzulesen, dass der Aufbau eines Parfüms aus drei Teilbereichen besteht: Der Kopfnote, Herznote und Basisnote. «Die Stoffe in der Kopfnote verflüchtigen sich am schnellsten, die fruchtigen Düfte wie Anis, Mandarine, Thymian, Rosmarin und Zitrone nehmen wir als Erstes wahr.» Die Herznote kommt zum Vorschein, nachdem sich die Kopfnote verflüchtigt hat. Dieser charakteristische Duft eines Parfüms riecht meist blumig. Jasmin, Lavendel und Iris sind drei der Beispiele. Die Basisnote wiederum wirkt erdig und balsamisch. Weihrauch, Myrrhe und Zimt sind als mögliche Inhaltsstoffe vertreten.

Zu Hause Akkorde komponiert

Ähnlich wie in der Musik werden beim Parfüm Akkorde komponiert. Das tat Melina Ehrsam unter anderem bei sich zu Hause, wo sie ein kleines Labor aufgebaut hatte. Für weitere Versuche durfte sie auf die Labor-Infrastruktur und die Beratung der Firma Givaudan zählen, welche ihr die benötigten Duftstoffe zur Verfügung gestellt hatte. Durch die Anwendung der Tröpfchen-Methode sei es ihr darum gegangen, das perfekte Verhältnis zwischen zwei Stoffen zu finden, indem man sie tröpfchenweise zusammenmischt.

Melina Ehrsam machte sich in ihrer Arbeit sogar Gedanken zur Vermarktung eines Parfüms und fertigte für ihr Parfüm ein ansprechendes Werbeplakat an, auf dem sie selbst beim Geniessen eines fruchtigen Luxemburgerlis zu sehen ist. «A Fragrance by Melina Ehrsam» ist darauf zu lesen, die «verführerischen» Honiglippen sind auf dem Label unverkennbar. Ihr Betreuer Daniel Walzer hält in seiner Würdigung fest: «Im Internetblog wurde ein Wettbewerb durchgeführt. Exemplare ihres Parfüms gingen unter anderem in die USA und nach Australien. Melina hat aufgrund der positiven Rückmeldungen mit ihrem Parfüm offenbar einen Zeitgeist eingefangen. Dies wird dadurch verifiziert, dass kurz nach Abschluss ihrer praktischen Arbeiten von Yves Saint Laurent mit «Manifesto» ein Parfüm mit ähnlichem Duftspektrum auf den Markt gekommen ist.»

Infos über das Parfüm-Projekt auf www.facebook.com. Bei der Personensuche den Begriff Scent and Chemistry eingeben. Die besten 50 Matura-arbeiten: Nachlesen auf www.maturitätsarbeit.ch.

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