Mettmenstetten verliert Dorfmetzgerei

Nach 28 Jahren ziehen Lilo und Hansheiri Weiss mit ihrer Metzgerei von Mettmenstetten nach Hausen um. Nicht ganz freiwillig und deshalb nicht frei von Wehmut.

Der Abschied von Mettmenstetten fällt schwer: Marco, Lilo und Hansheiri Weiss in der Metzgerei im Volg-Gebäude, die seit letzten Samstag geräumt ist. (Bild Werner Schneiter)
Der Abschied von Mettmenstetten fällt schwer: Marco, Lilo und Hansheiri Weiss in der Metzgerei im Volg-Gebäude, die seit letzten Samstag geräumt ist. (Bild Werner Schneiter)

Sie eröffneten ihre Metzgerei am 1. Juni 1984 im Mettmenstetter Volg zu zweit, ohne Personal. Das Geschäft von Hansheiri und Lilo wuchs kontinuierlich, mutierte zur grössten Metzgerei im Säuliamt. Das Ehepaar erweiterte das Angebot, der Kundenkreis wuchs, und die Zahl der Mitarbeitenden – inklusiv Teilzeitkräfte – stieg auf 14. Die Kundentreue ebenfalls. «Mit vielen, die seit 28 Jahren zu uns kommen, hat sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, das über das reine Verkaufsgeschäft hinausgeht», hält das Ehepaar Weiss fest. Und genau diese zwischenmenschlichen Kontakte sind es, die den beiden den Abschied aus Mettmenstetten so erschweren. «Es berührt mich sehr stark, hier wegzugehen», fügt Hansheiri Weiss bei. Und das ist beileibe nicht nur bei ihm so. Als Kunden vom Wegzug erfuhren, flossen auch Tränen. Allein das zeigt die Verbundenheit und die zwischenmenschliche Komponente – neben der Qualität zwei tragende Säulen der Geschäftstätigkeit der Familie Weiss.

Diese Art «Trennungsschmerz» wird schon deshalb verstärkt, weil der Wegzug ja nicht ganz freiwillig erfolgt. Der Volg Mettmenstetten soll umgebaut werden, was angesichts der schwierigen Platzverhältnisse, die auch in der Metzgerei das Arbeiten erschweren, nachvollziehbar ist. Die Familie Weiss erhielt Einsicht in ein Vorprojekt, wusste damals aber nicht, wie lange die Bauzeit und wie gross der Gesamtumbau sein werden. «Als uns der neue Mietpreis offenbart wurde, wussten wir: Der ist für uns nicht tragbar», sagt Hansheiri Weiss.

Kauf in Hausen – völlig neueMetzgerei

 

Nun zieht die Metzgerei Weiss Ende Monat an die Ebertswilerstrasse 10 in Hausen um. Sie hat dort die Liegenschaft erworben und dem Laden ein völlig neues Erscheinungsbild verpasst, den Betrieb in hygienischer und technischer Hinsicht auf den neuesten Stand gebracht. Es gibt dort keine hindernden Treppen und Stufen, alles befindet sich auf einem Boden. «Der Raum ist hell und freundlich», sagt Lilo Weiss. Die grosszügigeren Platzverhältnisse erlauben zudem eine Vergrösserung des Angebots, auch im Traiteurbereich. Dazu werden neu Milchprodukte und Käse für den täglichen Bedarf angeboten. Und neu ist ausserdem die Vinothek mit Weinen vom Mettmenstetter «Bahnhof»-Wirt Urs Koffel, der seinerseits Kunde der Metzgerei Weiss ist. Angebot und Qualität des Fleisches bleiben auch in Hausen die gleichen wie in Mettmen-stetten. Nach wie vor wird auch ein Partyservice geboten.

Selbstbedienungstheke bei derTankstelle Graf

 

Ein bisschen Weiss bleibt allerdings in Mettmenstetten, ein Teil ihrer Produkte nämlich. Die Graf Automobile AG hat auf eigenen Wunsch eine Selbstbedienungstheke eingerichtet und bietet abgepacktes Fleisch der Metzgerei Weiss an. Auch die Filiale in Obfelden bleibt erhalten. – Ganz neu werden Hansheiri, Lilo und Marco Weiss in Hausen nicht beginnen müssen. Sie werden dort auch auf «alte» Kundschaft zählen dürfen, und neue kommt bestimmt hinzu. Zudem sei erwähnt, dass Sohn Marco seit zwei Jahren in Hausen wohnt, einen grossen Freundeskreis hat und das Geschäft dereinst übernehmen wird.

In Mettmenstetten schlossen die Türen der Metzgerei am vergangenen Samstag. In dieser Woche wird nun der Umzug ins Oberamt abgeschlossen. Die Neueröffnung findet am 28./29. September statt. Am Samstag wird grilliert – eine Gelegenheit, die Inhaber der Metzgerei kennenzulernen. An den Eröffnungstagen bitte den Parkplatz Chratz benützen (-ter.)

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