Migros: «Wir bauen in Obfelden»
Die Migros Genossenschaft Zürich bekräftigt ihre Absicht, auf dem Postareal in Obfelden einen Ortsversorgungsladen von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche zu errichten – oder allenfalls einen Regelbau mit 500 Quadratmetern. Umstritten ist, ob sie das ausserhalb des Gestaltungsplanes tun kann. Eine Einigung der Landanstösser ist nicht in Sicht.

Im Rahmen einer Teilrevision der kommunalen Nutzungsplanung stimmte die Gemeindeversammlung im Jahr 2012 einer Gestaltungsplanpflicht für das Gebiet des Postareals im Dorfteil Toussen zu. Dort prallen die Interessen von mehreren Eigentümern aufeinander – von Privaten, aber auch von Landi Obfelden und der Gemeinde. Gleichzeitig lehnte die Gemeindeversammlung mit 238 gegen 343 Stimmen eine Initiative ab, mit der auf dem fraglichen Areal eine Begrenzung von Ladenflächen auf 400 Quadratmeter verlangt wurde.
Seither ist viel diskutiert worden über eine Nutzung des Gebiets. Auf der Wunschliste der verschiedenen Player und der Bevölkerung stehen neben Wohnbauten auch Alterswohnungen, Spitex, Arztpraxis, Apotheke, Läden und ein Restaurant. Die Migros hat einen Teil des Areals erworben und die Absicht kundgetan, einen Ortsversorgungsladen mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche zu errichten.
Der Gemeinderat ordnete eine sogenannte Testplanung an und präsentierte die Erkenntnisse vor zwei Jahren im Rahmen einer Orientierungsversammlung. Diese bildet eine Grundlage für den öffentlichen Gestaltungsplan sowie auch für die vorgesehenen Nutzungen – mit dem notwendigen Spielraum. Klar ist, dass sich eine Bevölkerungsmehrheit eine Art Zentrum wünscht. Ein solches fehlt in der Gemeinde, die sich über zweieinhalb Kilometer erstreckt.
Kürzlich hat nun die Baudirektion des Kantons Zürich die Verfahrenseinleitung für den Quartierplan genehmigt und die Grenzen für das Gebiet festgesetzt – ein formaljuristischer Schritt, derweil auf Verhandlungsebene zwischen den Landbesitzern auch nach mehr als drei Jahren keine Einigung in Sicht ist; diese ist Voraussetzung für den Gestaltungsplan. Es ist nachvollziehbar, dass die Landi auf diesem Areal keinen Konkurrenten bauen lassen will – rund 200 Meter vom Obfelder Dorfmärt entfernt. Eine vertrackte Situation.
Gleichwohl hegt Gemeindepräsident Thomas Ammann Hoffnungen auf eine einvernehmliche und mehrheitsfähige Lösung. «Wir sind weiterhin mit allen Beteiligten im Gespräch und haben das Ziel, den öffentlichen Gestaltungsplan auf die Traktandenliste der kommenden Dezember-Gemeindeversammlung zu setzen», hält er fest. Bei einem öffentlichen Gestaltungsplan sind an der Gemeindeversammlung Anträge möglich, derweil bei einem privaten nur noch Ja oder Nein gesagt werden kann.
Bleibt das Restaurant Kreuzstrasse bestehen?
Heinz Fankhauser, Leiter Expansion bei der Migros Genossenschaft Zürich, ist skeptisch, dass sich die Interessen der beteiligten Parteien unter einen Hut bringen lassen. «Rechtliche Verfahren sind zeitlich nicht unbegrenzt. Wir analysieren die Situation und loten aus, was in rechtlicher Hinsicht möglich ist», hält er gegenüber dem «Anzeiger» fest.
Zu diesem Punkt hielt die Behörde 2014 in einem Bulletin fest: «Nach Auffassung des Gemeinderates und entsprechender gerichtlicher Auslegung würde nach drei Jahren die Gestaltungsplanpflicht in der Bauordnung einem Baugesuch eines einzelnen Grundeigentümers nicht mehr entgegenstehen.» Der Gemeinderat sei jedoch bestrebt, dass die Dreijahresfrist nicht verstreiche, ohne dass die Gemeindeversammlung über einen Gestaltungsplan mitbestimmen könne, bekräftigte die Behörde damals. Nach Auffassung der Migros ist diese Dreijahresfrist aber bereits verstrichen.
Werden sich die beteiligten Parteien nicht einig und ist auf politischer Ebene keine Lösung in Sicht, werde die Migros – gestützt auf die aktuelle Bauordnung – bei der Gemeinde ein Baugesuch einreichen. Möglicherweise für einen sogenannten Regelbau. Das ist ein Laden gemäss dem gut eingeführten Voi-Konzept der Migros mit einer Ladenfläche von 500 Quadratmetern. «Bisher gibt es rund ein Dutzend Läden nach diesem Konzept», ergänzt Heinz Fankhauser, für den klar ist: «Die Migros wird in Obfelden bauen.» Bei dieser kleineren Bauvariante besteht die Chance, dass das im Besitz der Migros befindliche Restaurant Kreuzstrasse nicht abgebrochen wird. Kann die Migros den Ortsversorgungsladen mit 800 Quadratmetern realisieren, ist das Traditionsrestaurant Geschichte.