Milchsuppe löffeln als Gleichnis für friedliche Einigung
Zürcher und Zuger SVP-Prominenz feierte den 5. historischen Gedenktag «Kappeler Milchsuppe» traditionell mit viel Polit-Prominenz, Ansprachen und dem gemeinsamen Auslöffeln einer Milchsuppe. Parteipräsident Toni Brunner wetterte über die aktuellen Entscheidungen in Bundesbern.
Der Gemeindesaal im Klosterdorf Kappel bot den zahlreichen SVP-Politikern aus den Kantonen Zürich und Zugeinen gediegenen Rahmen für die bereits traditionelle Gedenkfeier. Am interkantonalen Anlass, sozusagen auf der Grenze der Kantone Zürich und Zug, waren eine ganze Reihe Persönlichkeiten der SVP-Politprominenz anzutreffen. Milchsuppe löffelten einige Nationalräte, Regierungsrat Stephan Schleiss aus Zug und mehrere Kantonsräte und Parteipräsidenten aus den beiden Kantonen. Markus Hürlimann, Präsident der SVP Kanton Zug, erwähnte bei seiner Begrüssung die grosse Bedeutung des historischen Anlasses. Immerhin hätte sogar die Fifa mit einem spielfreien Tag Rücksicht auf den traditionellen Gedenktag genommen, witzelte er.
Der historische Kompromiss der katholischen Innerschweizer Kantone und der reformierten Zürcher Truppen bei dem die Kriegs-Parteien im Jahre 1529 ihre Differenzen beim gemeinsamen Auslöffeln einer Milchsuppe bereinigten, schlug sich auch in den Ansprachen der beiden Festredner nieder. Parteipräsident und Nationalrat Toni Brunner witzelte zwar zu Beginn seiner Rede, dass er nur mit sehr gemischten Gefühlen nach Kappel gereist sei. Immerhin hätte hier der Toggenburger Reformator Zwingli sein Leben verloren, und er sehe sich nun als Toggenburger und Zwinglianer denn doch etwas gefährdet.
Ungewohnt scharfe Rhetorikvon Toni Brunner
Der Präsident der SVP Schweiz kam jedoch sehr schnell auf die grosse Bundespolitik zu sprechen. Mit einer für den Sonnyboy aus dem Toggenburg doch eher ungewohnten Schärfe geisselte er die aktuellen Entscheidungen des Bundesrates. Er warf vor allem Bundesrätin Sommaruga vor, die Demokratie auszuhebeln und den Volkswillen zu missachten. Brunner schloss seine Ausführungen mit der Feststellung, eher eine Drohung, dass die grossen Kämpfe heute nicht mehr mit der Hellebarde, sondern mit dem Stimmzettel ausgetragen würden. Seine kämpferischen Worte fanden bei der SVP-Familie im fast vollbesetzten Gemeindesaal in Kappel selbstverständlich grosse Zustimmung.
Der Historiker und Nationalrat Christoph Mörgeli sprach zwar zu Beginn seiner Ansprache von bewegten Zeiten, sowohl früher als auch heute, beschränkte sich jedoch weitgehend auf die historischen Ereignisse der damaligen Religionskriege. Der Flecken Kappel diente ursprünglich als Tor zur Innerschweiz und spielte so bei den Auseinandersetzungen eine wichtige Rolle. Er bezeichnete das gemeinsame Löffeln der Milchsuppe zwar als tatsächliche und überlieferte Tatsache, aber auch als faulen Frieden, der nicht lange hielt und in einem zweiten Krieg am selben Ort mit Blutvergiessen endete. Sein geschichtlicher Abriss gipfelte in der Folgerung, dass damals wie heute die Neutralität, nicht zuletzt auch in Glaubensfragen, für den Frieden eine grosse Bedeutung erfahre und diese mit aller Konsequenz erhalten bleiben müsse.
Die anwesenden National-, Regierungs- und Kantonsräte der SVP banden sich anschliessend Servierschürzen um und servierten symbolisch, als Diener des Volkes auftretend, den Gästen die in einem Brot angerichtete Milchsuppe.