Mit Strukturwandel auch ein jüngeres Publikum gewinnen
Transformationsprojekt und Neuauftritt des Kulturkellers lamarotte in Affoltern

Der Kulturkeller lamarotte in Affoltern, längst zu einer markanten Institution gewachsen, bietet seit seiner Gründung im Jahr 2001 ein vielfältiges Angebot: von der Klassik bis zum Kabarett, vom Jazz bis zur Folkmusik, von Diskussionen zu Zeitfragen bis A-capella-Gesang. Als Verein organisiert, zählt das lamarotte rund 600 Mitglieder. Der Kulturkeller am Centralweg 10 ist gut verankert in der Region und hat auch immer wieder unerwartete Unterstützung erfahren: durch das Gewerbe (Monatsmieten) oder durch die Bevölkerung bei der Finanzierung des Flügels, bei der «Tour de Säuliamt». Die Eigenfinanzierung beträgt 85 Prozent, was im kulturellen Bereich ausserordentlich hoch ist. Sie fusst auf Mitgliederbeiträgen, Ticket- und Gastroeinnahmen sowie Sponsorenbeiträgen. Zudem leistet der Kanton Zürich jährliche Betriebsbeiträge.
Die Pandemie riss jedoch Macherinnen und Macher aus dem Alltag und erforderte viel Improvisation, unter anderem mit streamen. «Eine schwierige Situation. Nichts mehr war alltäglich», fügt Geschäftsleiterin Isabelle Schaetti an. Unabhängig davon befasste man sich mit der generellen Frage: wie weiter? In einem Zukunftsworkshop mit internen und externen Teilnehmenden wurde unter dem Titel «lamarotte 2030» nach Antworten gesucht: Wie können mit neuen Strukturen Abhängigkeiten von einzelnen Personen reduziert und Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden? Wie kann ein jüngeres Publikum – etwa Familien und Kinder – vermehrt angesprochen werden? «Viele unserer Gäste, auch Aktive, sind mit dem lamarotte älter geworden»», hält Isabelle Schaetti fest. Auch die längerfristige Sicherung der Finanzen steht da auf der Traktandenliste.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen für einen Strukturwandel gehört die Trennung von operativem und strategischem Geschäft. Damit haben sich die internen Barteam-Mitglieder und Organisationsspezialisten Ruedi Müller und René Tobler beschäftigt. Resultat: ein neuer strategischer Vorstand mit Iris Geissbühler, Tobias Maestrini, Maggie Imgrüth, Bernhard Schneider und Jürg Eggenberger. Sie alle sind mit dem lamarotte «verbandelt» und in verschiedenen Gebieten (IT, Medien, Organisation, Führung) spezialisiert. «Geballte Kompetenz», fügt Isabelle Schaetti bei, die zusammen mit Goggo Zweifel, diesem Gremium ebenfalls angehört. Ein wichtiges Ziel neben der langfristigen Sicherung der Finanzen: Jüngere gewinnen, sowohl als Gäste als auch als Mitarbeitende. «Für Einzelprojekte lassen sich Jüngere (ab 40) eher animieren. Viele sind zwar Vereinsmitglieder, haben aber neben Familie und Beruf kaum Zeit. Sie kommen erst dann, wenn die Kinder grösser sind», sagt die Geschäftsleiterin. Der bisherige Vorstand stellt sich erfreulicherweise weiterhin als Betriebsgruppe zur Verfügung und organisiert den operativen Bereich.
Das Feilen an neuen Strukturen nahm Fahrt auf, als das lamarotte unter dem Titel «Publikumsgewinnung» im Dezember 2022 bei der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich ein Gesuch einreichte – und mit dem Transformationsprojekt auf offene Ohren stiess. «Der Kanton unterstützt dieses Projekt ideell und finanziell grosszügig», freut sich Isabelle Schaetti.
Im Vordergrund steht die Gewinnung eines jüngeren Publikums. Mittel sind unter anderem eine neue Website und neben dem gewohnten Printprogramm auch Auftritte in sozialen Medien. Die Voraussetzungen für den Erfolg neuer Strukturen sind vorhanden: Das lamarotte erhält breite Anerkennung, und das Programm wird allgemein sehr geschätzt. Es muss also nicht alles «umgekrempelt» werden. Aber erste Massnahmen zur Gewinnung von jüngerem Publikum sind aufgegleist: Ab Frühjahr 2024 wird das Kinderprogramm von drei auf fünf Veranstaltungen erweitert, unter anderem mit Kindertheater und natürlich dem beliebten Entenrennen im Jonenbach als Familienfest vor der grossen Sommerpause.
Tag der offenen Tür am 2. September
Die Saison 2023/24 startet der Kulturkeller lamarotte am 2. September mit einem Tag der offenen Tür. Ab 10.30 Uhr werden am Centralweg 10 in Affoltern musikalische und kulinarische Häppchen serviert. Mitmachkonzert für Kinder, Geigenspiel, ein liederlich-frohes Konzert und ein Jazz-Apéro stehen auf dem Programm. Am Abend sind ab 20.15 Uhr vier Sänger der A-cappella-Formation «à la quarte» zu hören. Sie führen durch ein Potpourri von Liedern und Themen. Die bis 31. Januar 2024 dauernde Saison umfasst eine Fülle an verschiedenen Musikstilen und «Gespräche zur Zeit» mit dem Musiker, Lehrer und Kulturpolitiker Daniel Fueter. (-ter.)
Weitere Infos auf www.lamarotte.ch