Mitbestimmung zum Fahrplan im März 2026

Regionale Verkehrskonferenz informiert über den Fahrplan 2027/2028, zwei Baustellen und Elektropostautos

Viele Ämtler Postauto-Linien fahren ab dem Bahnhof Affoltern. Hier die Linien 223 und 214. (Bilder Dominik Stierli)

Viele Ämtler Postauto-Linien fahren ab dem Bahnhof Affoltern. Hier die Linien 223 und 214. (Bilder Dominik Stierli)

Die regionale Verkehrskonferenz kümmert sich um Anliegen der Säuliämtler Gemeinden bezüglich des öffentlichen Verkehrs. So begrüsste vergangene Woche Präsidentin Gabriela Noser Fanger die entsprechenden Vertreter der Gemeinden und der ÖV-Anbieter im Kasinosaal in Affoltern.

Bei den drei Vertretern von SBB, ZVV und Postauto war besonders das kommende Fahrplanverfahren (FPV) das bestimmende Thema. Dabei können Gemeinden und auch die Bevölkerung ihre Anliegen platzieren. Im Kanton Zürich findet dieses nur alle zwei Jahre statt. So beschäftigt sich das Verfahren vom 9. bis 29. März 2026 mit dem Fahrplan für die Jahre 2027 und 2028.

Unklarheiten über Ausbauschritt Step 2035

Der Vertreter des Zürcher Verkehrsverbundes, Lars Keller, wies daraufhin, dass die Basis für das FPV von der Politik gelegt werde. Die entsprechende ZVV-Strategie 2025–2029 wurde 2024 vom Kantonsrat beschlossen. Viel Neues geschieht aus ZVV-Sicht im Säuliamt nicht. Ein grosser Angebotsausbau ist erst möglich mit dem schweizweit geplanten Ausbauschritt Step 2035. Auch dazu gab es Neuigkeiten. Eigentlich hätte der Konsolidierungsprozess im letzten Jahr Klarheit schaffen sollen, welche Projekte definitiv umgesetzt werden. Unterdessen werden allerdings auf Initiative von Bundesrat Rösti im Rahmen des Projektes «Verkehr 45» sämtliche Ausbauprojekte für Schiene und Strasse bis Herbst 2025 nochmals geprüft. «Wir als ZVV können bis dann nichts dazu sagen. Wir sind nicht direkt miteinbezogen», erklärt Keller dazu.

Zwei Initiativen mit Einfluss auf das Tempo

Auch sonst sieht man die enge Verflechtung von öffentlichem Verkehr und der Politik. Mit der Mobilitätsinitiative und der ÖV-Initiative stehen voraussichtlich zwei Abstimmungen an, welche sich beide um Geschwindigkeitsbegrenzungen drehen und einen Einfluss auf den ÖV-Verkehr haben.

Erstere fordert, dass auf Kantonsstrassen und Strassen von überkommunaler Bedeutung die signalisierte Geschwindigkeit nicht reduziert werden darf. Damit wäre zum Beispiel die Einführung von Tempo 30 auf gewissen Strassen, speziell in den Städten Zürich und Winterthur, nicht möglich. Die Volksabstimmung zur Initiative findet voraussichtlich im Herbst statt.

Tempo-30-Mehrkosten würden den Gemeinden belastet

Die ÖV-Initiative wollte ebenfalls Tempo 30 einschränken, wurde aber unterdessen zugunsten eines Gegenvorschlags zurückgezogen. Dieser enthält den Passus, den öffentlichen Verkehr grundsätzlich nicht zu verlangsamen. Ein ­allfälliger Zeitverlust durch Tempominderungen müsse auf anderen Abschnitten kompensiert werden. Dafür würden Massnahmen wie Ampelbevorzugung oder zusätzliche Buslinien infrage kommen. Sollte dies nicht möglich sein, müssten für die Mehrkosten neu die Strasseneigentümer und nicht mehr der ZVV aufkommen. Das könne für einzelne Projekte auch für die Gemeinden budgetrelevant werden, da sich diese dann bei Tempo-30-Einführungen auf Gemeindestrassen an den Mehrkosten beteiligen müssten, so der ZVV-Vertreter. Falls das Referendum ergriffen wird, kann auch darüber abgestimmt werden.

Lars Keller ging auch kurz auf die Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes ein. Per 1. Januar 2025 seien 65 Prozent der Bushaltestellen angepasst. Da die nachfragestarken Haltestellen priorisiert wurden, können das aber schon gut 80 Prozent der Fahrgäste nutzen. Der seit dem 1. Januar 2024 angebotene Ersatzfahrdienst, bei welchem auf Voranmeldung ein Transport organisiert wird, werde sehr gering genutzt.

Sperrungen in Altstetten und Knonau im Sommer

Der SBB-Vertreter Beat Kisseleff blickte auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurück. Das Wipkinger Viadukt sei erfolgreich saniert worden, die Passagierzahlen sind gestiegen und man habe vom Bund die Konzession für die Zürcher S-Bahn bis 2036 erhalten. Im Vergleich der letzten zwölf Monate sind die Fahrgastzahlen auf den S-Bahn-Linien im Säuliamt praktisch stabil geblieben. Die S5 weist ein Minus von 1 Prozent auf, die S14 ein Plus von 2 Prozent.

Kisseleff wies auch zwei Einschränkungen im Amt hin. Ende August wird der Bahnhof Altstetten für ein Wochenende (30./31. August) gesperrt. Dies betrifft die Linien S5 und S14 sowie die SN5. Es wird ein Ersatzbus zwischen Schlieren und Birmensdorf angeboten. An zwei Wochenenden im September werden in Knonau die Gleise erneuert. Am 20./21. und 27./28. September besteht daher zwischen Affoltern und Zug ein Bahnersatz für die S5. In den nächsten Jahren sei zudem mit dem Projekt «MehrSpur Zürich-Winterthur» mit Einschränkungen in diese Richtung zu rechnen. Das betreffe die Linien S8, S11, S19 und auch den Fernverkehr.

Eine Pünktlichkeit von 85 Prozent bei den Postauto-Fahrten

Céline Wüst, Angebotsplanerin Nord bei der PostAuto AG, blickte aus der Sicht der Postautos auf das Jahr 2024 zurück und durfte von 7,9 Millionen Fahrgästen im Knonauer Amt berichten. Das sei ein Wachstum zum Vorjahr von fünf Prozent. Bei der Pünktlichkeit erreichte man einen Wert von 85 Prozent. Das heisst, der grösste Teil der Fahrten war pünktlich oder maximal zwei Minuten verspätet und dies trotz immer mehr Verkehrsaufkommen, wie Céline Wüst festhielt.

Die Angebotsplanerin blickte auch auf den Fahrplanwechsel vom Dezember 2024 zurück. Seitdem fährt die Linie 200 zu den Hauptverkehrszeiten im Viertelstundentakt, und auf den Linien 235/236 wurde das Abendangebot ausgebaut. «Die Angebotsausbauten wurden von den Fahrgästen gut angenommen und werden rege benutzt», wurde festgehalten.

Auch die Eröffnung der ersten vollelektrifizierten Postauto-Halle vom Mai wurde erwähnt: «Somit steht nichts mehr im Weg für die Umstellung auf Elektropostautos», erklärte Wüst und sprach von 3700 Personen, welche bei der Eröffnung einen Einblick ins neue Gebäude nahmen.

Obfelden und Ottenbach mit Anpassungen

Für das Fahrplanverfahren 27/28 steht für PostAuto ein neues Fahrplankonzept für die Linien 212, 214 und 217, welche primär die Gemeinden Obfelden und Ottenbach abdecken, im Vordergrund. «Man hat seit mehreren Jahren eine Fahrzeitverlängerung auf dieser Achse», erklärt Wüst. Bereits heute gilt in Ottenbach Tempo 30 durch das Dorf, in Obfelden ist dies ebenfalls auf einem längeren Abschnitt auf der Dorfstrasse geplant. Auf Nachfrage erklärt Céline Wüst, dass hier voraussichtlich die Fahrzeiten angepasst würden, um die Zuverlässigkeit zu steigern. Routenänderungen seien keine geplant. Man werde im Sommer mit den Gemeinden das Thema angehen und auch mit dem Kanton Aargau zusammenarbeiten.

Weiter will man für die Fahrpläne ab 2027 auch die Kurse der Linien 215 (Affoltern–Zürich Wiedikon) und 245 (Muri–Birmensdorf–Zürich Triemli) früh am Morgen optimieren. Auch eine Ausdehnung der Betriebszeiten der Linie 200 (Affoltern–Zürich Enge) um einzelne morgendliche Kurspaare sei ein Thema.

Komplette Elektrifizierung beim ZVV bis 2035

Dazu kommt die Teilelektrifizierung auf ausgewählten Linien. So sieht die Planung vor, dass bis Ende 2026 im Knonauer Amt 14 Busse elektrisch unterwegs sind. Bis Ende 2028 würden da nochmals 8 bis 12 Elektropostautos hinzukommen. «PostAuto hat sich als Ziel gesetzt, ab 2035 keine Dieselbusse mehr einzusetzen», hält Wüst fest.

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