Musical «Schiiwält» im Gartencenter

Der Mundartbegriff «Schii» bedeutet «Schein» oder «Ski». Im selbstgeschriebenen und erstmals in Schweizerdeutsch gesungenen Musical «Schiiwält» geht es um beides. Um ein Hotel in einem Wintersportort – ohne Schnee.

Die Kostüme waren weiss oder knallbunt – und dies in Schichten. Damit konnte die Stimmung auf der Bühne blitzschnell und ohne Pause geändert werden. (Bilder Regula Zellweger)

Die Kostüme waren weiss oder knallbunt – und dies in Schichten. Damit konnte die Stimmung auf der Bühne blitzschnell und ohne Pause geändert werden. (Bilder Regula Zellweger)

Das Bühnenbild mit vielen Leitern war äusserst wandlungsfähig. Hier Schneeberge – wo es eigentlich keinen Schnee hat.

Das Bühnenbild mit vielen Leitern war äusserst wandlungsfähig. Hier Schneeberge – wo es eigentlich keinen Schnee hat.

«Menschen, die sich beruflich mit ­Pflanzen beschäftigen, sind besonders feinfühlig», sagt man in Berufsberaterkreisen. Sie sind zudem herzlich, offen und dienstleistungsorientiert – dies ­bewiesen die beiden Musicalabende vom vergangenen Wochenende im Gartencenter Guggenbühl. Von der Parkplatzeinweisung über die Billettkasse bis zum Restaurantbetrieb erfuhren die Besucher herzliche Gastfreundschaft und optimalen Service. «Es melden sich immer schnell genügend Mitarbeitende freiwillig, wenn beim Gartencenter ein Event stattfindet», meinte eine Mitarbeitende. Vorher werden jeweils zwei Lager freigeräumt, dekoriert und einge­richtet – eines für das Restaurant, das andere als Theatersaal. So waren denn beide Vorführungen mit je 200 Besuchern ausverkauft.

Grosses Engagement

Doris Aeberhard arbeitet seit einigen Jahren mit Begeisterung im Verkauf des Gartencenters und konnte neben ihrer Arbeit etwas vom Musical mitbekommen. «Ich bin begeistert. Es hat tolle Stimmen und die Musik gefiel mir. ­Einige Schweizer Lieder erkennt man wieder», erzählt sie.

Arthur Küng, Geschäftsführer des Gartencenters, führte in den Abend ein und lobte das grosse Engagement seiner Mitarbeitenden, aber auch des Musicalchors. Er freute sich, dass nach zwei Jahren ohne Grossevents nun solche ­Anlässe, die den Besuchern Freude ­bereiten, wieder stattfinden können. ­Bezugnehmend auf die aktuelle Situation zitierte er Konfuzius: «Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.» Nach dem Apéro und dem reichhaltigen Flying Dinner strömten die Besucher in den «Theatersaal».

Endlich, nach zwei Jahren

Den ersten Eindruck bekam man vom Bühnenbild: eine Projektionswand oberhalb der Bühne, und vor allem viele Leitern. Wie kreativ diese eingesetzt wurden, erfuhr man während der ganzen Vorführung. Eine geniale Idee, den Schauspielern auch horizontal Platz zu schaffen. Die Wirkung der Bühnen­bilder wurde von Philipp Wyssling durch seine Arbeit mit dem Licht multipliziert. Der VocalCord wurde 1999 ­gegründet, seit 2011 zeichnen Carola Berendts und Georgina Bachmann für die Regie verantwortlich. In den beiden letzten Jahren konnte coronabedingt keine Aufführung mehr stattfinden.

Während der Pandemie wechselte der Dirigent. Etienne Destraz amtiert heute nicht nur als vom Chor wertgeschätzter Dirigent, er hat auch «Schiiwält» zusammen mit dem Musicalverein geschaffen.

Die Zuschauer wurden mitgenommen auf eine unterhaltsame Reise durch die verschiedenen Stile der Schweizer Musikszene und durch menschliche ­Probleme rund um Liebe, Tourismus, die Übernahme eines Hotels, Frauengruppen in gemeinsamen Ferien und die Arbeit von Journalisten.

Turbulenzen

Alles begann mit einem Missverständnis. Hotelierstochter Conni postete ein Selfie und wechselte den Hintergrund aus. Ergebnis: Sie lachte strahlend vor weissen Schneebergen. Zu Zeiten, wo kein Wintersportort genügend Schnee hatte.

Ihre Eltern machten nach 40 Jahren Ehe endlich ihre Hochzeitsreise ans Meer und hatten ihren drei Töchtern aufgetragen, das Hotel zu managen – was ziemlich turbulent wurde, weil das Selfie vermittelte, es gäbe einzig an ­diesem Ort Schnee. «Ich wott Schnee!» So hiess einer der Songs. Mit weissen Overalls und weissen Lametta-Wedeln wurde Schnee simuliert. Eine Truppe Maler wurde engagiert, um Schnee zu malen. Die angereisten Gäste erlebten einen feuchtfröhlichen Abend und fuhren am anderen Tag mit der Gondelbahn in die Höhe – und hatten einen Riesenspass. Während der ganzen Aufführung versuchte Toni, bei Conni zu landen, was ihm zum Schluss gelang. Die andere Schwester kam schliesslich zur ­Entscheidung, das Hotel von den Eltern zu übernehmen. Mehr sei hier nicht ­verraten.

Hervorragende Leistungen

Erstmals sang der Chor alle Lieder in Schweizerdeutsch – mit einer Ausnahme: Ein Paar, das sich stritt und liebte, intonierte mit hervorragenden Stimmen «Io senza te», bekannt durch Peter, Sue & Marc. Der Schweizer Hit «Tränen» von Florian Ast, «No en Campari Soda», bekannt durch Stephan Eicher, oder das traditionelle Schweizerlied «Luegid vo Bärg und Tal» wurden vom Publikum schnell erkannt. Begeistert wurde zuerst mitgeklatscht, dann applaudiert. Absolut sicher zeigte sich der Chor auch in Sachen Rhythmen, beispielsweise mit dem Song «Sölli – sölli nöd». Perfekt unterstützte dabei das Orchester mit Shanky Wyser, Adrian Bissegger, Marco Bohler und Aaron Forster.

Der Chor war immer in Bewegung. Tänzerisch wurde die Emotionalität der Songs verstärkt, die Choreografie war überzeugend. Zum Schluss kam wieder das Bild der Eltern im Strandkorb auf die Leinwand. Sie bekamen die Erfolgsmeldungen ihrer Töchter per Handy vermittelt und erfuhren, dass ihre Nachfolge im Hotel geregelt sei. «Dann bleiben wir noch», entschieden sie.

Gleich entschied das Publikum. Nach langen Standing Ovations blieb das Publikum, bis es mehrere Zugaben ­bekam, auch den Trio-Eugster-Song «Oh läck du mir!». Man nahm es nicht persönlich und wechselte schliesslich zum reichhaltigen Dessertbuffet.

Weitere Aufführungen des Musicals «Schiiwält»: Samstag, 2. April, 20 Uhr, und Sonntag, 3. April, 17 Uhr, im Üdiker-Huus in Uitikon. Freitag, 8. April, 20 Uhr, Samstag, 9. April, 20 Uhr, und Sonntag, 10. April, 17 Uhr, im Kasinosaal in Affoltern. Weitere Infos unter www.vocalcord.ch.

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